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Landtag, 22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 104

 

Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Danke, Herr Präsident!

 

Zu Ihrer Frage, Frau Abgeordnete. Es wird zur Zeit sowohl in Wien als auch Niederösterreich an einem räumlichen Entwicklungskonzept gearbeitet. In Wien ist das der Stadtentwicklungsplan, in Niederösterreich das Landesentwicklungskonzept. Die Wege sind hier sehr vergleichbar und sehr ähnlich.

 

Das Land Niederösterreich hat den ersten Teil des Landesentwicklungskonzepts, die so genannte Strategie in Niederösterreich, bereits im Landtag beschlossen. Das ist in etwa vergleichbar mit dem Strategieplan, den ich die Möglichkeit hatte, hier vor ein paar Wochen dem Gemeinderat vorzustellen und den wir jetzt in der Stadtentwicklungskommission diskutieren. Darauf aufbauend wird sowohl in Wien als auch in Niederösterreich ein räumliches Leitbild entwickelt, wo die Prinzipien und Grundsätze und Ziele dieser Strategiepläne - der Strategie Niederösterreich und des Wiener Strategieplans - in die räumliche Entwicklung umgesetzt werden. Das Land Niederösterreich wird das räumliche Leitbild in einzelne Viertel aufteilen und bei dieser Diskussion, genauso wie bei der Entwicklung dieser Strategie Niederösterreich, sind die Experten des Landes Wien beigezogen und zu den Fachdiskussionen eingeladen. Und vice versa sind die Experten des Landes Niederösterreich bei unseren Beratungen zum Strategieplan beziehungsweise zum Stadtentwicklungsplan beigezogen.

 

Der Stadtentwicklungsplan 2005 wird sich in einem Kapitel mit den Szenarien, Perspektiven und Leitbildern für die Strategie Wiens in und mit seinem Umland, also mit der Region, mit der Vienna Region, beschäftigen. Die Überlegungen dazu basieren zum Großteil auf den Überlegungen, die in dem Internetprogramm “JORDES“ angestellt worden sind. Hier gehen wir ja Richtung Bratislava und Györ über die Staatsgrenzen hinaus.

 

Wir haben weiters mit dem Land Niederösterreich und mit den Gemeinden rund um Wien vereinbart, dass wir kleinregionale Entwicklungskonzepte erarbeiten, die über die Landesgrenze hinweggehen. Die Entwicklungen gehen ja über die Landesgrenze, über die Stadtgrenze hinaus und es ist daher auch notwendig, sowohl mit der Landesebene, als auch mit den Gemeinden entsprechend Kontakt zu halten.

 

Diese kleinregionalen Entwicklungskonzepte sind für die Donaustadt und das Marchfeld-Süd und für Wien-Nord, also für den 21. Bezirk und Teile des 22. Bezirks Marchfeld-West entwickelt worden. Für die Umsetzung dieser konzeptionellen Vorstellungen soll das Stadtumlandmanagement in den jeweiligen Grenzabschnitten eingesetzt werden und im Rahmen der Planungsgemeinschaft Ost die entsprechende organisatorische Deckung finden.

 

Das ist zusammenfassend die Kooperation, die sich zwischen Wien und Niederösterreich bei der parallelen Erarbeitung des Stadtentwicklungsplans und des Landesentwicklungskonzepts ergeben.

 

Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Chorherr.

 

Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!

 

Diese prinzipiell ja sehr begrüßenswerten Initiativen darf ich projektbezogen mit meiner Zusatzfrage auf den Punkt bringen.

 

Eine wirkliche Bedrohung der Wiener Nahversorgung sind die vor allem in Niederösterreich, aber auch im Burgenland wuchernden riesigen Einkaufszentren. Erst jüngst war wieder ein Artikel, der zeigt, dass Österreich, was Einkaufszentren auf der grünen Wiese betrifft, an der europäischen Spitze steht. Jetzt ist es momentan wirklich Bürgermeistern überlassen, ich nenne es fast Stadtgründungen vorzunehmen. Ich denke an das Parndorfer Outlet-Center, ich denke an den wunderbaren Konsumtempel Excalibur, wo am Wochenende die Leute mit ihren SUVs glücklich hinaufstauen, aber die Kaufkraft auch hinausfliegt.

 

Meine Frage ist: Abgesehen von den konzeptiven Dingen, wo es ja viele gute – ich möchte ein bissel zynisch sagen – nette Konzepte gibt, aber wenn es ums harte Geld für eine Gemeinde geht, dann werden solche Konzepte rasch vergessen, was passiert konkret aus Ihrer Sicht, um dieses Wuchern der Einkaufszentren speziell im Wiener Umland zumindest zu begrenzen? Was tun Sie hier konkret? Können wir hier auf eine Änderung hoffen oder passiert das ohnehin weiter und parallel werden halt weiterhin nette Konzepte geschrieben?

 

Präsident Johann Hatzl: Herr amtsführender Stadtrat!

 

Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Herr Abgeordneter!

 

Die Frage ist natürlich eine, die für die Entwicklung der Region sehr bedeutsam ist. Wir können aber in den letzten Jahren feststellen, dass die Reaktivierung der Wiener Einkaufsstraßen dazu geführt hat, dass sich Kaufkraftabflüsse nicht mehr verstärken. Im Gegenteil, es finden Verlagerungen wieder zurück in die Stadt statt. Das ist das Eine.

 

Und das Zweite: Es finden natürlich Verlagerungen zwischen den peripheren Einkaufszentren statt. Die Shopping City Süd hat nicht mehr diese große Bedeutung. Da gibt es auch Tendenzen, von größeren Detailhändlern wieder komplett weg zu gehen. Dafür entstehen neue Einkaufszentren an anderen Standorten, die dann natürlich in etwa denselben Effekt haben wie die Shopping City Süd. Von Vorteil ist beides nicht.

 

Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass es ganz offensichtlich für die Konsumenten nicht ganz so uninteressant ist, zu solchen Einkaufsmöglichkeiten zu fahren. Offensichtlich hängt das mit einer gewissen Eventkultur und einer Freizeitgestaltung zusammen, die nicht unbedingt meine ist, Ihre, nehme ich an, auch nicht, aber die offensichtlich viele, die in dieser Region wohnen, durchaus schätzen.

 

Die Frage ist dann: Können wir vergleichbare Qualitäten innerhalb der Stadt anbieten, die es nicht notwendig machen hinauszufahren beziehungsweise die solchen Magnetcharakter haben, dass innerhalb der Stadt diese Qualitäten auch zur Verfügung stehen und für die Anreisenden aus Niederösterreich und dem Burgenland

 

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