Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 104
Parteiobmann, ja gesagt, über die Wohnbauförderung muss man nachdenken, man muss neue Wege gehen.
Herr Stadtrat, ich frage Sie daher: Was bedeutet das
„neue Wege gehen“? Heißt das, dass Gusenbauer möchte, dass die Wohnbauförderung
direkt immer im Hoheitsbereich der Länder ist und auch die Steuern dann
eingehoben werden oder bedeutet es, dass man es sich größer denken muss, in
andere Bereiche, in einem Wohnbauverbund Ost mit Wien, Niederösterreich und
Burgenland, dass hier eine Zuteilung erfolgt, weil die Probleme ja nicht an der
Grenze des Wohnbereichs und der Infrastruktur aufhören? Wie sehen Sie das?
Können Sie sich vorstellen, dass auf diese Art und Weise hier eine Neuordnung
erfolgt?
Präsident Johann Hatzl: Herr
amtsführender Stadtrat, in Wirklichkeit haben Sie zwei Fragen. Suchen Sie sich
aus, welche Sie beantworten wollen. (Heiterkeit bei amtsf StR Werner
Faymann.)
Amtsf StR Werner Faymann: Danke, Herr
Präsident.
Die Erklärung, warum der Finanzminister so einen
Vorschlag ventiliert, der dazu führt, dass wir in Wien eine neue Wohnungsnot
haben, ist zwar bemüht, aber da unterstreiche ich halt jenen Teil Ihrer
Ausführungen, wo Sie gesagt haben, die Wiener ÖVP hat hier eine klare Haltung
zur Verteidigung der Wohnbauförderungsmittel.
Im anderen Bereich, zum Herrn Gusenbauer, kann ich
Sie beruhigen. Ich hatte Gelegenheit, auch mit ihm darüber zu reden. Er hat das
auch in vielen anderen Stellungnahmen klargestellt. Es geht um die
Zurückweisung jener Idee, die es in anderen Bundesländern gibt, nämlich
Wohnbauförderungsmittel für Bereiche einzusetzen, die nicht im geringsten etwas
mit dem Wohnbau zu tun haben. Dazu sind nämlich Wohnbauförderungsmittel nicht
da!
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Josef
Wagner.
Abg Josef Wagner (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Stadtrat!
Ich glaube, dass das Bekenntnis aller Fraktionen
nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Bundesländern zur Aufrechterhaltung
der Wohnbauförderung hinreichend dokumentiert wurde. Ich halte die Debatten,
auch diese Anfrage, in Wahrheit für ein bisschen überflüssig, wenn vielleicht
aus taktischen Gründen hier gemeint wird, dass man einmal dem schwarzen
Finanzminister, einmal dem Herrn roten Parteivorsitzenden und anderen Leuten
etwas ausrichtet.
Aber meine konkrete Frage ist: Falls es in den
Finanzausgleichsverhandlungen tatsächlich zu Schwierigkeiten, auch absehbar für
die Zukunft in der Frage der Zuteilung der Wohnbauförderungsgelder kommen
sollte, - die Wohnbauförderungsgelder gibt ja nicht der Bund von seinem Budget
her, sondern wie wir alle wissen, sind es Dienstgeber- und Dienstnehmerbeiträge
der Arbeitnehmer - könnten Sie sich da vorstellen, dass man dann die Forderung
erhebt und vielleicht auch durchsetzen kann, dass die Wohnbauförderungsgelder
in Zukunft direkt den Bundesländern zu Gute kommen und die Bundesländer diese
zweckgewidmet für Wohnbauförderungsmaßnahmen verwenden?
Präsident Johann Hatzl: Herr
amtsführender Stadtrat.
Amtsf StR Werner Faymann:
Grundsätzlich halte ich die Idee, Mittel mit den Ländern zu verhandeln, für
richtig und glaube, dass auch die anderen Bundesländer daran interessiert sein
werden, sich für die Wohnbauförderungsmittel einzusetzen. Das heißt, ich möchte
eigentlich die Vorgangsweise beibehalten, mich persönlich darauf zu verlassen,
dass es hier eine Gemeinsamkeit mit den anderen Bundesländern gibt. Darauf
verlasse ich mich mehr als auf die Positionen des Finanzministers, ganz gleich,
ob er gerade blau war oder schwarz ist oder wo immer er gerade hingehört.
Zur Unterstellung am Anfang, dass wir das aus
taktischen Momenten in der Fragestunde diskutieren, kann ich nur sagen: Es ist
mehr als ein taktischer Moment, wenn wir in dieser Stadt keine Wohnung mehr
bauen könnten. Es ist ein elementares Lebensbedürfnis der Bevölkerung, Wohnungen
zur Verfügung zu haben und auch die Stadterneuerung greift in die elementaren
Lebensbedürfnisse der Bevölkerung so ein, dass das Wort „Taktik“ eigentlich
nicht angebracht ist.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg
Al-Rawi.
Abg Dipl Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Stadtrat!
Danke für die Beantwortung. Wir haben gesehen, dass
so ein Vorstoß eine katastrophale Wirkung auf die Wohnbaupolitik dieser Stadt haben
würde, aber auch für die Bauwirtschaft. Was das für die Erhaltung der
Arbeitsplätze bedeutet, das wissen wir alle.
Nun hoffe ich, dass solche Vorstöße von
Finanzminister Grasser, der ja in letzter Zeit mit Vorschlägen geglänzt hat,
die dann nicht realisiert worden sind - ich denke da an die Steueramnestie, ich
denke da an die glorreiche Idee, Ländern in Europa wegen zu hohem Budgetdefizit
das Stimmrecht zu entziehen -, auch nur eine Schnapsidee bleiben werden und
dass es uns im Rahmen der Ausgleichsverhandlungen gelingen wird, das
abzuwehren.
Sollte es gelingen, diese Wohnbauförderung im vollen
Umfang für Wien zu erhalten, wie sollten diese Mittel in Zukunft verwendet
werden?
Präsident Johann Hatzl: Herr
amtsführender Stadtrat.
Amtsf StR Werner Faymann: Ich
glaube, dass wir jetzt schon beweisen, dass wir diese Mittel sowohl für den
Arbeitsmarkt als auch für die Bevölkerung im Wohnbereich einsetzen, damit wir
das Verhältnis von Angebot und Nachfrage regulieren und damit neue Stadtteile
errichten und große Teile der Stadt sanieren.
Es wird aber in Zukunft sicher die Frage auch der
Subjektförderung eine stärkere Rolle spielen, denn je höher die
Arbeitslosigkeit ist, je geringer die Einkommen der Bevölkerung sind, umso mehr
ist die Hilfe für den Einzelnen notwendig. Also, eine weitere Präzisierung in
der Wohnbauförderung für die sozial Schwächsten in der Stadt ist sicher genau
so vorzunehmen wie die konsequente Verfolgung ökologischer Ziele, wo wir in
einigen Bereichen, etwa in der Sanierung, eigentlich erst am Anfang stehen.
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