Landtag,
20. Sitzung vom 04.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 56
kennen, auch tatsächlich umsetzen zu können.
Dazu brauchen wir als Partnerin auch die Kinder- und
Jugendanwaltschaft, auch beim Thema Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und
auch bei dem Thema, das uns erst vor kurzem medial beschäftigt hat: Wenn es
darum geht, wo Interessen der Kinder bleiben, wenn Eltern ihrer Verantwortung
nicht gerecht werden.
In all diesen Bereichen, in all diesen Tätigkeiten
der Stadt Wien ist uns die Kinder- und Jugendanwaltschaft nicht nur ein
inhaltlich qualifizierter, sondern auch sehr aktiver Partner. In diesem Sinne
bitte ich Sie um Zustimmung zum vorliegenden Tätigkeitsbericht.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. - Zu diesem Tagesordnungspunkt hat sich Frau Abg Jerusalem gemeldet. Ich
erteile ihr das Wort.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Stadträtin!
Wir haben heute den Bericht der Kinder- und
Jugendanwaltschaft vor uns liegen. Wir erhalten ihn jährlich, er ist alle Jahre
wieder von äußerst guter Qualität, er ist übersichtlich, er ist umfassend. Er
braucht sicher viel Arbeit jener, die ihn erstellen, und es ist auch
ersichtlich, dass die Kinder- und Jugendanwaltschaft sehr viel Arbeit leistet
und eine echte Lobby für Kinder und Jugendliche darstellt. Dafür möchte ich
mich auch im Namen der GRÜNEN bei den Kinder- und Jugendanwälten bedanken. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich möchte einige Themen aufgreifen, die in diesem
Bericht beschrieben sind; andere Themen wird später meine Kollegin Claudia
Sommer-Smolik aufgreifen. Ich möchte vor allem aber gleich zu Beginn darauf
hinweisen, dass ich der Meinung bin, dass Wien versagt! Sie werden mir wieder
sagen, das ist zu hart ausgedrückt, aber ich weiß wirklich nicht, wie ich das
abfedern oder lindern könnte. (Abg Godwin Schuster: Jeder hat seine ...! -
Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich bin der Meinung, Wien müsste sehr viel
mehr tun für Kinder und Jugendliche, deren Eltern nicht so viel Geld haben. Für
einkommensschwache Kinder und Jugendliche wird also meiner Meinung nach doch zu
wenig getan, und das ist immerhin erstaunlich in einer Stadt, die so lange von
sozialdemokratischen Stadtregierungen regiert wird.
Ich möchte zum Beispiel erwähnen, dass in jenem
Kapitel, in dem es um Gewalt, um Prozessbegleitung und Psychotherapie geht,
wieder darauf hingewiesen wird, dass die Finanzierung von Psychotherapie, die
notwendig wird, wenn Kinder Opfer von Gewalt werden, so sie nicht schon zu den
Klienten der MA 11 zählen, privat erfolgen muss. Das heißt, dass diese
Eltern und ihre Kinder auf Spenden angewiesen sind. Es kommen auch Spenden,
aber das ist dem Zufall überlassen.
Wir sind nicht der Meinung, dass Kinder, die Opfer
von Gewalt werden, Psychotherapie nur dann erhalten können, wenn sich Spender
dafür finden. Wir sind eindeutig der Meinung, dass dafür die Stadt zuständig
ist und dass es eine Notlage betreffend die psychotherapeutische Versorgung von
minderjährigen Gewaltopfern nie und nimmer geben darf. Daher an dieser Stelle
meine Aufforderung an die Stadt, an die Stadträtin und an die Abgeordneten der
SPÖ, dafür zu sorgen, dass in einem nächsten Budget wieder Geldmittel für diese
Gewaltopfer und deren psychotherapeutische Versorgung zur Verfügung gestellt
werden!
Auch in einem der nächsten Absätze kommt wieder
zutage, wie sehr der Geldmangel in diesem Bereich zuschlägt, nämlich dort, wo
darauf verwiesen wird, dass auch für die Täterkampagne zwecks Prävention
sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen derzeit das Budget noch nicht zur
Verfügung steht. Ich möchte an dieser Stelle wieder vermerken, dass ich hoffe,
dass dieses Budget noch kommt und diese Täterkampagne tatsächlich in vollem
Umfang und so, wie sie konzipiert ist, stattfinden kann.
An dieser Stelle einige weitere Punkte. Ich weiß, wir
haben schon in der Vergangenheit und in der Budgetsitzung darüber geredet, dass
wir GRÜNE immer wieder darauf verweisen, dass derzeit unfaire Einsparungen
stattfinden, die Menschen treffen, die sich selbst aus eigenen Geldmitteln gar
nicht helfen können. Ich sage es Ihnen noch einmal. Ich weiß, es ist
mittlerweile ein Reizthema, aber man muss es immer wieder anführen.
Die Schuleinsparungen im Rahmen der unverbindlichen
Übungen, mitgetragen von der Wiener Stadtregierung, treffen natürlich in erster
Linie wieder Jugendliche, deren Eltern es sich nicht leisten können, privat für
das eine oder andere Angebot zu sorgen. Das können viele Menschen nicht,
deshalb war es auch maximal sinnvoll, dies als unverbindliche Übung im Rahmen
der Schule anzubieten. Es gibt Eltern, die es sich selbst leisten können und
die das Geld haben, um Angebote selbst zu finanzieren, und es gibt Eltern, die
das nicht können. Für diese Eltern und Kinder, die die Geldmittel nicht haben,
sind wir zuständig, als Land, als Stadt, als diejenigen, die Geldmittel aus
Steuermitteln zu verteilen haben.
Es wurden weiters die Zuschüsse für Projektwochen und
Skikurse nunmehr ebenfalls wieder gekürzt. Ich habe an den Schulen nachgefragt,
was das bedeutet, und die Antwort der Lehrerinnen und Lehrer ist ganz klar: Es
werden, während Projektwochen stattfinden, noch mehr Kinder als jetzt nicht
mitfahren können und während dieses Zeitraums in einer anderen Klasse sein, in
der sie eigentlich nichts zu tun haben. Aber Schule muss angeblich sein für
diese Kinder, und manchmal wird es auch stimmen, weil es die Eltern benötigen,
dass die Kinder beaufsichtigt sind. Dann werden wieder einige Kinder nicht
mitfahren, sie werden dasitzen und zu spüren bekommen, dass sie benachteiligt
sind und nicht mithalten können. Es war schon in der Vergangenheit so, dass das
immer wieder Kinder getroffen hat, und jetzt werden es noch mehr sein.
Übrigens ist überhaupt zu
bemerken, dass sich gute, engagierte Lehrerinnen und Lehrer zunehmend dadurch
auszeichnen, dass sie irgendwelche Geldmittel für irgendetwas auftreiben, sei
es für einen Besuch im Haus der Musik - Eintritt, glaube ich, 4 EUR, wenn
ich mich richtig erinnere - oder für Straßenbahnfahrscheine und so weiter.
Diese Lehrer sind jetzt alle damit beschäftigt,
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