Landtag,
20. Sitzung vom 04.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 56
wieder ein eindrucksvolles Beispiel geliefert, indem er heute gleich am Anfang die Schuld und die Zweifel auf die Bundesregierung geschoben hat.
Es ist natürlich auch das Recht einer
Regierungsfraktion, hier zur eigenen Verteidigung alle möglichen
internationalen Studien vorzulegen. Aber Herr Abg Strobl, Herr Klubobmann
Oxonitsch vor allem auch, ich meine doch, Sie haben sich zu Ihrer Verteidigung
heute die falschen Studien ausgesucht. Und der Herr Klubobmann Oxonitsch selbst
hat ja schon gestern in einem Pressedienst aus einer britischen Studie zitiert,
Economist Intelligence Unit, und er hat aber nicht dazu gesagt, dass diese
Studie nicht die Lebensbedingungen der Wienerinnen und Wiener untersucht hat.
Der Herr Klubobmann Oxonitsch hat uns in diesem Pressedienst eigentlich
verschwiegen, dass diese Studie - und ich zitiere jetzt wörtlich daraus – „die
Lebensqualität der ausländischen Führungskräfte in Wien“ untersucht. Ja, Herr
Abg Strobl, auch Sie haben heute aus der Mercer Consulting-Studie zitiert und
auch diese Studie misst natürlich die Lebensqualität der Ausländer. Und auch
Sie, Herr Abg Strobl, haben nicht dazu gesagt, dass diese Studie nach ihrem
eigenen Anspruch die Lebensbedingungen der Einheimischen ja überhaupt nicht
untersucht hat. Meine Damen und Herren, Herr Klubobmann, Sie haben sich daher
heute wirklich die falschen Studien über die Lebensqualität ausländischer
Spitzenkräfte ausgesucht.
Aber ich meine doch, dass Sie Ihre politische Aufgabe
in dieser Stadt hier falsch interpretieren. Ihre politische Aufgabe als
Mehrheitsfraktion ist es doch, die Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener in
dieser Stadt zu verbessern! (Beifall bei der FPÖ.)
Es ist ja auch bei Gott nicht so, dass es keine
Studien zu diesem Thema gäbe. Und es ist natürlich auch das Recht einer
Regierungspartei, aus solchen Studien im Zweifel lieber nicht zu zitieren. Es
ist auch das Recht einer Regierungsfraktion, solche Studien ganz einfach unter
den Tisch fallen zu lassen, etwa die aktuellste Untersuchung der Gesellschaft
für Markt- und Absatzforschung, die erst diese Woche vorgestellt wurde, eine
einheimische Studie, die tatsächlich den Lebensstandard, die Kaufkraft in Wien
und die Arbeitslosigkeit der Wienerinnen und Wiener im Vergleich misst. In
dieser Studie liegt etwa Wels an erster Stelle, dann kommen Krems und Salzburg,
dann die großen Kärntner Städte Klagenfurt und Villach. Wir liegen in dieser
österreichischen Vergleichsstudie, was die Arbeitslosigkeit betrifft, am
19. Platz von insgesamt 24 untersuchten Städten und damit im letzten
Viertel. In dieser Studie schlägt natürlich Ihre falsche Wirtschaftspolitik
durch, weil Wien laufend Kaufkraft verliert, weil Wien laufend Arbeitsplätze
verliert. (LhptmStin Grete Laska: Und die Kaufkraft? Könnten Sie auch die
Kaufkraftstudie zitieren?)
Auch nach den letzten Zahlen, nach den letzten Daten
vom Februar, Herr Klubobmann, ist Wien ja wieder für den gesamten Anstieg der
Arbeitslosigkeit verantwortlich. Wiederum hat Wien den größten Anteil am
Anstieg der Arbeitslosigkeit und es schlägt daher in diesen Zahlen und auch in diesen
einheimischen Studien natürlich Ihre falsche Politik durch. (Abg Christian
Oxonitsch: Na und wie schaut die Kaufkraft aus?)
Herr Klubobmann, ich meine, Sie sollten sich das in
Zukunft wirklich überlegen. Sie sollten sich nicht mehr die falschen Studien
aussuchen, weil Sie als verantwortliche Stadtpolitiker am Lebensstandard der
Wienerinnen und Wiener zu messen sind und gerade hier ist die Stadt wieder
zurückgefallen. (LhptmStin Grete Laska: 1. Platz bei der Kaufkraft!) Sie
müssen sich daher heute einmal mehr von uns ins Stammbuch schreiben lassen,
Wien ist durch Ihre Fehler zum Schlusslicht geworden und der Lebensstandard in
Wien ist durch Ihre falsche Politik wieder gesunken! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Scheed. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Norbert Scheed (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Ich möchte mich bei den Vorrednern vor allem von der
Opposition für die vielen Hölzerln bedanken, die Sie da geworfen haben. Die
fünf Minuten reichen bloß nicht aus, um auf alle einzugehen. Fallweise habe ich
schon das Gefühl gehabt, es war irgendwie auch nicht bekannt, von welcher
Studie hier die Rede ist. Es ist immer von Lebensgefühl gesprochen worden. Auch
das Lebensgefühl der Wienerinnen und Wiener wurde erst kürzlich in einer
umfassenden Feldstudie mit sensationellen Ergebnissen der Zufriedenheit der
Wienerinnen und Wiener mit ihrer Stadt erfasst. Diese Studie, über die wir hier
gesprochen haben, ist die Lebensqualitätsstudie.
Bei dieser Lebensqualitätsstudie
ging es nicht um das Gefühl von Menschen, sondern da ging es um Hard Facts, um
Kriterien, die untersucht wurden, wie: Politische Verhältnisse, soziales
Umfeld, wirtschaftliches Umfeld, soziokulturelles Umfeld, medizinische
Versorgung und Gesundheit der Lebensbedingungen, Schule und Bildung,
öffentliche Dienstleistung und Verkehr, Erholungsräume, Qualität der
Konsumgüterversorgung, Wohnen und Umwelt. In diesem Ranking liegt Wien mit
106 Punkten einen halben Punkt hinter Genf und Zürich, also nicht
abgeschlagen und zurückgefallen, sondern in Wirklichkeit gleichauf an der
Spitze aller untersuchten Städte!
Ich sage, Wien liegt verdienterweise an der Spitze
all dieser untersuchten Städte, weil das - und das können Sie wegzureden
versuchen, solange Sie wollen - eine Leistung der Wiener Stadtpolitik ist. Wien
liegt an der Spitze aufgrund dieser Politik und trotz der Bundespolitik! Wenn
man sich die internationalen Rankings ansieht, dann sieht man, dass Österreich
derzeit bedauerlicherweise im Abstieg befindlich ist, etwa beim
Wirtschaftswachstum, und Österreich muss sich für die Mängel in der aktiven
Arbeitsmarktpolitik rügen lassen. Also überall dort, wo die Bundesregierung
verantwortlich ist, sind wir sozusagen in einer negativen Tendenz, während wir
dort, wo es um Wien geht und die Wiener Politik tatsächlich greift, sehen, dass
wir uns im Aufstieg befinden. (Beifall bei der SPÖ.)
Gerade zu den Hard Facts wäre
Herrn StR Schock
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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