Landtag,
17. Sitzung vom 27.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 66
Landwirtschaftskammer ganz einfach an der falschen Stelle.
Denn die Landwirtschaftskammer ist einerseits die
Interessensvertretung der Betriebe, andererseits Förderungs-Abwicklungsstelle,
und die Schwerpunkte, die zu setzen sind, die Pläne, die Konzepte, die zu
machen sind, wären doch in erster Linie eine Arbeit der Politik, das heißt die
sollten die Gesetze, die Verordnungen und Richtlinien erlassen, die die Rahmen
abstecken sollen für die Art und Weise, wie in Wien Landwirtschaft stattfinden
soll und kann.
Das wäre Sache der Politik, wo die
Landwirtschaftskammer natürlich ihre Empfehlungen und ihr Wünsche anbringen
kann, aber in erster Linie wie gesagt, ist dies Aufgabe der Politik.
Nichtsdestotrotz ist dieser Bericht ein sehr gelungener und wir nehmen diesen
Bericht daher gerne zur Kenntnis. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll:
Nächster Redner ist Herr Abg Zimmermann. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Paul Zimmermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Präsidentin! Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bevor ich direkt zum Bericht der
Landwirtschaftskammer komme, doch noch ein paar Worte zu den Ausführungen, die
hier erfolgt sind.
Interessant ist sehr wohl, dass sich sowohl in dem
Bericht der Landwirtschaftskammer – die Damen und Herren, (Der Redner sieht, dass nur Herren auf der Galerie sitzen.) die
Herren begrüße ich da oben auf der Galerie -, als auch in dem Bericht von Kollegen
Kluscarits, etwas findet, das richtig zu stellen ist. Denn wenn du vorhin vom
Vertreiben gesprochen und uns damit bezichtigt hast, dann würde ich eher Herrn
Kiesling und vor allem den Bund meinen, denn es war der Bund, der dort die
MA 49 vertrieben hat.
Ich sage es noch in Schilling, damit alle Damen und
Herren des Landtages das hören können: Wir haben dort 1 500 Schilling
pro Hektar an Pacht bezahlt und der Bund ist von heute auf morgen auf
5 000 Schilling in die Höhe gegangen. Und das ist, lieber Rudi,
Vertreiben der Landwirtschaft, das ist existenzgefährdend, Kollege Gerstl, auch
wenn Sie noch so finster schauen, das stimmt leider Gottes und ich würde auch
finster schauen. Die Betriebe dort, das ist Landwirtschaft gewesen, dass muss
man auch dazusagen. Und wir werden alles tun, damit dort auch die
Landwirtschaft bleiben wird. Gefordert ist dort natürlich eine Veränderung des
Bodens, das heißt der Flächenwidmung von Grünland auf Bauland und dem werden
wir nicht zustimmen.
Das kommt nicht in Frage, und ich habe das mehrmals
mit dem Herrn Stadtrat, aber auch mit dem Bezirksvorsteher besprochen und die
haben das mehr als einmal bestätigt. Es wäre halt schön gewesen, wenn man das
halt auch irgendwo gelesen hätte.
Zum nächsten, das ist die Ablösung. Ach, das ist doch
interessant und das muss man auch den Damen und Herren des Landtages mitteilen:
Es gibt tatsächlich unten in Simmering drei Gärtner die abgesiedelt werden
wollen, aber nicht um den Betrag, den jetzt der Grund hergibt nämlich als
landwirtschaftgewidmet, sondern natürlich als Bauland, weil, wie Sie alle
wissen, der Grundstückpreis ein wesentlich höherer ist.
Und jetzt kommt das Interessante, meine Damen und
Herren! Vor einigen Jahren wurde das wieder rückgewidmet. Das war nämlich dort
Bauland und wurde auf Grund dieser Leute, die jetzt abgesiedelt werden wollen,
wieder rückgewidmet.Das bedeutet, wir haben dort genau das getan, was vor allem
die Bauern, beziehungsweise die Gärtner tun wollten, wohl wissend, dass dort
immer schon ein Industriebetriebsgeländer zum Teil war. Und das ist auch noch
etwas Interessantes und das sollte man auch nicht verheimlichen, wenn man schon
oft genug über solche Sachen redet.
Das wundert mich auch, dass darüber ebenfalls nichts
im Bericht der Landwirtschaftskammer drinnen steht. Dass nämlich sehr wohl dort
viele Betriebe sind, die Privatbetriebe sind, Industriebetriebe sind und da
höre ich kein Wort, dass das schlechte Betriebe sind, nur dann, wenn es um eine
notwendige Müllverbrennungsanlage geht, die uns zum Teil der Bund vorschreibt,
dann sind wir die Bösen, dann ist die Stadt Wien die Böse, und das lehne ich
mit Entschiedenheit ab. So kann es nicht sein, dass andere die Guten sind und
dann wenn etwas notwendig ist und der Bund es vorschreibt, sind wir die Bösen.
Das muss ich mit aller Entschiedenheit zurückweisen. (Beifall bei der SPÖ.)
Noch ein Wort ist von mehreren Rednern bereits
gefallen, nämlich, dass die Betriebe weniger werden, das ist richtig. Nur
interessant ist auch, und dankenswerterweise haben sie es auf Seite 11 in einem
kleinen Kapitel stehen, dass es zum Beispiel 1999 noch 300 Saisonarbeitskräfte
gab, obwohl die Betriebe weniger wurden, im Jahr 2002 waren es 800
Arbeitskräfte.Das muss doch auch mit einer Produktionssteigerung einhergehen,
das muss doch Hand in Hand gehen.
Es kann doch in Wirklichkeit nicht sein, dass man
weniger Betriebe hat, aber dann trotzdem mehr Arbeitskräfte benötigt. Daher
glaube ich schon, dass man sich das einmal genauer anschauen muss, denn die meisten
Betriebe werden von anderen übernommen. Da kommt noch etwas dazu, was Sie halt
leider auch nicht wissen können: Die Stadt Wien hat auch Grundstücke
verpachtet, zum Beispiel Weingärten, und die nicht mehr übernommen wurden. Der
Betrieb hat aufgehört, aus welchen Gründen auch immer, und die Stadt Wien hat
40 Hektar dieser Weingärten übernommen, um sie jetzt selbst zu bewirtschaften.
Hatte die Stadt Wien bis dato 35 Hektar, sind es jetzt um 40 mehr. So, auch das
muss man dazu sagen, weil wir eben größten Wert darauf legen, dass diese
Gebiete nicht umgewidmet werden in Bauland, sondern Grünland bleiben.
Und jetzt, meine Damen und Herren, komme ich eigentlich zu
dem, was ich schon vorhin sagen wollte: Die heutige Debatte ist deswegen
entstanden, nicht nur deswegen allein, weil es die ÖVP so sehr verlangt hat,
sondern ich möchte schon darauf hinweisen, dass in diesem Haus vier Parteien
nicht für diesen Landwirtschaftsbericht, sondern für das
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular