Landtag,
17. Sitzung vom 27.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 66
auch die Möglichkeit einer bautechnischen Lösung gibt, die
auch in anderen Ländern praktiziert wird, wo man die älteren Menschen in ihrem
Bewegungsdrang überhaupt nicht einschränkt, aber sie sich sozusagen in
bestimmten Räumen im Kreis bewegen und dann aus dem Realbereich nicht raus
kommen. Also, da bin ich keine Fachexpertin, das kann ich nicht entscheiden,
ich möchte nur anmerken, es gibt sehr viele mögliche Lösungen, aber alle diese
Lösungen können wir erst dann mit einer bestimmten Rechtssicherheit anwenden,
wenn der Bund endlich handelt.
Ich schließe meine Ausführungen nun mit einer kurzem
Bemerkung ab, die an die Adresse des Herrn Volksanwalts Stadler gerichtet ist:
Mir ist in früheren Jahren immer wieder aufgefallen, dass es gerade im Bereich
der Einbürgerungsverfahren, der mitunter ein sehr arbeitsintensiver und
rechtlich kniffliger Bereich ist, immer wieder Beanstandungen gegeben hat, und
zwar nicht wenige. Und sie haben immer Zuwanderer betroffen, die um die
österreichische Staatsbürgerschaft angesucht haben und die infolge dieser oder
jener Rechtsauslegung, die von der Volksanwaltschaft kritisch beleuchtet wurde,
entweder die Staatsbürgerschaft gar nicht bekommen haben oder oft wirklich über
mehrere Jahre hinweg hingehalten wurden und sie nicht bekamen.
Und Herr Volksanwalt Schender war in diesem Fall sehr
engagiert und auch wirklich ein wertvoller Partner auf diesem Gebiet zur
Schaffung von Rechtsicherheit für die Betroffenen. Nun fällt mir auf, dass das
verschwunden ist. Das war letztes Jahr nicht mehr im Bericht zu finden und
heuer ist im Bericht eigentlich nur der Fall eines Vater, der nicht wollte,
dass seine leiblichen Kinder die Staatsbürgerschaft bekommen.
Und so hätte ich die Frage an ihn zu richten, ob es
denn der Fall ist, dass die Magistratsabteilung 61 in der Zwischenzeit derart
gut arbeitet, dass Beschwerden und Beanstandungen ausgeblieben sind und alle so
zufrieden sind, dass sie sich nicht mehr an die Volksanwaltschaft wenden, oder
was sonst dazu geführt hat, dass diese Fälle alle gänzlich verschwunden sind.
Ich hoffe, ich bekomme auch eine Antwort. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Pof Erika Stubenvoll: Als
nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau Abg Korosec. Ich erteile ihr das
Wort.
Abg Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Volksanwältin! Herr Volksanwalt! Frau
Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist sehr schön, mit Menschen für Menschen zu
arbeiten und auch in vielen Fällen helfen zu können. Und jeder, der mich gut
kennt, weiß daher, dass ich sehr gerne Volksanwältin war und ich habe in dieser
Zeit Erkenntnisse gesammelt und Erfahrungen gemacht, die ich in einer Zeit als
Politikerin in dieser Intensität und in dieser Realitätsbezogenheit nicht
erlebt habe.
Ich habe es nachgelesen: Im Oktober 1999 bin ich hier
als damalige Vorsitzende der Volksanwaltschaft gestanden, das war der 20.
Bericht, und ich freue mich daher sehr, dass ich heute als Abgeordnete dieses
Hauses über den 24. Bericht sprechen kann. Und es ist mir, aber auch meiner
Fraktion, ein besonderes Bedürfnis, der derzeitigen Vorsitzenden, Frau
Rosemarie Bauer, Herrn Volksanwalt Dr Kostelka und auch Herrn Volksanwalt Mag
Stadler, der heute nicht anwesend ist, für die engagierte Arbeit zu danken, die
sie im Interesse der Wienerinnen und Wiener leisten, geleistet haben und auch
laufend leisten. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Dank gilt aber auch selbstverständlich allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Volksanwaltschaft. Ich weiß das auch aus
sechsjähriger Erfahrung, wie engagiert und mit welch sozialer Kompetenz die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Fälle behandeln und sich wirklich sehr
bemühen, in Einzelfällen und natürlich auch bei Systemfehlern, zu helfen.
Und wenn man die Berichte der Volksanwaltschaft genau
liest, so stellt man fest, dass sie ein Gradmesser für die Art und Weise sind,
wie die Verwaltung mit den Bürgerinnen und Bürgern umgeht, denen Sie dienen
soll. Und ich meine auch, dass die Wienerinnen und Wiener die Volksanwaltschaft
zum Sprachrohr machen und unsere Aufgabe als Politikerinnen und Politiker ist
es, sehr genau zuzuhören, wo gibt es Sorgen, wo kann man etwas verbessern, wo
muss man etwas verändern.
Und natürlich bedaure ich wieder, dass bei einer
solchen Diskussion, wenn es um Kontrolle geht, leider Gottes die
Mehrheitsfraktion dieses Hauses, die natürlich für die Gesetze als
verantwortlich zeichnet, nicht anwesend ist, weil Kontrolle etwas ist, was sie
einfach nicht gerne hören. (Beifall bei der ÖVP.)
Und damit sind wir beim 24. Bericht. Beim 24. Bericht
gibt es 771 Beschwerden, eine starke Erhöhung gegenüber dem Bericht 2001
mit 436 Beschwerden. Es wäre aber ungerecht und es wäre auch falsch, jetzt zu
meinen, die Verwaltung habe sich so verschlechtert.
Für das Ansteigen gibt es mehrere Gründe. Der erste
Grund ist - so meine ich und das sehe ich sehr positiv -, die Bürger werden
immer mündiger und die Bürger wollen verstärkt Kontrolle. Und der zweite Punkt,
die wieder eingeführte Sendung “Ein Fall für den Volksanwalt“ trägt natürlich
auch zum Ansteigen der Beschwerdefälle bei, denn je näher die Volksanwaltschaft
zum Bürger kommt - und in diesem Fall kommt sie sogar ins Wohnzimmer -, umso
mehr Informationen sind vorhanden und desto häufiger wird die Institution
beansprucht. Und das, meine Damen und Herren, ist gut so. (Beifall bei der
ÖVP.)
Aber eines ist doch signifikant feststellbar, und
auch die Frau Kollegin Vassilakou hat darauf hingewiesen: Gerade in den Bereichen
Sozialhilfe, Jugendwohlfahrt, Gesundheitswesen, haben sich die Beschwerdefälle
verdoppelt, und das ist schon ein Alarmzeichen. Noch dazu, wo gerade über diese
beiden Ressorts, das Ressort der Stadträtin Laska und das Ressort von Frau Dr
Pittermann, auch von den Oppositionsparteien in den letzten Monaten sehr viel
diskutiert und sehr viel Kritik geübt wurde. Also, man sieht hier durchaus eine
gewisse Übereinstimmung.
Und in allen Berichten, die ich von der Volksanwaltschaft
kenne - und das ist immerhin seit 1995 -, wird
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