Landtag,
16. Sitzung vom 26.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 35
dargestellt, dass Wien unter
den Ländern die Nummer 1 sei. Da gebe ich Ihnen Recht, die Nummer 1
bei den Negativzahlen, die Nummer 1 als Schlusslicht in allen Trends,
nämlich in allen Bereichen, denn wenn ich die Bereiche hernehme, dass Wien bei
einem Bevölkerungsanteil von 19,3 Prozent in Österreich einen
Arbeitslosenanteil insgesamt von 34,7 Prozent hat in diesen Staat und wenn
ich dann hergehe und das aufteile, dass davon insgesamt nämlich bei den
Langzeitarbeitslosen Wien überhaupt 55,8 Prozent Gesamtanteil hat und bei
den Arbeitslosen der Über-50-jährigen 40,9 Prozent Gesamtanteil, bei der
Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr 17 Prozent Anstieg hat, wo
in Kärnten gleichzeitig minus 15 Prozent zu verzeichnen sind, ja dann frage ich
mich, was kann ein Freiheitlicher Landeshauptmann Haider, was ein Roter
Landeshauptmann Häupl in Wien nicht kann.
Da gibt es einen Unterschied. Und der Unterschied ist
klar auf der Hand liegend, dass dort, wo ein Freiheitlicher Landeshauptmann regiert,
die Arbeitslosenzahlen besser werden und hier in dieser Stadt schlechter
werden. (Beifall bei der FPÖ. – Abg Mag Sonja Wehsely: Aber bitte!)
Und natürlich ist der desaströse Arbeitsmarkt in Wien
auch eine Situation, die Sie mit zu verschulden haben. Wenn man zu wenig in den
Wirtschaftsstandort investiert, dann hat man halt Probleme. (Abg Godwin
Schuster: Wer hat diese Probleme!) Wenn die Stadt Wien und das Land Wien
nicht interessant genug ist für Betriebe aus dem Ausland, dass sie sich hier
ansiedeln, dann darf man sich nicht wundern, dass natürlich Jobs fehlen und
wenn Jobs fehlen und Arbeitsplätze fehlen, darf man sich nicht wundern, wenn
Lehrplätze fehlen und zu wenige Lehrplätze vorhanden sind. (Abg Josefa
Tomsik: Zum Großteil in Wien!)
Das ist Ihr Beitrag, da müssen Sie ansetzen und nicht
immer nur von der Bundesregierung wieder Maßnahmen einfordern, wenn es diese ja
ohnedies gibt. Und es gibt Maßnahmen von Seiten der Bundesregierung und es ist
ja heute angesprochen worden. Der Bund hat in diesem Jahr alleine 80 Millionen
EUR zusätzlich zum Förderbudget für das AMS zur Verfügung gestellt, zusätzlich.
Und das Lehrlingsauffangnetz ist ja schon in Auftrag, sodass dann Ende
September 5500 Lehrlinge aufgefangen werden. Es ist schon in Auftrag.
Ob wir das Lehrlingsstiftung nennen, ob wir es
Lehrlingsauffangnetz nennen, das sind ja Namensbegrifflichkeiten. Wichtig ist,
dass den Menschen geholfen wird, und wir helfen den Menschen, das macht den
Unterschied aus. Bringen Sie auch Ihren Beitrag ein. (Beifall bei der FPÖ.)
Und weil heute angesprochen worden ist die
Schulausbildung, die Hauptschule. Ja, wer hat denn die letzten 20 Jahre in
diesem Bereich die Hauptschule ausgehöhlt und ruiniert? Nun, wer war denn das.
Waren das nicht SP/VP - Bildungsminister, die die Hauptschule ausgedünnt haben.
(Abg Franz Ekkamp zeigt auf die FPÖ und die ÖVP.) Das ist ja bitte das,
was wir von Ihnen übernommen haben, wo wir heute feststellen müssen, dass die
Ausbildung in der Hauptschule nicht mehr existent ist, ja! (Abg Franz
Ekkamp: Hören Sie, da drüben sitzen sie!) Ja, seit 1986 hat es schwarze
Minister natürlich auch in dem Bereich gegeben. Aber Sie waren als die
Hauptregierungspartei natürlich mitverantwortlich und hauptverantwortlich für
diesen Bereich.
Und es ist natürlich so, dass die Hauptschule durch
die sozialistischen Schulmodelle, die Sie halt vorgegeben haben in dieser
Regierung, (Abg Josefa Tomsik: Wir haben eine Gesamtschule!) die Sie
halt vorgegeben haben in dieser Regierung, die Hauptschule im Bildungsbereich
ausgedünnt wurde. Und heute haben wir halt keine jungen Menschen mehr, die in
diesen Bereich hineingehen wollen, heute will halt jeder mit der Matura
abschließen.
Heute will jeder in diesem Bereich, im Realgymnasium,
unterkommen und nicht mehr die Hauptschule besuchen, weil er weiß, dass er
keine Chance mehr hat sonst in diesem Land oder die Chancen minimiert werden.
Und das ist ein Problem. Und das Problem sollte man auch offen ansprechen. Und
natürlich gibt es auch andere Probleme in diesen Bereichen, wie eben
angesprochen vom Kollegen Chorherr, dass Sie durch die Einführung der
Kommunalsteuer gerade jene Betriebe belasten, die Lehrlinge aufnehmen.
Und zum Abschluss vielleicht eines zur Festhaltung.
Wenn Beschäftigungsbewilligungen für ausländische Arbeitskräfte für Betriebe
gegeben werden, die nicht bereit sind Lehrlinge aufzunehmen, dann sollte man
vielleicht einmal da ansetzen und nur jene Betriebe, die Lehrlinge aufnehmen,
sollen auch ein Recht haben, ausländische Arbeitskräfte anzustellen. Da müssen
wir vielleicht einmal andenken oder etwas umdenken. (Abg Godwin Schuster:
Wir haben ja die Quote!) Ja, aber ich sage, da sollten Sie sich auch einmal
einbringen und solche Forderungen sehen und solche Forderungen auch
artikulieren, dann wäre uns auch gedient. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Römer: Als nächste
Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau Abg Frauenberger. Ich erteile es ihr.
Abg Sandra Frauenberger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das, was wir hier hören, ist für mich in weiten
Teilen eigentlich eine sehr ignorante Verweigerung von Realitäten. Es ist das
Nichterkennen des Weges der Bundesregierung, nämlich kaputt zu sparen im
Sozial-, Bildungs- und Arbeitsmarktbereich und auch wenn Sie es zum Beispiel
nicht mehr hören können, so ist das doch eine Realität, mit der wir zu leben
haben und ich möchte meine Zeit gerne dafür nutzen, Ihnen einmal darzulegen, wie
wir uns diese ganze Sache vorstellen.
2 690 lehrstellensuchende Jugendliche und im
Sinne des Gender Mainstreaming sind das 1057 Mädchen und 1633 Burschen, und das
ist eine mehr als drastische Situation, es ist eine dramatische Situation mit
der wir da konfrontiert sind.
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