Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 51
Veranstaltungen handelt, als sie zu heben. Und wir
machen es ihnen jetzt mit diesem neuen Initiativantrag schwer, im öffentlichen
Raum und durchaus auch im Rahmen des Schutzes von Anrainerinnen- und Anrainerbedürfnissen
zu veranstalten.
Lassen sie mich auf die Frage der Tanzsteuer
eingehen. Sie alle kennen das Thema. - Herr Oxonitsch gähnt. Aber ich kann es
Ihnen nicht ersparen, Herr Oxonitsch. Es mag schon sein, dass Sie nicht mehr so
viel auf Veranstaltungen gehen, die tanzsteuerpflichtig sind. Aber für jene
Leute, die in dieser Stadt diese Veranstaltungen besuchen, und jene, die sie organisieren,
handelt es sich hier tatsächlich um eine Schikane.
Die Tanzsteuer, die Vergnügungssteuer auf
Tanzveranstaltungen, ist ein absurdes Relikt, ein Dinosaurier aus dem letzten -
um nicht zu sagen vorletzten - Jahrhundert, und sie ist einer Stadt wie Wien,
die doch gerne etwas für die Kultur tun will, wirklich nicht angemessen. Im
letzten Jahr hatten wir eine Vereinheitlichung der Tanzsteuer auf der
Tagesordnung des Landtages, bei der von einem sehr seltsam komplizierten System
auf ein etwas einfacheres System umgestellt wurde. Aber wir sagen, das ist uns
zu wenig, das war damals schlicht eine Mogelpackung. Wir fordern ganz klar die
Abschaffung der Tanzsteuer, haben in diesem Sinne heute in der Früh auch einen
schriftlichen Antrag eingebracht und hoffen, darüber im Finanzausschuss zu
diskutieren und hier sicherzustellen, dass die Tanzsteuer, die so viele
Veranstalter in dieser Weise beeinträchtigt, tatsächlich abgeschafft wird.
Um Ihnen zu dokumentieren, dass das nicht eine reine
Idee der GRÜNEN ist, sondern ein Anliegen aller Veranstalter und
Veranstalterinnen in dieser Stadt, lese ich Ihnen, nur kurz zur Erinnerung, die
Liste der Veranstalter vor, die im Dezember 2001 noch einmal ganz eindeutig
gesagt haben: Wir wollen die Abschaffung dieser Tanzsteuer! Ich lese ihnen die
Liste derjenigen vor, die das unterschrieben haben: Arena, Bassland, BCO,
Cicada Productions, Club Massiv, Converse, Crazy, DocLX, FLEX, Infectious
Living Solutions, Kunstwerk, Megawatt, Porgy & Bess, Promoters Group,
Rhiz - Blue Box, Sicom Productions, SMILE Events, SUB Club, Swingtime
Entertainment, Trife Life, WIRR, Volksgarten und ZOOM Enterprises. Das ist eine
ziemlich beeindruckende, lange Liste von Leuten, die in dieser Stadt wichtige,
spannende, teilweise kommerzielle und teilweise auch nicht kommerzielle
Veranstaltungen machen. Wir sollten diese ernst nehmen, wenn sie sagen: Die
Tanzsteuer stellt ein ernsthaftes Problem für die kulturelle Vielfalt in dieser
Stadt dar!
Darüber hinaus gibt es ein
großes Problem für all jene, die diese Veranstaltungen machen, diese auch
ordnungsgemäß anzumelden. Das ist gar nicht so einfach. Alle diejenigen, die
das schon einmal probiert haben, wissen, dass man da hin und her laufen und
Formulare ausfüllen muss. Es ist nicht so, dass sich die Stadt hier als
Dienstleistungsunternehmen verstehen würde, das sagt: wir wollen, dass diese
Veranstalter etwas machen, und deshalb ermöglichen wir es ihnen ganz einfach,
das zu tun!, sondern man macht es möglichst kompliziert und schwierig.
Das führt dann zu so absurden Fällen wie jenem, den
ich Ihnen im Gemeinderat schon einmal erzählt habe. Da geht es um einen jungen
Mann, Georg Stejskal, der einen Verein hat, mit dem er in einem Atelier hin und
wieder kleine Veranstaltungen macht. Und es begab sich, dass an einem dieser
Abende ein paar Leute mit dem Kopf gewippt haben, als die Veranstaltungspolizei
kam. Diese hat behauptet: Da wird getanzt. - Aber da wurde nicht getanzt!
Was ist passiert? Herr Stejskal hat ein sehr mühsames
Verfahren auf sich nehmen müssen, und im Endeffekt hat er 479 EUR Strafe
zu bezahlen gehabt, die er nicht bezahlen konnte und für die er fast ins
Gefängnis gehen musste, weil er das Geld nicht aufbringen konnte. Das ist kein
kommerzieller Veranstalter gewesen, sehr geehrte Damen und Herren, sondern ein
kleiner Kulturverein, der hier schikaniert wird - schlicht schikaniert wird! (Abg
Heike Trammer: Aber das kennen wir doch schon, Frau Kollegin! Das sind alte
Hüte, die Sie hier erzählen!)
Na, erzählen Sie mir nicht, dass Sie uns nicht oft
Dinge erzählen, die Sie schon einmal erzählt haben! Es geht hier auch um den
Hinweis darauf, dass diese Dinge für die Stadt sehr wichtig sind. Dass Sie kein
Verständnis dafür haben, wundert mich nicht, sehr geehrte Kolleginnen und
Kollegen von der FPÖ. Aber die Sozialdemokratie ist hier mein Ansprechpartner,
und von ihr würde ich mir etwas anderes erwarten. (Abg Godwin Schuster: Was
haben Sie gemacht ...?)
Der vorliegende Initiativantrag ist aus mehreren Gründen
problematisch: nicht nur, weil es sich hierbei um das sehr seltsame Mittel des
Initiativantrags handelt, sondern auch, weil hier nicht das geschehen ist, was
normalerweise in so einen Fall passieren sollte, nämlich dass man sich mit den
Betroffenen zusammensetzt, ein korrektes Verfahren macht, Stellungnahmen
einholt et cetera. Stattdessen ist es ein Initiativantrag, der uns als
Opposition in einem Nachtrag zum Kulturausschuss vorgelegt wurde und zu dem im
Kulturausschuss noch nicht einmal etwas gesagt werden konnte. (Abg Godwin
Schuster: Und was haben Sie gemacht im konkreten Fall? Ob Sie da etwas gemacht
haben?)
Entschuldigen Sie bitte, worüber reden Sie? (Abg
Godwin Schuster: Frau Ringler! Was haben Sie als Mandatarin gemacht, außer
geredet?) Was habe ich getan? (Abg Godwin Schuster: Sagen Sie es! Wo
sind Sie tätig geworden? Ich rede von Stejskal!) Ich habe mich sehr darum
bemüht, unter anderem sicherzustellen, dass Herr Stejskal Geld bekommt, um
diese 479 EUR ... (Zwischenrufe bei der SPÖ und den GRÜNEN.) Genau,
wir haben uns um diesen Fall sehr bemüht! (Abg Godwin Schuster: Und wo? Wo
haben Sie sich bemüht?)
Jetzt komme ich zu dem Initiativantrag. (Abg Godwin
Schuster: Ich möchte wissen, was Sie gemacht haben!) Dieser Initiativantrag
ist eine weitere Einschränkung all jener, die in dieser Stadt Veranstaltungen
machen. Einerseits - und das möchte ich durchaus positiv erwähnen
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