Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 51
10 000 Kinder auch in kirchlichen Organisationen
und hier wird Rücksicht genommen. Das halte ich für positiv, aber das sollte
man auch in einem Gesetz verankern. Gerade in einer multikulturellen und
multireligiösen urbanen Gesellschaft dient es auch der Integration religiöser
Menschen, wenn ein so bedeutsamer Begriff, eben "religiös", als Wert
anerkannt und damit geschützt wird. (Beifall
bei der ÖVP.) Denn nicht einmal erwähnt zu werden, das kann auch als
nichtexistent, nicht von Wichtigkeit gewertet werden.
Der Novelle werden wir zustimmen und ich hoffe, dass
dieser Zusatzantrag ins Gesetz Eingang findet. (Beifall bei der ÖVP)
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll: Als Nächste zum Wort gemeldet ist die Frau
Abgeordnete Mag Wehsely. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Mag Sonja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Also zunächst einmal freue ich mich, dass wir heute
diese Änderung offensichtlich einstimmig beschließen werden. Es geht darum,
dass für alle Bereiche, auch für die privaten Träger, die in unserer Stadt den
kleinsten Teil der Versorgung übernehmen, keinesfalls durch die Gesetzänderung
und durch die neue Verordnung Probleme entstehen, da sie - und das ist heute
schon ein bisschen angesprochen worden - ja eine massive Verbesserung zur ursprünglichen
gesetzlichen Lage und zur ursprünglichen Verordnung aus dem Jahr 1967
darstellt und wir sehr stolz sein können, hier jetzt wirklich ein modernes
Kindertagesheimgesetz und eine moderne Kindertagesheimverordnung für unsere
Kinder zu haben.
Vielleicht ein paar Punkte zu meinen Vorrednerinnen.
Frau Kollegin Sommer-Smolik! Ich verstehe hier diesen
Anwurf oder diese Kritik nicht ganz, denn es ist so, dass rund
180 Änderungen von Gruppen pro Jahr vorgenommen werden, natürlich auch von
einer Art in die andere, von einer Kindergartengruppe in eine Krippe oder
umgekehrt, wie eben der Bedarf ist. Dabei kommt es sowohl zur Eröffnung von
weiteren Gruppen, wenn der Bedarf da ist, aber natürlich auch zur Schließung
von Gruppen, wenn der Bedarf nicht da ist. Es ist so, dass wir in der neuen
Verordnung die Höchstzahlen in den Gruppen deutlich gesenkt haben, dass aber
die Höchstzahlen auch in dieser Größenordnung deshalb wichtig sind so wie sie
sind, weil unser absolut vorrangiges Ziel ist, zu jedem Zeitpunkt in dieser
Stadt Vollversorgung herstellen zu können. Das heißt ich halte überhaupt nichts
davon, jetzt in einer Phase, wo man sagt, okay, jetzt sind es vielleicht
weniger Kinder, hier Zahlen einzufügen, die vielleicht in zehn Jahren überholt
sind. Ich sage ja, Sie wissen es, dass die alte Tagesheimverordnung aus dem
Jahr 67 war. Also das ist keine Gesetzesmaterie oder Verordnungsmaterie,
der man sich alle zwei, drei Jahre nähert. Ich halte nichts davon, wenn wir
dann auf Grund dessen, dass sich demografisch etwas anders entwickelt, die
Verordnung ändern müssen.
Sie werden, nehme ich an, so wie ich viel in
Kindertagesheimen sein und werden daher auch wissen, dass in vielen
Kindertagesheimen schon zur Kernzeit diese Gruppengröße nicht erreicht wird.
Insbesondere in den Randzeiten - und die Randzeiten sind vor 8.00 und nach
15.00 Uhr - wird diese Gruppengröße in der Regel nicht erreicht. Ich
glaube, dass diese Flexibilität seitens der MA 11A auch sehr wichtig ist,
dass man eben auf die unterschiedlichen Situationen und auch unterschiedlichen
Bevölkerungsentwicklungen reagiert.
Frau Kollegin Korosec! Zu Ihrer Meinung es ist
Tatsache, dass es hier ein Gesetz und eine Verordnung gibt, die etwas mit der
Allmacht der SPÖ zu tun haben, das finde ich recht originell, denn diese Art
hatten wir auch in der Zeit der Koalition mit der ÖVP in der letzten
Legislaturperiode und in vielen, vielen anderen Bereichen. Also das ist
überhaupt nichts Besonderes, dass es ein Gesetz gibt, das den Rahmen beschreibt
und eine Verordnung, die dann von der Landesregierung beschlossen wird. Das ist
kein Spezifikum des Kindertagesheimwesens, das gibt es in vielen Bereichen, wo
Sie auch in der Zeit, wo Sie hier mitregiert haben, durchaus zugestimmt haben.
Zur Frage der Lobeshymnen zur neuen Verordnung. Also
wir waren beide bei dieser Veranstaltung. Meine Erinnerung daran ist die, dass
natürlich die VertreterInnen - es waren vor allem Frauen der Berufsgruppen -
ihre Berufsgruppe vertreten haben, dass aber die größte Kritik, die es dort
gab, die Politik der Bundesregierung betroffen hat, wo aber meistens jeder Satz
damit begonnen hat: Über das ist es eigentlich sinnlos zu diskutieren, denn die
verstehen sowieso nicht, was die Probleme der Menschen sind. Das war sozusagen
die Hauptbotschaft und es war auch eine sehr große Kritik, dass es vom Bund
keine Mittel mehr für Kinderbetreuung gibt.
Wenn Sie sagen, dass hier ein Nachdenkprozess
eingesetzt hat, finde ich das auch eine originelle Sichtweise, weil dieser
Nachdenkprozess auf Bundesebene offenbar nicht stattfindet, denn
Nachdenkprozess heißt nämlich Begutachtung. Es gab eine Begutachtung zum Gesetz
und dann noch zur Verordnung. Da gab es sehr, sehr viele begründete Anregungen,
Veränderungswünsche, von denen der Magistrat in der Vorbereitung zum Entwurf
dieser Verordnung sehr viel eingearbeitet hat und das wurde dann so von der
Landesregierung auch beschlossen. Ich nenne es nicht Nachdenkprozess. Das ist
der normale Vorgang einer Begutachtung. Im Bund ist das anders.
Da ist Begutachtung sozusagen
nur pro forma irgendwas und passieren tut dann nichts. In Wien haben wir hier
eine andere Tradition.
Die Schweizer Studie ist
eine sehr gute Studie: Kindertagesheime zahlen sich aus. Jawohl. Ich möchte da
nicht weiter darauf eingehen. Das ist selbstverständlich richtig und ich würde
mich freuen, wenn es möglichst bald die Hunderttausend fehlenden
Kindergartenplätze gibt, die Österreich weit fehlen. Vielleicht können Sie da
ein bissel auf die anderen Bundesländer einwirken, insbesondere aber auch auf die
Bundesregierung. Vielleicht gibt es wieder einmal Geld für Kinderbetreuung.
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