Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 51
leichtfertig umgegangen wurde. (Beifall
bei der FPÖ.)
Herr Stadtrat! Gezielte Stichproben
wären das Mindeste gewesen, was wir uns von einer ordentlichen Amtsführung
erwartet hätten. Sie sind daher politisch dafür verantwortlich, dass in Ihrem
Ressort grenzenloses Vertrauen statt strenger Kontrolle geherrscht hat!
Und Herr Kollege Stürzenbecher:
Wenn Sie heute so getan haben, als hätte Wiener Wohnen richtig reagiert und
sofort und rasch dadurch Maßnahmen gesetzt, dass es die Staatsanwaltschaft
alarmiert haben, dann kann ich Ihnen nur entgegenhalten: Das ist das Mindeste,
was man in dieser Frage dann zu tun hat, wenn der Kommissar Zufall Regie führt,
dann, wenn hier unglaubliche Unterschlagungen aufgedeckt werden. Und Sie wissen
ganz genau, hätte man das nicht an die Staatsanwaltschaft herangetragen, dann
hätte man damit eine neuerlich strafrechtlich relevante Handlung gesetzt.
Ich verstehe auch
überhaupt nicht, warum die Stadt Wien die Beteiligung an der GSD eingehen will
ohne von den anderen Gesellschaftern zumindest eine teilweise
Schadenswiedergutmachung zu verlangen. Ich habe auch eine diesbezügliche
Klarstellung in der heutigen Fragestunde und in der heutigen Aktuellen Stunde
etwa vom Herrn Stürzenbecher vermisst.
Ihnen kann ich jedenfalls
zusichern: Wir werden an der lückenlosen Aufklärung des Skandals rund um die
GSD mit all den politischen Mitteln, die wir für angemessen erachten und die
uns dafür zur Verfügung stehen, mitwirken. (Beifall bei der FPÖ)
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist der
Herr Abgeordnete Mag Schieder.
Abg Mag Andreas Schieder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Die Stadt Wien wählt seit Jahren erfolgreich den Weg,
externe Baubetreuer dort einzusetzen, bei Bauvorhaben, bei Sanierungsvorhaben,
wo vor allem ein extremer Aufwand zu tätigen ist, der vor allem auch in der
intensiven Mieterbetreuung liegt und dieser Weg wurde ja in den letzten Jahren
erfolgreich beschritten. Ich sage nur auch drei Beispiele, die die namhafte Firma
ja auch erfolgreich abgewickelt hat: den Karl-Marx-Hof, den Engels-Hof und den
Reumann-Hof. Zur Zeit betreut ja die GSD drei Baustellen, nämlich im
12. Bezirk, im 14. Bezirk und im 16. Bezirk.
Es ist auch noch zu erwähnen, dass über dieses Modell
der externen Baubetreuer in den letzten fünf Jahren ein gesamtes Finanzvolumen
von 3,3 Milliarden EUR in die Sanierung geflossen ist. Nur dass man
hier auch die Dimensionen richtig hat, wenn man dann auch die Veruntreuung in
Relation setzt.
Wiener Wohnen hat - und das ist die Wahrheit der
Geschichte - im Zuge der Kontoabrechnung, also im Zuge der Kontrolle, die
Wiener Wohnen obliegt, den Fehlbestand von zirka 4,3 Millionen EUR
entdeckt. Und lieber Herr Serles, es war immer in den Zeitungen auch von rund
4 Millionen EUR die Rede. Es war eben Wiener Wohnen, das diesen
Fehlbetrag entdeckt und daraufhin sofort reagiert hat, und sofort die
Wirtschaftspolizei und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat. Es ist ja
daraufhin auch der Geschäftsführer sofort geständig gewesen und hat zugegeben,
dass er das Geld genommen und im Casino verspielt hat und ist natürlich auch
sofort ins Gefängnis gekommen und wartet dort auch auf sein Verfahren.
Ich glaube, er hat auch
zugegeben, dass er treuhändige Kontogelder verwendet hat. Das Wesen eines
Treuhänders ist, dass man ihm quasi auch die Verwaltung dieser Gelder
treuhändig überlässt. Ein Missbrauch dieses treuhändigen Verwaltens ist, wenn
man die Gelder nimmt und ins Casino geht und sie dort verspielt. Damit ist auch
hier die Sachlage wohl eindeutig.
Eine Frage, die ich mir
schon stelle ist: Wie kann es passieren, dass ein Mann Unmengen von Geld ins
Casino trägt und dort verspielt und die Casinos in der Wahrnehmung ihrer
Pflicht diesen Mann nicht sperren, damit er nicht ins Casino gehen kann? Aber
das ist wohl nicht Gegenstand der Debatte hier.
Was hat Wiener Wohnen
weiterhin sofort gemacht?
Es hat sofort alle Konti gesperrt, die mit dieser
Gesellschaft zu tun haben. Es wurde angewiesen, dass Auszahlungen für laufende
Bauvorhaben nur mehr nach direkter Vorlage der Rechnungen bei Wiener Wohnen
gegeben werden und es wurde sofort die Öffentlichkeit umfassend und komplett
informiert. Wichtig war es eben
1. die Gerichte sofort einzuschalten, um das einem
rechtlichen Weg zuzuführen,
2. die laufenden Projekte, die drei angesprochenen
Sanierungen nicht zu gefährden und
3. den Schaden vor allem von den Mieterinnen und
Mietern abzuhalten, weil ja die wohl am unschuldigsten zu dieser Sache kommen.
Es gab natürlich die Möglichkeit, die Firma in den
Konkurs zu schicken, indem man die Forderungen einfach stellt. Allerdings ist
dann das Geld sicher verloren und es stehen die Baustellen längere Zeit still
und es würden uns die Mieter überhaupt nicht danken, sondern es würde auf
großes Unverständnis stoßen, es würden Arbeitsplätze verloren gehen und es
würde auch technisches und betreuerisches Know-How, das es in der Firma gibt -
die Firma hat ja zum Glück nicht nur den spielsüchtige Geschäftsführer, sondern
auch fleißige Leute -, verloren gehen. Daher gilt es nach Möglichkeit auch
einen Konkurs dieser Firma zu vermeiden.
Deshalb hat der zuständige Gemeinderatsausschuss
Wiener Wohnen ermächtigt zu prüfen, ob
1. die Forderung, die wir gegenüber dieser Firma
haben, in eine Beteiligung der Firma umzuwandeln ist, weil so ein Teil des
verlorenen Geldes wieder zurück erwirtschaftet werden kann und
2. auch garantiert wird, dass die laufenden Projekte
weiter geführt werden und die Mieter nicht nur auf einer staubigen Baustelle
wohnen, sondern dass diese Baustelle auch ihr Ende findet und die Häuser
saniert werden.
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