Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 83
Sarajevo im Krieg, dann wird mir wirklich Angst und Bange.
Das haben sich die Wiener Bürgerinnen und Bürger nicht verdient! (Beifall
bei der FPÖ.)
Lassen Sie mich jetzt, damit hier die Emotionen nicht
höher werden, versöhnlich enden. (Abg Josefa Tomsik: Sie sind ein Gegner der
Gewerkschafter!) Lassen Sie mich versuchen, versöhnlich zu enden. (Abg
Josefa Tomsik: Sie sind gegen gewerkschaftliche Errungenschaften! Da hört man
unqualifizierte ...!) Lassen Sie mich wenigstens versuchen, hier einen
versöhnlichen Schluss zu finden. Wenn ich mir Sie anschaue, liebe Kolleginnen
und Kollegen von der SPÖ (Abg Godwin Schuster: Was macht die FPÖ, wenn der
Bundeskanzler mit den Sozialpartnern nicht spricht?), den Herrn Driemer auf
der einen Seite, der hier im Gemeinderat langweilig, aber doch 40 Minuten
redet (Abg Godwin Schuster: Was macht denn die FPÖ, wenn der Bundeskanzler
mit den Sozialpartnern nicht spricht?), und die Herren Haberzettl, Kaske und
Nürnberger, die Aufwiegler, auf der anderen Seite, die die Menschen und
Arbeitnehmer verhetzen und die Republik, das Land, die Stadt mit Streik
überziehen wollen, dann sage ich Ihnen: beides probiert, kein Vergleich! (Abg
Josefa Tomsik: Herr Kollege Serles, das ist wirklich eine Gemeinheit!
Haberzettl als Aufwiegler! Haberzettl und Nürnberger!) Mir ist der
langweilige Driemer im Gemeinderat mit einem Plakat aus den fünfziger Jahren
allemal lieber als diese Aufwiegler auf der Straße, die die Menschen gegeneinander
aufhetzen wollen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)
Daher, liebe Freunde von der SPÖ: Lasst uns darüber
diskutieren, leidenschaftlich darüber diskutieren (Abg Godwin Schuster: Was
machen Sie, wenn der Bundeskanzler nicht diskutieren will? - Weitere Zwischenrufe
bei der SPÖ) - "Genossinnen und Genossen" habe ich eh nicht
gesagt, sondern "Freunde von der SPÖ" -, lasst uns darüber
diskutieren, leidenschaftlich, sachlich hart, aber verschont uns und die Bürger
dieses Landes mit diesen völlig überzogenen Streikdrohungen! (Beifall bei
FPÖ und ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gemeldet ist Herr Abg Hundstorfer. Ich erteile es ihm.
Abg Rudolf Hundstorfer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Sie haben jetzt ein Schauspiel erlebt, wie eine
Partei ganz bewusst nur noch ein Juniorpartner ist. Herr Dr Serles, ich bin in
vielen Dingen bei Ihnen: diskutieren, entwickeln. Wissen Sie, was sich heute um
9 Uhr früh im Bundeskanzleramt abgespielt hat? (Abg Franz Ekkamp: Nein,
weiß er nicht!) Der Herr Vizekanzler ist nicht einmal eingeladen worden,
obwohl gestern ausgemacht wurde, dass er beim Gespräch dabei ist. Herr
Präsident Leitl - er hat mit der SPÖ, glaube ich, nichts zu tun - und Herr
Präsident Verzetnitsch wurden vom Herrn Bundeskanzler nach 50 Minuten
verabschiedet mit dem Hinweis: "Die Demonstranten habt ihr auch schon
mitgebracht." Er hat nur eines vergessen: Die Demonstration, die vor
seinem Zimmer stattgefunden hat, war eine Schülerdemonstration mit Kindern
gegen die Abschaffung der zwei Stunden. (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.)
Dies nur, damit wir das wissen: Ihr Herr Vizekanzler
hat nicht einmal dabei sein dürfen, und Sie wollen sich hierher stellen und
einen Dialog fordern? (Abg Gerhard Pfeiffer: Das ist skandalös, dass ihr
jetzt schon Kinderdemonstrationen veranstaltet! Das ist ungeheuerlich!) Da
sitzt eine Partei, die die Präpotenz hat, dem Wirtschaftskammerpräsidenten und
dem Präsidenten des Österreichischen Gewerkschaftsbundes die Türe zu weisen,
und "Speed kills" ist die Devise! (Abg Gerhard Pfeiffer: Es ist
ungeheuerlich, Kinderdemonstrationen zu organisieren! So weit sind wir schon!)
Was haben
sie denn in Wahrheit dem Herrn Bundeskanzler heute auf den Tisch gelegt? Sie haben
dem Herrn Bundeskanzler auf den Tisch gelegt die Zusage: Sozialer Friede in
diesem Land - eines unserer höchsten Güter! Das ist diesem Herrn Bundeskanzler
Wurscht gewesen. (Abg Gerhard Pfeiffer: Das können Sie nicht sagen!) Das
Einzige, was er hören wollte, war: Bekomme ich am 1. 1. 2006 einen um
eine Milliarde verringerten Bundeszuschuss, ja oder nein? Das war das Einzige,
was diesen Bundeskanzler heute interessiert hat! (Abg Walter Strobl:
Gusenbauer hat auch ...! - Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Herr Pfeiffer! Sie als Vertreter der Wirtschaft
sollten zu Ihrem Herrn Präsidenten gehen und sich einmal anhören, was dort
heute wirklich passiert ist. (Abg Gerhard Pfeiffer: Aber die lassen sich
nicht manipulieren!) Sie sind vor die Tür gesetzt worden! Wir haben uns
gestern mit der ... (Abg Mag Thomas Reindl: Die Wahrheit tut weh! - Abg
Gerhard Pfeiffer: Die lassen sich nicht manipulieren!) Sie wissen ja nicht,
was los war. Wir, der Kollege Driemer und ich, waren ja gestern dabei, Sie
waren nicht dabei. Hofrat, du bist dort nicht dabei, sei mir nicht böse! (Heiterkeit
und Zwischenrufe bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Wir - das
Präsidium der Bundeswirtschaftskammer Österreichs, alle Bundessektionsobleute
aller Sparten der Bundeswirtschaftskammer und alle Gewerkschaftsvorsitzenden -
sind gestern zwei Stunden an einem Tisch gesessen und haben ein gemeinsames
Programm zur Absicherung des sozialen Friedens in diesem Land beschlossen.
Dieses Programm wurde verworfen. Ihr Vizekanzler ist nicht einmal mehr eingeladen
gewesen, mit ihm musste heute Nachmittag ein Spezialtermin ausgemacht werden,
weil er beim Herrn Bundeskanzler nicht mehr dabei sein darf. Das ist die
Realität in diesem Lande!
Weil Sie
von einem Streikbeschluss des Herrn Haberzettl und so weiter sprechen, darf ich
Sie aufklären. Es ist ein einstimmiger Beschluss des ÖGB-Bundesvorstands mit
der Stimme Ihres freiheitlichen Arbeitnehmervertreters. (Zwischenruf des Abg
Dr Wilfried Serles.) Mit seiner Stimme und mit der Stimme ... (Beifall
bei der SPÖ.) An dem Beschluss der Gewerkschaften ... (Abg Gerhard
Pfeiffer: Sie behaupten, es gibt einen Streikbeschluss?)
Lesen Sie doch bitte die APA-Meldungen! Wozu sitzen Sie denn
hier, Herr Pfeiffer? Bitte, das darf doch
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