Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 83
zwar genauso, wie das die Bundesverfassung vorsieht, weil
Verfassungswidrigkeit vorliegt diesen Beschluss, der hier gefasst wurde,
beeinsprucht. Und das wäre eigentlich für uns eine Chance gewesen, hier in
Hearings, in intensive Gesprächen einzutreten und tatsächlich ein
Integrationspaket zu schnüren, um gesetzes-, verfassungskonforme Regelungen zu
bringen.
Ich glaube, die Stadt Wien könnte sich einiges gerade
bei der Integrationspolitik des Innenministers abschauen. (Abg Josefa
Tomsik: Das Integrationspaket, wie es die Bundesregierung gemacht hat, das
wollen Sie!) Ich glaube, dass hier sehr vieles Wien auch aufgreifen sollte.
(Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Das glauben Sie ja selber nicht!) Ich kann
hier auch einige Punkte anziehen.
Warum geschieht etwa in der Schulpolitik nicht mehr?
Warum wird nicht endlich das Kindergartenjahr, das Gratiskindergartenjahr vor
dem Schuleintritt eingeführt? Eine Forderung, die mein Kollege Walter Strobl
seit vielen Jahren bringt.
Was geschieht eigentlich in der Wohnbaupolitik? Was
geschieht eigentlich in der Stadtplanungspolitik? Warum müssen 60 Prozent
der Türken in Substandardwohnungen wohnen?
Das sind Dinge, die Sie als SPÖ zu verantworten
haben! Das sind Dinge, um die Sie sich herumdrücken! Das ist die Wahrheit! (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Es wäre gut, wenn sich
tatsächlich die Wiener SPÖ um die Integration der ausländischen Mitbürger
kümmern würde. Das wäre gut so. (Abg Godwin Schuster: Sagen Sie das der
Gehrer!) Herr Kollege Schuster, Sie haben doch seit Jahrzehnten die
Verantwortung in dieser Stadt. Warum lösen Sie diese Probleme nicht? Warum
machen Sie irgendwelche Lösungen, aber nicht die für die Menschen, die in diese
Stadt gekommen sind? (Abg Godwin Schuster: Der Kindergarten, eine
Bildungseinrichtung!) Herr Kollege Schuster! Ich weiß, dass Sie das einfach
nicht bezahlen wollen von Seiten der Stadt Wien! Sie drücken sich darum! Setzen
Sie endlich Maßnahmen und nutzen Sie die Situation! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Wiener SPÖ
legt hier einen Entwurf vor, der zwei verschiedene Arten von Wahlrecht
vorsieht. Diese unterschiedliche Wahlrechte sind nicht nur desintegrierend,
polarisierend, sie sind unsachlich und falsch. Weil dass die einen Bezirksräte
Mitglieder der Bauausschüsse werden können, die anderen nicht, dass die einen
Bezirksvorsteher werden können und die anderen nicht, dass die einen
Bezirksvorsteherstellvertreter werden können und die anderen nicht, das ist
eine skurrile, eine falsche, eine unsachliche Lösung. (Beifall bei der ÖVP.
– Abg Josefa Tomsik: Also das ist ja die größte Heuchelei! – Abg Godwin
Schuster: Was hat das mit dem Wahlrecht für alle zu tun?))
Ich appelliere daher an die SPÖ, tatsächlich etwas
für die Integration in dieser Stadt zu tun. Ich appelliere an die SPÖ und an
die GRÜNEN, sich am Rechtsstaat zu orientieren, gerade das, was die
Bundesregierung getan hat, nämlich auf den Rechtsstaat hinzuweisen. (Abg
Dipl Ing Martin Margulies: Jetzt reden Sie einmal sachlich!) Lieber Herr
Kollege Margulies! Lesen Sie einmal das, was die Bundesregierung gesagt hat.
Lesen Sie dazu auch Kommentare, zum Beispiel vom ehemaligen Leiter des
Verfassungsdienstes dieses Hauses, dann werden Sie erkennen, dass dieser
Entwurf, wie er vorliegt, einfach verfassungswidrig ist. (Beifall bei der
ÖVP und des Abg Mag Hilmar Kabas. – Abg Dipl Ing Martin Margulies: Sie sind ja
ein Experte in diesem Bereich!) Herr Kollege Margulies, Sie werden es nicht
wissen: Ich habe unter anderem über Verfassungsrecht auch Lehrveranstaltungen
gehalten. Ich kenne mich in diesem Bereich aus. Ich weiß, dass zwischen uns ein
sehr großer Niveauunterschied besteht. Ich bin froh, dass ich mich nicht auf
dieses Niveau begeben muss, das hier in den Zwischenrufen zum Ausdruck gekommen
ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das, was wir als
Wiener Volkspartei tun werden, ist, darauf hinzuwirken, dass tatsächlich
Schritte der Integration in den verschiedensten Bereichen geschehen. Das, was
wir selbstverständlich auch tun werden, ist, auf die Rechtsstaatlichkeit
hinzuweisen. Dazu gehört auch, dass wir den Weg zum Verfassungsgerichtshof
gehen werden, und dazu gehört auch, das einzumahnen, und das tun wir mit einem
Beschluss- und Resolutionsantrag, den ich gemeinsam mit meinem Kollegen
Wolfgang Ulm einbringe, dass das, was eigentlich schon vom Herrn
Landeshauptmann vor längerem versprochen worden ist, umgesetzt wird, dass hier
Gespräche mit den Parteien darüber geführt werden, dass auch den
Zweitwohnsitzern in Wien das Walrecht eingeräumt wird. Hier ist die SPÖ seit
zwei Jahren säumig. Hier hätte etwas zu geschehen. Diesen Beschlussantrag darf
ich hiermit einbringen. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Abgelehnt!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch da sieht
man das Demokratieverständnis einzelner Zwischenrufer. Abgelehnt. Das heißt, es
gibt keine Diskussion, es gibt ein Oktroy. Das ist nicht das
Verfassungsverständnis, das wir haben, das Verständnis vom Rechtsstaat. Unser
Verständnis ist eine Situation der Integration, der Rechtsstaatlichkeit.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Von diesem Bekenntnis
zur Rechtsstaatlichkeit werden Sie uns nicht abbringen. Sie werden uns nicht
davon abbringen, dass wir für Integration eintreten und dass wir gegen
Parallelgesellschaften in dieser Stadt eintreten werden. Wenn Sie diesen Weg
einschlagen, dann werden Sie das weiter tun, was Sie in den letzten Monaten
getan haben: nur Lippenbekenntnisse zur Integration abzulegen. Das ist ein
falscher Weg. Bitte gehen Sie diesen Weg nicht weiter. Er wird aber letztlich
vom Wähler abgestraft werden. (Beifall bei der ÖVP, ironische Heiterkeit bei
der SPÖ. – Abg Dr Kurt Stürzenbecher: So wie bei der letzten Gemeinderatswahl,
nicht wahr?)
Präsident Johann Hatzl: Zu Wort
gemeldet ist der Abg Kabas.
Abg Mag Hilmar Kabas (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr
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