Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 83
Die Abgen Mag Schmalenberg, Reinberger und Blind haben
gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend Schutz
der Wiener Abwasserentsorgung eingebracht. Diesen Antrag weise ich dem
Ausschuss für Umwelt zu.
Die Abgen Mag Wehsely, Malyar, Genossinnen und
Genossen haben gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage
betreffend Änderung des Wiener Kindertagesheimgesetzes eingebracht. Diesen
Antrag weise ich dem Ausschuss für Bildung, Jugend, Soziales, Information und
Sport zu.
Die Abgen Dr Michael LUDWIG, Malyar, Genossinnen
und Genossen haben gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage
betreffend Änderung des Wiener Veranstaltungsgesetzes eingebracht. Diesen
Antrag weise ich dem Ausschuss für Kultur und Wissenschaft zu.
Vor Sitzungsbeginn sind von Landtagsabgeordneten des
Grünen Klubs im Rathaus vier, vom ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien zwei und
vom Klub der Wiener Freiheitlichen drei Anträge eingelangt.
Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich
bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt.
Nach Beratung in der Präsidialkonferenz nehme ich
folgende Umstellung der Tagesordnung vor: Die Postnummern 3, 2, 1, 4 und 5
werden in der von mir genannten Reihenfolge verhandelt.
Da, wie ich sehe, gegen diese Umreihung kein Einwand
erhoben wird, werde ich so vorgehen.
Hohes Haus! Der Herr Landeshauptmann hat sich gemäß
§ 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend "Europäische
Integration – Konvent – Erweiterung" zum Wort gemeldet. Ich darf bemerken,
dass seine Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist, und erteile ihm nunmehr
das Wort.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geschätzte Mitglieder des Wiener Landtags! Meine Damen und Herren!
Die alten und die neuen Mitgliedsländer der
Europäischen Union, aber auch die europäischen Länder, die heute noch nicht in
der Union Mitglieder sind, stehen vor der großen und wichtigen Aufgabe, dieses
gemeinsame Europa in Richtung wirtschaftliche Prosperität, soziale
Gerechtigkeit, Demokratie und Frieden gemeinsam weiterzuentwickeln. Die
aktuelle Debatte um die europäische Verfassung bietet auch für uns die
Möglichkeit, Wien einmal mehr europapolitisch zu positionieren - so wie wir
dies auch schon bisher erfolgreich getan haben.
Meine Damen und Herren! Am 12. Juni 1994 haben
zwei Drittel der Wiener und Wienerinnen Ja zu einem Beitritt Österreichs zur
Europäischen Union gesagt. Dieses Ergebnis sollte die höchste Zustimmungsrate
der damaligen Beitrittsländer Österreich, Finnland und Schweden bleiben. Damit
war der Weg frei für Österreichs Beitritt zur Europäischen Union, ein Beitritt,
der in eine der bislang intensivsten Phasen der europäischen Integration fiel.
Das vom früheren Kommissionspräsidenten Jacques Delors
entworfene und nachhaltig betriebene Projekt der Schaffung eines einheitlichen
Wirtschaftsraums, des europäischen Binnenmarkts, hat die in den achtziger
Jahren in Österreich verantwortlichen Politiker auf allen Ebenen dazu
veranlasst, über die künftige Rolle und Position Österreichs in Europa
nachzudenken. Nach intensiven und - das sei an dieser Stelle auch gesagt -
kontroversiellen Diskussionen wurde schließlich im Juli 1989 der berühmte
Brief um Aufnahme in die damaligen Europäischen Gemeinschaften in Brüssel
übergeben.
Das Jahr 1989 stellt aber nicht nur aus
innenpolitischer Sicht Österreichs ein wesentliches historisches Datum dar,
sondern vor allem auch aus europäischer Perspektive. Es hätten wohl nur wenige
geglaubt, dass noch am Ende des 20. Jahrhunderts der Eiserne Vorhang fällt
und sich für die Staaten des Ostblocks die Perspektive einer Integration in die
Europäische Gemeinschaft, der Freiheit und der Demokratie eröffnet.
Für Österreich ging es nach 1989 rasant vorwärts. Es
dauerte gerade bis zum Februar 1994, um die Verhandlungen um eine
Mitgliedschaft erfolgreich abzuschließen. Dies war vor allem Ergebnis der
Entschlossenheit und der Zusammenarbeit der politisch Verantwortlichen auf
allen Ebenen, sei es im Bund, sei es in den Ländern und in den Städten und
Gemeinden.
Hiezu kam das Engagement der Sozialpartner und - dies
sei auch angesichts aktueller Diskussionen gesagt - eine hoch motivierte
Beamtenschaft und letztlich auch eine Informationsarbeit, die Pro und Kontra
einer Mitgliedschaft offen diskutierte. Das gemeinsame Ziel einer
Mitgliedschaft wurde dabei von den politisch Verantwortlichen nicht aus den
Augen gelassen. Die deutliche Zustimmung der Österreicher und Österreicherinnen
bei der Volksabstimmung im Juni 1994 ebnete schließlich den Weg für den
Beitritt Österreichs zur Europäischen Union mit 1. Jänner 1995.
Warum erwähne ich dies hier eingangs? - Nicht zuletzt
aus aktuell gegebenem Anlass, den politischen Ereignisse in Österreich, dem
Verhältnis Europas zu den Vereinigten Staaten und den innereuropäischen
Diskussionen über die Rolle Europas in der Welt sowie den Diskussionen im
Konvent um die Vertiefung der Europäischen Union, um die Ausarbeitung einer
"Europäischen Verfassung" wegen. Von 1989 bis heute hat sich viel
getan in Europa. Halten wir kurz inne und analysieren wir, welch weiten Weg wir
in Europa im letzten Jahrzehnt hinter uns gebracht haben. Nur derjenige, der
seine Geschichte kennt, kann seine Gegenwart und seine Zukunft aktiv gestalten.
Meine Damen und Herren! Das Konzept und die Schaffung eines
einheitlichen Binnenmarkts, eines Raums ohne Grenzen für Personen und Waren
bildete gleichsam den Startschuss für weitere vertiefende Integrationsschritte.
Und auch wenn es hier noch viel zu tun gibt, gerade in den Bereichen Soziales
und nachhaltige Entwicklung, war die ökonomische Integration einmal mehr die
Triebkraft zur weiteren politischen Integration. Hand in Hand mit dem
Binnenmarkt ging das Konzept der Schaffung einer gemeinsamen Währung, des Euro,
und damit verbunden die Einrichtung einer europäischen
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