Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 83
Präsident! Meine Damen und Herren!
Zuerst einmal eine kurze Info an den grünen Klub:
Frau Abg Pilz hat behauptet, sie hätte an die Wiener Gebietskrankenkasse geschrieben
und es wäre keine Antwort gekommen. Das stimmt nicht: Es gibt eine E-mail an
den grünen Klub (Abg Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Man muss es halt
lesen!) vom 16. April, 11.58 Uhr, in der mitgeteilt wurde, dass
diese Behauptung nicht stimmt und dass diese Bestimmung aufgehoben wurde und
die Menge dieser Heilbehelfe, die ältere Menschen brauchen, verdoppelt wurde.
Ich bitte also auch die grünen Abgeordneten, sich in ihrer Fraktion ausreichend
zu informieren.
Uns hier vorzuwerfen, wir hätten keine soziale
Verantwortung, das ist, so kann man, glaube ich, sagen, wirklich fast ein
Skandal, denn gerade die Sozialdemokraten waren es immer, die das soziale
System in dieser Stadt entscheidend mitbestimmt und aufgebaut haben, ein
System, das letzten Endes für uns alle wirksam ist. In Würde altern möchte ja
jeder von uns. Was wünscht man sich eigentlich? - Man wünscht sich Sicherheit,
Gesundheit, eine Pension, mit der man sich auch einige Wünsche erfüllen kann,
den Kindern etwas geben kann, den Enkeln etwas geben kann - das sind die
Wünsche der älteren Generation.
Und was wollen wir, wenn wir einmal krank sind? - Wir
wollen eine gute ärztliche Betreuung, ein Spitalsbett mit Qualität, und bei
Pflegebedürftigkeit eine liebevolle Pflege und Betreuung, und wenn es geht, in
der eigenen Wohnung - das ist schon klar und das wünscht sich auch jeder von
uns -, und wenn nicht, dann eben in einer qualitätsvollen Einrichtung.
Das bietet Wien alles, meine Damen und Herren, und
Sie kennen es und Sie wissen es - gerade auch all jene von Ihnen, die in der
Geriatriekommission sitzen. Wir besuchen ja auch immer wieder die Pflegeheime.
Sie wissen es, dass wir diese qualitätsvollen Einrichtungen bieten und dass
auch die Einsamkeit in Wien bekämpft wird. Es war schon unter Zilk ein großes
Anliegen und ist es natürlich auch unter Häupl, dass Menschen in Wien nicht
einsam sein müssen. Deshalb haben wir doch die geriatrischen Tageszentren
geschaffen! Wir haben sie uns in ganz Europa angeschaut und haben sie in Wien
in einer Qualität auf die Beine gestellt, die man wirklich als vorbildlich
bezeichnen kann. Ich verstehe daher diese Jammerei hier nicht, dass es in Wien
- gerade in Wien! - den Senioren so schlecht gehen soll.
Gerade unsere MandatarInnen waren es, die immer
wieder darum gekämpft haben, dass Verbesserungen gemacht werden. Ich kann mich
noch sehr genau erinnern, wie wir mit Kollegin Neck-Schaukowitsch das
Heimhilfegesetz diskutiert haben, wie wir eine Ausbildungsschiene für die
Heimhelferinnen geschaffen haben, damit sie eben auch besser für ihre Arbeit
qualifiziert sind. Das nenne ich soziale Verantwortung! (Beifall bei der
SPÖ.)
Aber die ÖVP Wien hat ja dieses Thema heute gewählt,
weil ihre Wähler und ihre Mandatare selbst verunsichert sind. Weil Sie, meine
Damen und Herren von der ÖVP, sich mit Ihren Forderungen bei der
Bundesregierung nicht durchsetzen, kommt Ihnen die Oppositionsrolle in Wien
entgegen: Da kann man jetzt in Wien alles fordern, was Sie bei Ihrer eigenen
Regierungsmannschaft nicht durchsetzen.
Es ist ja geradezu originell, dieses Thema heute zu
wählen, wo wir vor dem größten Pensionsraub in der Zweiten Republik stehen: Am
Ende ihres Arbeitslebens würden älteren Arbeitnehmern 20 Prozent und
jüngeren Arbeitnehmern sogar 40 Prozent ihrer Pension weggenommen - und
das in einem der reichsten Länder der Erde! Das ist reine Geldbeschaffung,
meine Damen und Herren, um die Lücken zu füllen, die der Herr Finanzminister im
Budget hat.
Wir stehen vor einem gesellschaftlichen Umbauprozess,
den diese Regierung einleitet und durch den sie den sozialen Zusammenhalt
massiv gefährdet - und wir reden hier heute über das, was in Wien alles
"schlecht" ist. Tausende empörte Anrufe von Pensionisten zeigen, dass
die Senioren sehr wohl um ihre Lebensqualität und um ihre Lebensplanung
fürchten. Das Vertrauen in das bestehende System ist zutiefst erschüttert. Wir
müssen uns zum Beispiel auch fragen: Wo ist die Frauenministerin, Frau
Rauch-Kallat - sie ist ja einst auch hier im Gemeinderat gesessen -, und was
sagt sie den Frauen, die die größten Nachteile in dieser Pensionsreform zu
erwarten haben?
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend):
Sie haben noch eine Minute Redezeit.
Abg Erika Stubenvoll (fortsetzend):
Ein Altern in Würde ist für viele nicht zu erwarten. (Abg Heinz Hufnagl: Trefflich
heiraten ist angesagt!) Die Pensionsreform ist jedenfalls sozial
unausgewogen, und das wissen die Arbeitnehmerorganisationen der ÖVP genauso wie
wir alle. Es werden außerdem die erfolgreichen und richtigen Grundprinzipien
der bisherigen Altersversorgung, der Generationenvertrag, demoliert. Eine große
Gefahr sehe ich auch in der Abschaffung der vorzeitigen Alterspension: Das
würde unzählige ältere Menschen zu Bittstellern, zu Arbeitslosen und
Notstandshilfeempfängern machen. Ein Altern in Würde ist für diese Gruppe dann
sicher nicht möglich.
Meine Fraktion wird zu diesem Thema auch heute einen
entsprechenden Antrag einbringen.
Jedenfalls ist es ein Recht der älteren Bevölkerung,
bei allen Pensionsreformmaßnahmen durch die Interessenvertretungen mit
eingebunden zu werden - und nicht durch die Husch-Pfusch-Reform links liegen
gelassen zu werden. Wenn Sie die Würde der älteren Generation bewahren wollen,
dann verhindern Sie in Ihrer Partei solche Regierungspläne! (Beifall bei der
SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Die Aktuelle
Stunde ist somit beendet.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 im Zusammenhalt mit § 31 Abs. 1
der Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen Anfragen von Abgeordneten
des Grünen Klubs im Rathaus eine und vom ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien
eine eingelangt sind.
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