Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 57
Väter. Beim Jugendgerichtshof will ich jetzt gar nicht
sagen, wer der Nutznießer einer Situation ist, in der Jugendliche mit
erwachsenen Straftätern zusammengepfercht werden. Ich glaube nur nicht, dass
alle Jugendrichterinnen und Jugendrichter die SPÖ-Parteibrille aufhaben - wenn
Sie diese Böhmdorfer'sche Super-Jugendförderungsmaßnahme kritisieren.
Es wäre wirklich schön gewesen, wenn wir die
Gelegenheit genutzt hätten, jetzt ein bisschen weniger emotional über diese
politischen Fragen zu diskutieren, die Wien betreffen. Aber ich glaube, es gibt
noch einen Grund, warum Sie dieser Auseinandersetzung bewusst ausweichen, und
das teilweise mit einer so kruden Argumentation der Parteilichkeit der Kinder-
und Jugendanwaltschaft. Kollege Strobl hat eine Presseaussendung gemacht zu der
Teilnahme der Jugendanwältin bei der Vorstellung einer Umfrage zu Bedürfnissen
von Kindern ... (Abg Walter Strobl:
Kinderfreunde!) Ja, der Kinderfreunde.
Ausgerechnet ein Mandatar der ÖVP beschwert sich,
wenn eine Kinderrechtsexpertin von einer Kinderorganisation als Expertin
eingeladen wird! Alles, was in Österreich irgendwie nach Macht riecht, wird
schwarz eingefärbt - zippe-zappe ÖVP, Qualifikationen egal -, aber wenn eine
Kinderrechtsexpertin bei einer Vorstellung einer Kinderumfrage eingeladen wird,
ist das natürlich eine großer Skandal. (Abg Walter Strobl: Von der SPÖ!)
Die arbeiten, liebe Genossinnen und Genossen, übrigens auch mit den Pfadfindern
zusammen - Ungeheuerlichkeit!
Was ich ganz persönlich auch nicht gut finde - das
habe ich den Anwälten schon gesagt -, ist das Vorwort in dem Bericht, die Sache
anstelle eines Vorwortes. Ich habe einen anderen Zugang. Ich finde, es ist
schade, wenn man dem Herrn Kollegen Strache ausgerechnet in dem Feld von
Kinder- und Jugendarbeit, von Kinder- und Jugendrechten ein so tolles Podium
gibt, das er sonst nicht so verdient hätte, und wenn man die Debatte wieder weg
von diesen inhaltlichen Punkten, hin zu einer sehr durchschaubaren Polemik
richtet. Das ist schade.
Vielleicht können wir in Zukunft eine Debatte über
die Vorschläge in dem Bericht nachholen. Ich glaube, das hat sich nicht nur die
Kinder und Jugendanwaltschaft, sondern das haben sich auch die Kinder und
Jugendlichen dieser Stadt verdient. (Beifall bei der SPÖ.)
Zu guter Letzt möchte ich Ihnen für das Kommen danken
und für den bevorstehenden Umzug alles Gute wünschen. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg
Strobl. Ich erteile es ihm.
Abg Walter Strobl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Landeshauptmann! Meine Damen und
Herren!
Nachdem ich persönlich angesprochen worden bin, muss
ich hier doch ein paar Dinge zur Klarstellung sagen. Ich hätte mich heute
durchaus mit den bereits vorliegenden Kritikpunkten begnügt, bin aber gerne
bereit, das vom Kollegen Wutzlhofer dargestellte Ereignis ein bisschen genauer
zu beleuchten. (Abg Christian Oxonitsch: Da bin ich gespannt!)
Meine Damen und Herren! Die Einrichtung der
Jugendanwaltschaft ist eine sehr wichtige, das sieht man in vielen Teilen des
Berichts, und das soll man auch ernst nehmen. Das sage ich gleich einmal
vorneweg, damit man nicht sozusagen pauschal urteilt - auch wenn hier vieles
nicht ganz so ist, wie es sein soll - und es nicht von vornhinein negativ
darstellt.
Diese verantwortungsvolle Tätigkeit wird in ganz Österreich
acht Mal sehr nach den Usancen von Jugendanwaltschaften und nach dem Prinzip
der Unabhängigkeit wahrgenommen. Ein Mal gelingt das nicht ganz so, und da sind
wir immer im Grenzbereich zum Skandal - ich werde Ihnen in weiterer Folge ein
paar dieser Punkte darstellen. Das ist sehr schade, weil ich glaube, dass es an
und für sich - das wiederhole ich nun - eine sehr wichtige Arbeit ist, die
Jugendanwälte zu erledigen haben und die vielleicht auch in einem hohen Ausmaß
erledigt wird. Nur das, was hier im Grenzbereich immer wieder passiert, ist
das, was in einem Zwischenruf heute schon einmal durchgeklungen ist: mehr eine
Auftragsarbeit, wenn dann hier ein Bericht vorgelegt wird, der an Objektivität
einiges zu wünschen übrig lässt!
Ein Punkt, der mir inhaltlich interessant erscheint,
der aber auch ein Schlaglicht zeigt, in welchen ideologischen Zusammenhängen
man Themen diskutieren kann, die durchaus auch einen anderen Zugang ermöglichen
würden, ist die Aufforderung oder die Überlegung, auch Schülerinnenanwaltschaft
mitzumachen, also Anwalt für die Schülerinnen und Schüler zu werden. Das ist
eine Sache, die man durchaus ernsthaft und seriös diskutieren könnte. Wie ist
es aber im konkreten Fall gelaufen? Es beginnt im Bericht zuerst einmal mit
massiven Unterstellungen gegenüber einer ganzen Berufsgruppe, nämlich der der
Pädagogen. Da heißt es nämlich, es kommt in den Schulen zu willkürlichen
Benotungen. Da heißt es, es ist sozusagen geradezu ehrenrührig, wenn es zu
Sanktionen führt, dass die von den Schulen in gemeinschaftlicher Arbeit
erstellen Hausordnungen von einzelnen Schülern nicht eingehalten werden.
All das sind nur exemplarische Beispiele, die eines
zeigen: Es geht den Damen und Herren von der Jugendanwaltschaft offenbar nicht
um das Problem, das hier aufgezeigt wird, nämlich im Sinne einer Mediation,
sondern es geht um Polarisierung. Es geht um das Auseinanderdividieren von
Schülern hier und Lehrern da, dass man sozusagen mit einer gewalttätigen
Darstellung die einen einmal in ein schlechtes Licht stellt, um damit die
Legitimation zu haben, dort als Jugendanwaltschaft tätig zu werden. Das aber,
und grundsätzlich auch diese Art und Weise der Ideologie, lehnen wir ab! Das
ist eigentlich im Grenzbereich des Erlaubten, weil man von unabhängigen Anwälten
annehmen müsste, dass sie sich mehr an der Sache und weniger an
parteipolitischen oder sonstigen ideologischen Überlegungen orientieren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ein weiterer Punkt, der auch in diesem Fall zu klären wäre,
ist die Frage der Verrechtlichung im Pädagogischen. Meine Damen und Herren, wer
selbst ein
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