Landtag,
11. Sitzung vom 13.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 90
Grundlage ein Lhptm Häupl bei einer Landeshauptleutekonferenz
Verträge abschließt, Finanzzusagen trifft, Dinge verspricht, von denen wir
nicht einmal wissen, dass er es tut. Es gibt Bundesländer, die detailliert informieren.
Es gibt Bundesländer, da ist die Berichtspflicht des Landeshauptmanns sogar in
der Geschäftsordnung festgehalten.
Wir wollen nun einen Antrag stellen und möchten die
Zuweisung dieses Antrags an den Herrn Landeshauptmann. Er kann das, wenn er
Lust hat, dann in der Landeshauptleutekonferenz natürlich auch besprechen.
"Der Landtag wollte beschließen:
1. Der Landeshauptmann wird aufgefordert, dem
Beispiel Oberösterreichs und Tirols zu folgen und dem Wiener Landtag über die
Tagsordnungen, Beratungen und Ergebnisse der Landeshauptleutekonferenzen umfassend
zu berichten. Die Stellungnahmen und das Abstimmungsverhalten des Wiener
Landeshauptmanns sind dabei explizit zu dokumentieren."
Nicht, dass man da irgendwie erst fragen muss. Da
möchte ich jetzt den Herrn Landtagspräsidenten Hatzl lobend erwähnen, der -
erster Schritt - in der Präsidiale umfassend über die Tagungen der
Landtagspräsidenten berichtet. Alle Tagesordnungspunkte und Anträge werden dort
umfassend dargestellt. Ich habe das Gefühl, dass das, was die Landeshauptleute
entscheiden, eine Spur relevanter ist - ohne jetzt die Sitzung der Landespräsidenten
schmälern zu wollen -, weshalb das auch erfolgen soll.
"2. Der Landeshauptmann wird aufgefordert, dem
Wiener Landtag unverzüglich nach jeder Sitzung der Landeshauptleutekonferenz
nach Vorliegen der Protokolle jedenfalls über Beschlüsse und Beratungen aus dem
Bereich der Landesvollziehung schriftlich zu berichten, wobei über jeden
Tagesordnungspunkt Bericht zu erstatten ist. Die Stellungnahmen und das
Abstimmungsverhalten des Wiener Landeshauptmanns sind dabei explizit zu
dokumentieren."
Ich halte das für extrem wichtig. Ich hielte es überhaupt
für wichtig, einmal zu fragen, ob die Kompetenzen, die sich die
Landeshauptleute in kurfürstlicher Art aneignen, nicht eigentlich Aufgaben
eines Bundesrats wären - über dessen Abschaffung man in der Tat diskutieren
kann, ohne jetzt der Frau Rothauer irgendwie nahe zu treten, denn dort wird gar
nichts Relevantes diskutiert. Dort, wo es zur Sache geht, sitzt in der Regel
ein Herrenklub beieinander, der von den Landeshauptleuten Pröll und Häupl
irgendwie als wahre Männerfreundschaft dargestellt wird.
Das ist eine längere Diskussion, aber ich hielte es
für ein Demokratiepaket als ersten Schritt einmal für notwendig, Licht in
dieses sehr merkwürdige Gremium der Landeshauptleutekonferenz zu bringen und
darüber zu diskutieren und auch eine gewisse Sensibilität dafür zu schaffen,
dass wir hier außerhalb der Verfassung eine sehr, sehr wesentliche politische
Macht geschaffen haben. Wenn Sie, was ich hoffe und wovon ich ausgehe, dieser
Zuweisung zustimmen, glaube ich, wird das ein erster weiterer notwendiger
Schritt zur Demokratisierung sein an diesem wichtigen Tag für Wien, an dem wir
dieses Wahlrecht beschließen. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster ist Herr Abg Pfeiffer zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. (Abg
David Ellensohn: Jetzt wird es gefährlich!)
Abg Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Präsidentin! Frau Berichterstatterin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Freunden und Bekannten aus dem sozialdemokratischen
Umfeld und auch einigen Kollegen hier ist es aufgefallen, wie lange ich mich
nicht an den neuen Namen "Sozialdemokratische Partei" gewöhnen
konnte. (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: So neu ist das auch nicht! Das ist zehn
Jahre her!) Es ist schon einige Jahre her. Ich habe lange dazu gebraucht,
mich zu gewöhnen. (Abg David Ellensohn: Sie haben überhaupt ein Problem mit
sozial und demokratisch!) In der Koalition, wo ich mit einigen Damen und
Herren Kollegen hier von Ihrer Fraktion ein sehr gutes und angenehmes
Gesprächsklima hatte, ist es mir dann doch gelungen, mich zu bessern, und
"sozialdemokratisch" war für mich ein Begriff. Kaum habe ich mich
daran gewöhnt, ist der alte Sozialismus in diesem Haus wieder eingezogen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Und so wie jeder "Ismus" - der
Katholizismus oder Islamismus auf religiösem Gebiet oder Marxismus, Liberalismus,
Konservativismus auf ideologisch-politischem Gebiet - ist er nicht nur ein
System von Werthaltungen, sondern vielmehr auch ein System zur Durchsetzung
dieser Werthaltungen. Und damit, meine sehr geehrten Damen und Herren, kommt
das allzu Menschliche ins Spiel, denn zum Zweck kommen die Mittel, diesen Zweck
auch durchzusetzen, aber nicht jeder noch so hehre Zweck rechtfertigt alle
Mittel zu dessen Durchsetzung.
Im Gegensatz zur Sozialdemokratie zeigt der Sozialismus
heute und hier deutlich, dass ihm zur Erhaltung der Macht nahezu alle Mittel
recht sind, um das durchzusetzen, auch wenn man sich dabei vom Grundkonsens
entfernt. Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, entfernen sich mit diesem
Entwurf und mit der wahrscheinlichen Beschlussfassung von diesem Grundkonsens,
der notwendig ist, vom demokratischen Grundkonsens, was immer auch dazu führt,
sich vom sozialen Grundkonsens zu entfernen.
Der Herr Kollege Ulm hat das heute sehr sachlich
dargebracht und hat Ihnen die politischen Schlussfolgerungen gesagt. Ich möchte
es in einen politischen Kontext bringen und sachliche Schlussfolgerungen
ziehen.
Eine davon ist eindeutig: dass nicht einmal bei der
Diskussion hier im Hause auch nur ein Prozentsatz, der größer ist als
20 Prozent Ihrer Fraktion, daran interessiert ist, zu hören, was die
anderen Fraktionen zu dem von Ihnen oktroyierten neuen Wahlrecht zu sagen haben.
Es interessiert Sie einfach nicht! Kein Mensch ist da von Ihnen! (Heftiger
Widerspruch bei der SPÖ.) Das ist das Faktum, meine sehr geehrten Damen und
Herren! (Anhaltender Widerspruch bei der SPÖ.) Ja, wirbeln Sie nur!
Wirbeln Sie nur! Kein Mensch ist natürlich ... (Abg
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