Landtag,
11. Sitzung vom 13.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 90
worden. Eines hat sich in diesen Ländern sehr deutlich
gezeigt: Mit dem Wahlrecht verstärkt sich die Mitverantwortung der Menschen.
Das wird auch in dieser Stadt so sein. Mit dem Wahlrecht werden auch die vielen
hervorragenden Integrationsbemühungen, die die Stadt in diesem Bereich setzt,
noch weiter unterstützt. Das ist letztendlich ein Ziel, von dem ich immer
ausgehe, das uns alle hier in diesem Raum eint, nämlich tatsächlich weiterhin
hervorragende Integrationspolitik in dieser Stadt zu leisten. Für uns ist das
Wahlrecht dabei ein wichtiger und wesentlicher Baustein, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der SPÖ.)
Es soll noch auf zwei weitere nicht unwesentliche
Punkte hingewiesen werden, damit sie nicht untergehen, denn sie sind für uns
nicht unwesentlich. Wir erweitern auch die Möglichkeit des
Persönlichkeitswahlrechts in Wien. Wir senken die erforderliche Zahl von
Stimmen zur Erlangung eines Mandats via Vorzugsstimmen sehr beträchtlich. Das
heißt, wir machen es leichter möglich, mittels Vorzugsstimmen in den Wiener
Landtag und Gemeinderat zu kommen.
Kollege Ulm hat gefragt: Wie ist es zu dieser Zahl
gekommen? - Ja, man hat sich über diese Zahl unterhalten. Wir richten
tatsächlich zwei Vorzugsstimmen ein, und wir sind letztendlich zu dieser Zahl
gekommen, weil die doppelte Zahl an Vorzugsstimmen sich auch in einer Absenkung
niederschlagen muss. Es erfolgt eine deutliche Absenkung, die es leichter
möglich macht, mittels Vorzugsstimmen in den Landtag zu kommen, und es wird
daher möglich, dass die Wählerinnen und Wähler sich ihre Repräsentanten in
einem verstärkten Ausmaß mit Hilfe des Persönlichkeitswahlrechts auswählen
können.
Wir sind stolz darauf, zu dieser Vereinbarung
gekommen zu sein, und ich bedaure es, dass Sie das jetzt kritisieren. Denn es
war immer unser gemeinsames Ziel, die Zahl abzusenken und den Wienerinnen und
Wienern mehr Wahlmöglichkeiten zu geben. Ich weiß nicht, wie Sie sich in der
Abstimmung jetzt verhalten werden. Tatsache ist, das waren unsere beiden
zentralen Vereinbarungen: Herabsenken der Wahlzahl, Möglichkeit von mehr
Vorzugsstimmen. Wir haben uns daran gehalten, wir haben das in dem Entwurf vor
dem Sommer vorgelegt, und wir werden es heute hoffentlich auch mit Ihrer
Zustimmung beschließen können.
Wir alle, also alle vier Klubobleute, haben uns
ursprünglich auch - und auch hier ist die Wahrnehmung ein wenig selektiv,
Kollege Ulm - auf einen Briefentwurf geeinigt, den wir an den Gesetzgeber auf
Bundesebene richten wollen. Wir haben dann gesagt: Bringen wir das doch als
gemeinsamen Antrag auch in den Wiener Landtag. Es ist auch ein entsprechender Antragsentwurf,
der jetzt interessanterweise von der ÖVP nicht mitunterschrieben wird, noch im
Unterausschuss Wahlrecht verteilt worden. Auf den haben wir uns geeinigt, weil
wir nach langer, eingehender Diskussion zu der Auffassung gekommen sind, dass
das, was Sie jetzt hier vorschlagen, nämlich dass in den Bezirkshauptstädten
die Möglichkeit zur Stimmabgabe eingeräumt werden soll, einfach die
unpraktikablere Möglichkeit für die Wählerinnen und Wähler ist. Sie müssen dann
irgendwo hinfahren, um dort ihre Stimme abzugeben.
Es war ein sehr breiter Konsens, dass wir gesagt
haben: Nein, es gibt positive Beispiele im Bereich der Nationalratswahlordnung,
mit der Wahlkarte im Ausland zu wählen. Wir wollen dieses System bei Wiener
Gemeinderatswahlen, bei Wiener Landtagswahlen, bei Wiener
Bezirksvertretungswahlen auch in Österreich ermöglichen. Wir fordern daher
gemeinsam den Bundesgesetzgeber auf, weil das für alle Wienerinnen und Wiener,
die sich am Wahltag nicht in Wien aufhalten, die Möglichkeit schafft, ihre Stimme
abzugeben, mitzureden, mitzubestimmen. Nur denjenigen, die mobiler sind und die
dann in eine Bezirkshauptmannschaft fahren können, das Wahlrecht einzuräumen,
das ist - das war eigentlich Common Sense in der Diskussion - die
unpraktikablere Möglichkeit, das ist die schlechtere Möglichkeit. Daher dieser
gemeinsame Antrag. Ich finde es schade, dass Sie da nicht mitgehen, meine Damen
und Herren.
Letztendlich - es sei noch einmal darauf hingewiesen
- haben wir, glaube ich, trotz aller Unterschiede in dem Unterausschuss
eigentlich eine sehr konstruktive Diskussion über zwei Jahre hindurch geführt.
Wir haben Eckpunkte vereinbart, wir haben Unterschiede zur Kenntnis genommen,
aber irgendwann ist halt die Diskussion in einem Unterausschuss zu Ende. Wenn
Sie das nicht zur Kenntnis nehmen wollen, Kollege Ulm, und wenn Sie jetzt ein
Problem haben, wie Sie sich tatsächlich verhalten sollen, ob Sie es
formaljuristisch argumentieren wollen oder nicht, dann ist das Ihr Problem. Wir
haben einen gemeinsamen Endpunkt gefunden, wonach wir uns auf die Kernpfeiler
dieses Demokratiepakts geeinigt haben, und wir legen es heute vor.
Zu entscheiden, meine Damen und Herren, was gut und
was richtig für die Weiterentwicklung der Demokratie ist, ist nie eine leichte
Frage. Es sind intensive Diskussionen vorausgegangen, und es werden noch viele,
viele Diskussionen folgen, wie wir unser demokratisches System weiterentwickeln
können.
Wir legen einen konkreten Vorschlag vor, durch den
eine zeitgemäße, ausgewogene Mischung aus Elementen der direkten und der
indirekten Demokratie in Wien entsteht. Wir legen dieses Demokratiepaket vor,
weil wir uns bewusst sind, wie wichtig die ständige Veränderung der Demokratie
für ihren weiteren Bestand ist. Wir legen das Demokratiepaket vor, weil wir uns
der großen Verantwortung gegenüber den Wienerinnen und Wienern bewusst sind,
und vor allem deshalb, weil wir es einfach verdammt ernst meinen mit mehr
Demokratie in Wien. Daher: Ja zu diesem Demokratiepaket, meine Damen und
Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster ist Herr Abg Mag Chorherr zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Lassen Sie mich auf ein paar Dinge erwidern, ein paar Dinge
vertiefen und auch ein bisserl auf unser
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