Landtag,
9. Sitzung vom 27.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 49
Geschenk zu dieser Sache mitgeben, nämlich einen kleinen
Rucksack. Ich möchte aber auch dem Herrn Präsidenten einen überreichen. (Beifall
bei der ÖVP. - Der Redner verteilt kleine gelbe Rucksäcke an den Präsidenten
und an die Schriftführer. - Schriftführer Abg Volker Harwanegg: Für das große
Belastungspaket ist der schon zu klein! - Abg Franz Ekkamp: Das ist aber ein
kleiner Rucksack!) Keine Sorge, jeder bekommt seinen Rucksack!
Worum geht es? - Es geht darum, dass wir für unsere
heutige neue Arbeitswelt, wo man nicht mehr ein Beschäftigungsverhältnis ein
ganzes Leben lang hat, die richtige sozialpolitische Antwort geben. Und dieses
Abfertigungsmodell, das - und ich sage das stolz - im Rahmen des ÖAAB vor mehr
als zehn Jahren konzipiert worden ist, das von der ÖVP in internen
Sozialpartnergesprächen zwischen ÖAAB und Wirtschaftsbund entsprechend
ausgearbeitet worden ist, führt nun dazu, dass, während bisher lediglich eine
Million Arbeitnehmer eine Abfertigung bekommen haben, nunmehr 3,1 Millionen
Arbeitnehmer in diesen Genuss kommen. (Beifall bei der ÖVP. -An alle
Abgeordneten werden von Mitarbeitern kleine gelbe Rucksäcke verteilt.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieses
Abfertigungsmodel stellt daher sicher, dass einerseits die Wahlmöglichkeit
zwischen Abfertigung und einer zusätzlichen Säule in der Pension hergestellt
wird und andererseits vor allem auch Gruppen eine Möglichkeit eines Anspruchs
auf Abfertigung bekommen, die diese Möglichkeiten bisher nicht gehabt haben.
Gerade bei den Frauen spielt das eine besondere Rolle, gerade in vielen
Berufen, etwa bei den Saisoniers im Gastgewerbe, und in vielen Bereichen, wo
das bisher nicht der Fall gewesen ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieser Rucksack
ist eben einer, den diese Bundesregierung sozialpolitisch mitgibt (Abg Godwin Schuster: Die gibt uns schwer zu
tragen, diese Bundesregierung!), womit sie zeigt, dass sie einerseits
Sozialkompetenz hat und andererseits imstande ist, in einem sehr vernünftigen
Dialog mit den Sozialpartnern hier ein neues Model zu erarbeiten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist auch für
diesen Wiener Landtag eine besondere Entscheidung, wenn mit 1. Juli auf
Bundesebene eine entsprechende Regelung getroffen wird, und wir sollten uns
dies auch zum Vorbild nehmen, nämlich zum Vorbild für die Dienstnehmer dieser
Stadt nehmen. Wir werden daher heute im weiteren Verlauf dieser Sitzung im
Landtag einen Beschlussantrag einbringen, und zwar Walter Strobl und ich, der
folgendermaßen lautet: Die amtsführende Stadträtin für Integration,
Frauenfragen und Konsumentenschutz wird aufgefordert, im Sinne der
Antragsbegründung ehebaldigst Gesetzesentwürfe zu den Dienstrechtsgesetzen
auszuarbeiten und dem Landtag vorzulegen.
Worum geht es uns? - Es geht uns darum, dass die
betriebliche Mitarbeitervorsorge, die Abfertigung Neu, auch den
Vertragsbediensteten der Stadt Wien zugute kommt. Das ist auch ein wichtiger
Schritt in Richtung einer modernen, sozial gerechtfertigten und vernünftigen
Lösung eines wichtigen Ansatzes, das heißt, dass die Abfertigung eben allen
zustehen wird.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese
Diskussion ist für uns auch ein wichtiger Beitrag, darauf hinzuweisen, was
eigentlich mit dieser Abfertigung alles verbunden ist. Es ist nicht nur so,
dass alle einen Anspruch auf diese Abfertigung haben werden, dass fairere
Bedingungen gelten, dass sichergestellt wird, dass neue Bevölkerungsgruppen in
den Genuss kommen, sondern dass wir der Abfertigung für die Zukunft auch einen
neuen Charakter geben, dass wir allen Bediensteten - seien es die Bediensteten
der Gebietskörperschaften, vor allem aber jene in der Privatwirtschaft - eine
neue Möglichkeit einräumen. Das ist für uns ein wichtiger Ansatz, damit setzen
wir uns auseinander. Daher heute diese Aktuelle Stunde zu diesem aktuellen und
wichtigen Thema. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl:
Ich darf nochmals daran erinnern, dass die Redezeit für die weiteren Redner
5 Minuten beträgt.
Als nächste Rednerin hat sich Frau Abg Dr Vana
gemeldet.
Abg Dr Monika Vana
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Lieber Dr Tschirf, ich kann Sie nur bewundern für diese
nette Aktion heute. Sie haben tatsächlich das richtige Bild für die Abfertigung
Neu gewählt. Sie haben sich nämlich den großen Rucksack geschnappt - das war
deutlich zu sehen -, einen großen Geschenke-Rucksack, und für alle anderen,
auch für uns, ist dieses kleine Rucksackerl übrig geblieben. Und genau das ist
das Bild, das richtig ist für diese Neuregelung: Es gibt den großen
Geschenke-Rucksack für die Wirtschaft und die Unternehmer und es gibt den
kleinen für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in diesem Land. (Beifall
bei den GRÜNEN und bei der SPÖ. - Widerspruch bei der ÖVP.) Sie feiern zwar
die Abfertigung Neu als Jahrhundertwerk, auch der ÖGB heftet sich die
Abfertigung Neu ein bisschen als seinen Erfolg auf die Fahnen, und die
Sozialpartnerschaft feiert überhaupt ihre neu entstandene Daseinsberechtigung.
Die Grünen
waren von Anfang an ein bisschen skeptisch bei dieser Neuregelung der
Abfertigung Neu (Abg Dr Matthias Tschirf:
Sehr schade! Sie haben leider keine sozialpolitische Kompetenz!), und
unsere Befürchtungen scheinen sich auch zu bestätigen. Ja, es stimmt zwar, dass
viel mehr Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in den Genuss eines
Abfertigungsanspruchs kommen (Rufe bei
der ÖVP: Aha!) - bei Selbstkündigung, bei Dienstzugehörigkeit unter drei
Jahren -, es kommen auch neue Gruppen von ArbeitnehmerInnen in den Genuss (Abg Georg Fuchs: Viel mehr Frauen!) -
nicht natürlich freie DienstnehmerInnen oder WerkvertragnehmerInnen; da gibt es
natürlich noch immer das berühmte Schlupfloch -, aber diese Abfertigung Neu ist
ein Pyrrhussieg, ein Pyrrhussieg deshalb, weil zwar die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular