Landtag,
9. Sitzung vom 27.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 49
trag für die Integration und für das friedliche Zusammenleben
bedeutet. Auch das ist in unser aller Interesse, denn friedliches Zusammenleben
und Miteinander nützt allen, Hass, Neid, Ausgrenzung und Gegeneinander schadet
allen! (Beifall bei der SPÖ. - Abg
Gerhard Pfeiffer: Dürfen die Gewählten dann Gemeindewohnungen haben?)
Präsident Johann Hatzl:
Die 2. Anfrage (FSP/02922/2002/0001-KGR/LM) wurde von Frau Abg
Susanne Jerusalem gestellt und ist an den Landeshauptmann gerichtet: Nach
wie vor ist jede Leitungsfunktion im Wiener Schulbereich parteipolitisch
"rot" oder "schwarz" punziert. Wer sich bewirbt, braucht
das richtige Parteibuch, aktuelle Beispiele, wie die Besetzung eines
Landesschulinspektor-Postens zeigen einmal mehr, dass fachliche und persönliche
Qualifikationen zweitrangig sind. Warum unternehmen Sie Herr Landeshauptmann,
als Präsident des Wiener Stadtschulrats, nichts gegen diese Praktiken?
Ich ersuche um die Beantwortung. (Abg Gerhard Pfeiffer: Dürfen die Gewählten Gemeindewohnungen haben? -
Abg Georg Fuchs: Der Herr Bürgermeister wird das mitteilen!)
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Der etwas verborgene Kern Ihrer Frage - ich sage
jetzt einmal "Frage" - wäre natürlich sehr leicht zu beantworten.
Denn zum einen ist darauf hinzuweisen, dass es in Wien ein
Objektivierungsmodell gibt, das zwar bedauerlicherweise nicht Ihre Zustimmung
gefunden hat, für das es aber nichtsdestoweniger eine entsprechende Mehrheit
gibt. Zum Zweiten ist ein Dreiervorschlag für diesen Landesschulinspektor
erstellt worden, den nunmehr das Ministerium zu entscheiden hat. Es ist daher
die hier aufgestellte Behauptung, dass eine Entscheidung bereits getroffen
wurde, falsch.
Frau Gemeinderätin! Wissen Sie, eigentlich hätte ich
vorgehabt, Ihnen zur Kenntnis zu bringen, Sie sollten doch das "name
dropping", die Unterstellungen gegenüber Kandidaten und Personen, diese
permanente Punzierung, dass Leute, die sich zu einer politischen Gesinnung
bekennen, schlechter als andere sind, vielleicht auch einmal unterlassen. Aber
wir haben das schon so oft diskutiert, nicht zuletzt in diesem Rahmen, den Sie
für diese Diskussion bevorzugen, dass ich das unterlasse. Daher bitte ich Sie
nur, meine kurze Erklärung zur Kenntnis zu nehmen.
Präsident Johann Hatzl:
Erste Zusatzfrage: Frau Abg Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Zunächst eine Feststellung: Das neue
Objektivierungsmodell haben die GRÜNEN abgelehnt, weil es nicht objektiviert
und weil es kein Objektivierungsmodell ist. - So viel zu dem einen.
Um Ihnen auch das andere noch einmal nahe zu bringen,
stellen wir fest, dass das, was wir bekämpfen, die Tatsache ist, dass jemand,
weil er ein Parteibuch hat, einen Posten erhält. Wäre es anders - dass er diesen
Posten erhält, obwohl er ein Parteibuch hat -, wären wir durchaus
einverstanden, denn qualifiziert ist qualifiziert. Dagegen haben wir nichts
einzuwenden.
Zu meinen heutigen Fragen,
die ich Ihnen stellen werde, möchte ich Ihnen auch den Hintergrund erklären. Es
haben mich nämlich viele Genossinnen und Genossen von Ihnen darum gebeten, das
zu fragen, einfach weil sie feststellen wollen, ob der Präsident des Stadtschulrats
in diese Praktiken und speziell in diese eine Bestellung involviert ist. Es ist
also so etwas wie ein Lügentest, oder sagen wir sehr viel schöner, es ist sozusagen
ein Wahrheitstest.
Deswegen lautet meine erste Frage wie folgt (Abg
Heinz Hufnagl: Zweite! Zusatzfrage!): Ist es richtig, dass Sie von Seiten Ihrer
eigenen Partei, von Mitgliedern Ihrer eigenen Partei, vor dieser Bestellung im
Kollegium darüber informiert wurden, dass hier eine Parteibuchbestellung
vorliegt und dass ein schwarzer Kandidat auf Grund seines Parteibuchs
erstgereiht wird, obwohl zwei andere Kandidatinnen besser abgeschnitten haben
und noch dazu Frauen sind?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Zum Ersten halte ich fest: Es findet etwas nicht Ihre Zustimmung und daher ist
es unobjektiv. Das haben Sie jetzt gerade festgestellt. (Abg Susanne
Jerusalem: Nein!) Nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Mehrheit der Auffassung
ist, dass diese Objektivierungsverfahren richtig sind. Nehmen Sie das einfach
so, wie es ist. Das tut ja Ihrer persönlichen Meinung weiter keinen Abbruch.
Zum Zweiten haben Sie Ihre Frage hier mit dem bemerkenswerten
Attribut eines Lügentests verbunden. (Abg
Günter Kenesei: Wahrheitstest!) Ich halte das für bemerkenswert. (Abg Günter Kenesei: Wahrheitstest!) Das
wird sicherlich auch eine neue Qualität in die Diskussionsbeziehungen werfen,
das ist keine Frage. Denn das hat einen bemerkenswerten Hintergrund, den ich
auch zur Kenntnis nehme.
Ja, selbstverständlich, wie in sehr vielen anderen Fällen
bekomme ich die verschiedensten Schreiben, in denen man mich ersucht, darauf
hinweist oder sonst irgendetwas, dass ich diesen oder jenen bestellen soll! Ich
bin immun gegen diese Dinge und das wissen Gott sei Dank sehr viele. (Abg
Susanne Jerusalem: Das war nicht meine Frage!) Ich halte hier fest, dass
diese Reihung nach meinen Informationen so dargestellt ist, wie es dem
betreffenden Testergebnis entspricht. Das heißt, dass derjenige, der
erstgereiht ist, tatsächlich auch derjenige ist, der aus all diesen
Säulenverfahren, aus dem Objektivierungsverfahren als Bester hervorgegangen
ist.
Im Übrigen ist eine Intervention bei mir in diesem
Fall besonders unsinnig, weil ich die Bestellung nicht entscheide. Da gibt es
sehr viele andere Dinge, die ich zu entscheiden habe und bei denen man
zumindest theoretisch verstehen kann, dass man hier entsprechend interveniert.
Aber ich sage Ihnen noch einmal, ich bin immun!
Eines können Sie mir glauben: Wenn tatsächlich irgendwelche
meiner Parteifreunde mir etwas zu sagen haben, dann brauchen sie dazu sicher
nicht Sie. (Abg Heinz Hufnagl: Als Transporteure!) Das können sie mir
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