Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 48
es einfach unerklärlich und damit aufklärungswürdig, dass
jener Mitarbeiter des Hauses, der diese Aufgabenstellung zu seinem ursächlichen
Aufgabengebiet wahrzunehmen hat, nämlich der interimistische Leiter der Umweltanwaltschaft,
diese Frage nicht nur verbal gut beantworten konnte, sondern auch einfach in
der Einschätzung, es könnten aktuelle Themen der Wiener Umweltanwaltschaft
Gegenstand des Hearings zur Leitung eben dieser sein, eine schriftliche
Unterlage zur Hand hatte. Das ist das ganze Rätsel dabei. Und Herr Dipl Ing
Brezansky hat im letzten Umweltausschuss eben diese Installierung eines
Atomschutzbeauftragten der Stadt Wien, was die budgetäre Ausstattung und die
grundsätzliche Einrichtung einer solchen Position in der Umweltanwaltschaft
betrifft, selbst vorgetragen. Er wurde von Ihnen noch mit Zusatzfragen im
Umweltausschuss konfrontiert. Ich glaube, dass dann auch die Beschlussfassung
der Errichtung einer solchen Position einvernehmlich über die Bühne gegangen ist.
Das ist das ganze Mirakel. Da hat es weder eine Bevorteilung noch eine
Bevorzugung in irgendeiner Art und Weise gegeben. Da hatte Herr Dipl Ing
Brezansky, einfach weil er ursächlich und arbeitsorientiert mit der Frage
befasst ist, natürlich besondere Detailkenntnisse.
Aber die Fragen waren in der Tat so abgehandelt, dass
sie für alle internen und externen Kandidaten, soweit sie an der Materie
interessiert sind, diese Aufgabe auch wirklich anstreben wollten und auch ein
bisschen die Medien der letzten Wochen und Monate verfolgt haben, durchaus
gleichwertig zu beantworten waren. Ich werde aber dann in meinen weiteren
Ausführungen darauf noch detailliert Bezug nehmen.
Zur Stellungnahme der Österreichischen Volkspartei,
die den gestrigen Tag zu einem Anti-Flötzersteig-Tag gemacht hat und gleich mit
drei Klubmitgliedern vor die Journalisten getreten ist, würde ich sagen: Die
jetzt ultimative Forderung der ÖVP, den Flötzersteig zu schließen, ist der
letzte Punkt einer wahrlichen Zickzacklinie, einer Schlangenpolitik in Sachen
"thermische Restmüllverwertung in Wien". Und ohne die Aufmerksamkeit
des Wiener Landtags über Gebühr zu strapazieren, darf ich nur erinnern: Es gab
einmal einen Umweltsprecher der ÖVP, ein durchaus kompetenter und honoriger
Abgeordneter dieses Hauses, Dr Johannes Hawlik. In der Zeit, wo die ÖVP
verschiedene Großeinrichtungen Wiens einfach abschalten oder während des Baus
beenden wollte - die Forderung auf Beendigung des AKH-Baus ist in diese Zeit
gefallen -, hat Ulli Hawlik gemeint: Da müssen wir ganz einfach den
Flötzersteig einstellen und tut man das nicht, dann ist eine entsprechende
Nachrüstung, eine qualifizierte Aufwertung des Flötzersteigs unerlässlich. Mit
dieser Forderung hat er sich mit den Ansichten der Sozialdemokratie gedeckt.
Deswegen haben wir in den Neunzigerjahren sehr, sehr
viel Geld in die Hand genommen, es waren 750 Millionen S, die hier in
eine Nachrüstung der Filtertechnologie, in den Einbau von Rauchgaswäschen investiert
wurden. Und dieses Kapital und die strategische Standortreserve der Fernwärme
Wien, was die Verteilung in den westlichen Bezirken betrifft, und die Knotenfunktion
des Flötzersteigs, dieses betriebswirtschaftliche Vermögen kann vielleicht eine
Oppositionspartei aus einer tagespolitischen Laune heraus für obsolet erklären
und die Schließung des Flötzersteigs verlangen. Jedoch die Fernwärme Wien wäre
gezwungen, das eins zu eins bei den Tarifen ihrer Abnehmer von Fernwärme und
von Heißwasser in Rechnung zu stellen. Und dann kommt wieder die gewandelte ÖVP
und sagt: Es trifft eine Lawine von Belastungen diese Stadt. Da hätte man doch
vorsorglich den Flötzersteig besser in Funktion lassen sollen, bevor man hier
einfach ein existentes und durchaus funktionsfähiges Kraftheizwerk für beendet
erklärt.
Es gab dann die Situation, dass plötzlich Klucsarits
auf die Idee gekommen ist, dass eine dritte Standortsituation unerlässlich ist
und hat uns sogar noch 1998 die jetzt ohnedies angedachte Örtlichkeit in
Simmering bei der EBS nahe gelegt und kein Wort in dem Zusammenhang geäußert,
dass der Flötzersteig plötzlich entbehrlich wäre und abgeschaltet werden soll.
Aber Gerstl kam mit Müh und Not in ein Grundmandat.
Gerstl muss für seinen 14. Bezirk populistisch irgendwas tun und deswegen
hat er halt den Umweltsprecher der ÖVP bei der Hand genommen und im Landtmann
schlicht Unmögliches, weil Widersinniges, verlangt.
Soweit der vorläufige Endpunkt des Müllzickzacks der
Österreichischen Volkspartei.
Als kleines Schmankerl dazu sei noch erwähnt, dass
der Parteiobmann der sehr, sehr kleinen Simmeringer ÖVP, ein Herr Prochazka,
mit "z" geschrieben, im Gegensatz zum ehemaligen Klubobmann, wiederum
sagt: Also, Simmering kommt überhaupt nicht in Frage. - Wahrscheinlich werden
wir einen 24. Bezirk in Wien schaffen müssen, damit auch weiterhin die
thermische Restmüllverwertung nach der Sicht der Volkspartei eine Zukunft
besitzt.
Nun zum Bericht der Umweltanwaltschaft. Ich denke,
meine insgesamt sechs Vorredner haben hier bereits sehr ausführlich die ganze
Vielzahl von Aktivitäten, von selbstinitiierten Projekten und von
mitgestalteten Aktivitäten der Umweltanwaltschaft beleuchtet.
Ich stehe nicht an, hier ergänzend zu sagen: Auch für
mich als Vorsitzenden des Umweltausschusses ist die partnerschaftliche und
kollegiale Zusammenarbeit mit der Umweltanwaltschaft stets eine sehr, sehr
angenehme und von gegenseitiger Wertschätzung getragene gewesen. In einer
Vielzahl von Initiativen, begonnen von der Strategischen Umweltprüfung Wiener
Abfallwirtschaft über die zu Recht aufgezeigte Problematik bei den
GSM-Magnetfeldern und deren noch immer nicht geklärte Auswirkung auf die
gesundheitliche Befindlichkeit der Menschen bis hin zum Ökokauf, zum
Umweltmanagement für Amtsgebäude und sonstige Einrichtungen der Stadt Wien,
besser bekannt unter dem markanten Begriff PUMA, und zur Frage, wie man Handys
und vor allem Althandys ökologisch sinnvoll behandeln und entsorgen kann, ist
der breite Bogen der Aktivitäten der Umweltanwaltschaft zum Ausdruck gekommen.
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