Landtag,
7. Sitzung vom 28.02.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 53
wissen
genau, wie die Machtverhältnisse in dieser Stadt aufgeteilt sind, und Sie
können davon ausgehen, dass auch die Investoren wissen, wo sie hingehen müssen.
Aber meine
Frage geht konkret in die Richtung: Ist es einem Stadtrat in dieser Stadt möglich, einen Beschluss des
Gemeinderats einfach zu ignorieren?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Die Frage ist relativ leicht zu beantworten. Gemäß der Stadtverfassung und unserer
Geschäftsordnung kann lediglich der Bürgermeister Gemeinderatsbeschlüsse
sistieren und nicht ein Stadtrat. Die Frage ist mit Nein zu beantworten. (Abg Günter Kenesei: Darüber werden wir noch
reden!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. - Wir kommen zur dritten
Zusatzfrage: Herr Abg Mag Neuhuber, bitte.
Abg Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr
Landeshauptmann!
Ich
stimme in der Beurteilung mit Ihnen völlig überein, dass es wichtig wäre, die
Zielkoordinaten Transparenz, Tempo, aber auch Kontrolle bei der Flächenwidmung
möglichst optimal umzusetzen, sozusagen unter einen Hut zu bringen. Bei der
Kontrolle haben wir vielleicht in Wien das kleine Problem, dass wir Gemeinde
und Land gleichzeitig sind, dass also sozusagen die Kontrollinstanz Land
wegfällt.
In
manchen Gemeinden - in gar nicht so wenigen, wie Sie wahrscheinlich wissen
werden - werden Teile des Flächenwidmungsprozesses an Ziviltechniker ausgelagert,
und das aus durchaus gutem Grund. Auch in Wien werden Vorarbeiten an Ziviltechniker
ausgelagert, aber nicht der gesamte Prozess.
Meine
Frage jetzt, eben um sowohl die Kontrolle effizienter zu gestalten, als auch
möglicherweise das Tempo, weil die Privatwirtschaft ja mitunter recht schnell
arbeiten kann und vielleicht auch andere Ressourcen zur Verfügung hat und ja
auch die Wirtschaft, wie Sie sagen, unterstützt werden soll: Könnten Sie sich,
Herr Landeshauptmann, vorstellen, dass Teile des Flächenwidmungsprozesses an
befugte und beeidete Ziviltechniker ausgelagert werden?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Also für jene Teile, die Vorbereitungen von Flächenwidmungen betreffen, kann
ich mir das durchaus vorstellen.
Was ich nicht will, ist - diese Grundhaltung kennt
man von mir - eine Entpolitisierung der Politik. Die Flächenwidmung ist eine
politische Entscheidung eines Kollegialorgans - das sind Sie hier - und dies
soll aus meiner Sicht heraus gesehen auch so bleiben.
Ich weiß, dass es eine österreichweite Diskussion
dazu gibt. Sie verläuft nicht entlang parteipolitischer Diskussionslinien,
sondern quer dazu. Wir alle wissen, dass diese Möglichkeiten der
Beschlussfassungen in den Gemeinderäten respektive dann im Landtag der jeweiligen
Länder eine ist, die man vom Grundsatz her auch beizubehalten wünscht.
In
der Frage der Vorbereitung des Ganzen kann ich mir das durchaus auch überlegen.
Wenn es in diesen von mir vorhin skizzierten Raster hineinpasst, dann soll mir
das durchaus auch recht sein. Es wird ohnehin schwierig genug sein, diesen
Raster mit den Eckpunkten Transparenz, Kontrolle und Effizienz, das heißt
Tempo, zu erfüllen, denn wir alle wissen - ich sage es jetzt einmal sehr
salopp, wissend, dass das wieder böse ausgelegt werden kann -, dass man Dinge
auch zu Tode kontrollieren kann. Das wollen wir alle nicht. Wir wollen schon,
dass die Wirtschaft in der Stadt lebt und dass wir natürlich auch alle von
unserer Wirtschaft entsprechend leben können.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. - Die vierte Zusatzfrage: Herr Abg
Dr Serles.
Abg Dr Wilfried Serles
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Mit
der Einsetzung einer Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderats - es
handelt sich hierbei um eine Premiere im Wiener Gemeinderat, die heute erfolgen
wird -, haben die Oppositionsparteien signalisiert, dass sie bereit sind, die
Praxis von rechtswidrigen Flächenwidmungen in Wien lückenlos aufzuklären. Wir
gehen davon aus, dass Ihre Fraktion uns bei dieser Arbeit in der
Untersuchungskommission unterstützen wird.
Die
heutige Fragestunde hat aber gezeigt, dass die Oppositionsparteien ein massives
Interesse daran haben, auch konkret mitzureden, wenn es um legistische
Änderungen oder - wie Sie angeschnitten haben - Änderungen von Richtlinien im
Zusammenhang mit der Durchführung von Flächenwidmungen in Wien geht. Wir haben
klar gemacht, dass beispielsweise die Einschränkung der öffentlichen Einsicht
in den Gründruck für uns eine nicht verständliche Maßnahme wäre.
Frage
an Sie: Können Sie sich vorstellen, dass man geplante legistische Änderungen
der Richtlinien in einem breiten Rahmen im Vorfeld auch mit den Oppositionsparteien
diskutiert und so etwas wie einen Runden Tisch zur Frage "Flächenwidmung
neu" in Wien einrichtet?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Also, zunächst einmal können Sie davon ausgehen, dass auch die Sozialdemokraten
im Haus ein großes Interesse daran haben, wenn es hier zu Unregelmäßigkeiten
gekommen ist, dass die lückenlos aufgeklärt werden. Das ist ja gar keine Frage.
Aber Sie kennen natürlich genauso die Besonderheiten dieses Beschlusses auf
Einführung von Untersuchungskommissionen und ihr Regulativ dazu. Daher bitte
ich um Verständnis dafür, dass die Sozialdemokraten bei einem eingeführten
Minderheitenrecht das sie vielleicht später noch einmal brauchen könnten in
anderen Angelegenheiten, hier nicht Unterschriften unter ein Dokument setzen.
Also, hier geht es schon auch ein bisschen darum, dass man
die Rahmenbedingungen, die von Ihnen beschlossen wurden, auch entsprechend
beachtet, und Sie können davon ausgehen, dass wir sie ebenso - wenn ich
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