Landtag,
6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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Unternehmens Krankenanstaltenverbund notwendig wären? Werde
ich da kurz aus meinem desaströsen Tiefschlaf aufgeweckt und gefragt, ob ich
jetzt meine Unterschrift zurückziehe, weil ich ja doch vorher unterschrieben
habe, dass ich es ablehne, im Wiener Krankenanstaltenverbund behandelt zu
werden? - Dumm gelaufen!
Warum eigentlich soll dem Patienten/der Patientin
zugemutet werden, sich in eine Regelung zwischen Gemeinde Wien und ihre Ärzte
mit einem jetzt sage ich einmal vorgeschobenen Patientenwunsch zu schalten,
denn - und das ist mir jetzt in dem Zusammenhang wichtig - es ist zu
berücksichtigen, dass die Wünsche von Patienten und Patientinnen berücksichtigt
werden. Aber ich habe mit Primarärzten aus dem Krankenanstaltenverbund
gesprochen und habe sie gefragt, ob sie diese Regelung so superklug finden.
Einer davon hat mir sehr, sehr deutlich Folgendes gesagt: Aus seiner Erfahrung
ist das Wichtigste für die Patienten und Patientinnen, dass sie einen Arzt
ihres Vertrauens wählen können, das Spital gut ist und alle medizinischen
Stückeln spielt, die sie brauchen, und dass sie auch, wenn sie
Sonderklasse-Patienten und -Patientinnen sind, die dazu vorgesehenen
Hotelqualitäten zur Verfügung gestellt kriegen.
Nun frage ich Sie, geschätzte Kollegen von der
Sozialdemokratie, Frau StRin Pittermann, Frau StRin Brauner: Wie können Sie
eine Regelung vorschlagen, die so gegen das Interesse des Wirtschaftsbudgets
der Gemeinde Wien, gegen das Interesse des Personals der Gemeinde Wien und oft
auch gegen das Interesse der Patienten und Patientinnen gerichtet ist? - Jener
Primararzt, mit dem ich gesprochen habe, hat mir sehr eindrucksvoll
geschildert, dass es auch den Primarärzten, den Oberärzten, der Ärzteschaft
insgesamt in sehr, sehr vielen Fällen lieber wäre, sie könnten diese
Sonderleistungen in ihrem eigenen Haus erbringen, im Haus der Gemeinde Wien.
Das würde auch schlicht und einfach bedeuten, dass das Geld der Gemeinde in der
Gemeinde bleibt, dass es nicht eine Tendenz gibt, wo die Gewinne privatisiert
und die Kosten sozialisiert werden. (StRin
Karin Landauer: Sie sollten die Unterlagen genau lesen!) Nein, Frau StRin
Landauer, was in der Unterlage ... (Abg
Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Wer hindert sie denn?) Es hindert sie
niemand, aber wenn die wirtschaftliche Situation so ist, Frau Stadträtin, dass
es für einzelne Primarärzte immer noch lukrativer ist, nach draußen zu gehen
und zu sagen, 100 Prozent Gewinn draußen, Abgabe innen, dann ist es
logisch, nach draußen zu gehen. Für einen Patienten ist es ganz, ganz einfach
zu sagen: Gut, dann unterschreibe ich halt diesen Zettel und ich nehme meinen
Arzt und gehe in das Privatspital und lasse mich halt dort behandeln.
Sinn würde es doch machen, eine Regelung zu finden,
in der es für Ärzte und Ärztinnen ein Anreizsystem gibt, die
Sonderklasse-Patienten im Haus zu behandeln. Wenn dann jemand kommt und sagt,
die Häuser der Gemeinde Wien sind nicht entsprechend ausgestattet, dort gibt es
halt nicht die Hotelqualität, die notwendig ist, um die Patienten da zu
behalten, dann sollten wir uns doch darüber Gedanken machen, wie wir das Geld
im Wirtschaftsunternehmen Krankenanstaltenverbund halten können, um diese
Hotelqualität auch beisteuern zu können. So aber ... (Abg Marianne Klicka: Das ist doch nicht entscheidend!) Nein, es
ist nicht entscheidend, aber die Sonderklasse, Frau Kollegin, besteht darin,
dass man Hotelqualität zur Verfügung gestellt bekommt und nicht eine bessere
medizinische Versorgung. Und das sollte immer noch das Prinzip bleiben und ich
fürchte, damit ist es sehr, sehr stark unterwandert.
Die Ärztekammer hat, wie gesagt, diesen Vorschlag
gemacht. Ich komme wieder zu dem Brief vom 11.1. dieses Jahres zurück, wo die
Ärztekammer der Gemeinde Wien gesagt hat: Es tut uns Leid, aber Ihren
Vorschlag, die Möglichkeit der Nebenbeschäftigung von Ärzten und Ärztinnen von
der wirtschaftlichen Frage und von einer Genehmigung abhängig zu machen,
akzeptieren wir nicht. Machen wir stattdessen eine Regelung, wo der
Patientenwunsch im Vordergrund steht und wo, wie gesagt, mit der Unterschrift
unter diesem Formular bestätigt wird, dass man eine Behandlung im Unternehmen
Krankenanstaltenverbund nicht wünscht. Gut, hat die Gemeinde Wien gesagt, das
machen wir dann so. Auf diese Weise finden wir jetzt diesen Vorschlag in der
Dienstordnung fast wortident mit dem Vorschlag der Ärztekammer. Das nun kann
doch nicht Politik des Hauses sein!
Ein letzter Punkt noch zu den Fragen, die sich rund
um diese Klausel ergeben. Eine Folge dieses Dokuments ist, dass die Ärzte diese
unterschriebenen Formulare an ihren Dienstgeber weiterleiten müssen. Das heißt,
es liegt auf, dass die Patienten diesen Wunsch geäußert haben, dass sie
außerhalb des Krankenanstaltenverbunds behandelt werden wollen. Es ist die Frage,
ob damit nicht datenschutzrechtliche Bestimmungen verletzt werden. Ich möchte
auch nicht, dass Informationen über meine persönlichen Operationen oder meine
persönlichen Behandlungswünsche irgendwo im Krankenanstaltenverbund deponiert
werden.
Dazu kommt noch, dass sich die Ärzte und Ärztinnen
eine äußerst lange Übergangsfrist, bis diese Regelung überhaupt in Kraft tritt,
ausgehandelt haben. Sie ist bis 2007 anberaumt. Also, das hat noch einen sehr
langen Vorlauf, bis überhaupt irgendetwas davon wirksam wird.
Was uns an dieser Dienstordnung auch nicht besonders
gefällt, ist, dass es parallel dazu immer noch keine unterschriebene Regelung
der Dienstzeit gibt, denn wir denken, wenn man ein neues Gehaltsschema, das auch
in der Tat begrüßenswert ist, vorlegt, dann müsste gleichzeitig auch eine
Aussage gemacht werden, wie die Dienstzeit künftighin zu regeln ist. Das sollte
man als guter Verhandler aneinander binden, denn sonst hat man sozusagen das
Zuckerbrot hergegeben und die Peitsche noch nicht. Eigentlich müsste das ein
Package-Stil sein, eine gleichzeitige Verhandlung beider Punkte.
Zur Finanzierung dieses ganzen Budgets: Dieses sieht
vor, dass von den Ärzten zwei Drittel selbst getragen werden, indem sie
Einsparungen bei den Nachtdiensten und bei den Überstunden beisteuern. Dazu
stellen sich natürlich auch Fragen.
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