Landtag,
6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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(Beifall
bei der ÖVP. - Lhptm Dr Michael Häupl: Wir können es bundeseinheitlich lösen!
Wir haben da kein Problem! Das glauben nur Sie!)
Also überhaupt keine Frage, wir können sofort
Gespräche aufnehmen, über einen entsprechenden Initiativantrag: Aber klipp und
klar: Bitte lösen wir die Probleme, die hier in diesem Haus zu lösen sind. Das
ist nämlich die Verordnung ... (
Zwischenruf von Lhptm Dr Michael Häupl.) Ich weiß schon, das ist an Ihrem Schreibtisch
unterschrieben worden, nicht in diesem Raum. Also bitte, Herr Landeshauptmann,
verändern Sie diese Verordnung! (Beifall
bei der ÖVP. - Lhptm Dr Michael Häupl: Nein, ganz sicher nicht!)
Und wenn wir über die Frage der Daseinsvorsorge
reden, dann ist es auch eine Frage, ob sonstige Leistungen so angeboten werden,
dass sie dem Namen "Daseinsvorsorge" tatsächlich gerecht werden. Dazu
gehört eben auch, dass man die Tarife der Wiener
Linien nicht mehr anhebt, als die Kostensteigerungen in anderen
Bereichen sind. Das kann man ja in den heutigen Zeitungen nachlesen, dass
versucht wird, dass das entsprechend erhöht wird. (Lhptm Dr Michael Häupl: Aber nur, wenn man sich das einredet! Mit
Seriosität hat das nichts zu tun!) Das ist etwas, was wir sicherlich nicht
mittragen werden. Da appellieren wir an Sie.
Genauso ist es notwendig, dass man zur
Daseinsvorsorge noch andere Maßnahmen trifft, und da bitte auch auf die
Bundesebene zu schauen. Schauen wir uns an, wie das im Bereich der Post und
Telekommunikation war, wo viele Jahre hindurch keine entsprechenden Maßnahmen
gesetzt worden sind und dann plötzlich ganz schlimme Einschnitte gemacht werden
mussten. Da waren es Ihre Verkehrsminister, Ihre Finanzminister, die zwei Dinge
getan haben, nämlich einerseits nicht die entsprechenden Strukturmaßnahmen zu
setzen und andererseits aus diesen Unternehmungen Gelder herauszuziehen. Setzen
wir rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen bei den Unternehmen der Stadt Wien!
Auch dieser Appell sollte an dieser Stelle nicht ungehört verhallen. (Beifall bei der ÖVP.)
Worum es uns geht in dieser Diskussion, ist daher,
dass es keinen Stillstand geben darf, sondern dass wir uns weiterentwickeln,
damit eben jene Leistungen, die den Wienerinnen und Wienern angeboten werden,
kostengünstig und mit entsprechender Qualität angeboten werden. Dazu bedarf es
eben auch eines Tarifstopps.
Es geht aber auch darum, dass neue Ideen entwickelt
werden, damit die Wirtschaftspolitik, an der ja die Sozialpolitik dieser Stadt
hängt, einen Aufschwung erleben kann. Wir sollten daher von diesem Haus aus,
von dieser Stelle aus auch entsprechende Schritte setzen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nutzen wir
diese Diskussion über die Daseinsvorsorge dazu, damit Wien nicht den Stillstand
bewirkt, sondern Impulsgeber ist. Die Österreichische Volkspartei wird in
dieser Stadt dieser Impulsgeber sein, wir werden das mahnende Gewissen für
diese Stadtregierung sein, damit wir eine pulsierende Wirtschaftspolitik und
eine gerechte Sozialpolitik in dieser Stadt sicherstellen können. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster ist Herr Abg Dr Günther zum Wort gemeldet. Ich erteile
es ihm.
Abg Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Präsidentin! Herr
Landeshauptmann!
Ihre auf hohem akademischem Niveau vorgetragene
Mitteilung über das Spannungsfeld zwischen Liberalisierung und Daseinsvorsorge
war auch hoch interessant anzuhören. Es waren wenig politische Aussagen
drinnen. (Abg Heinz Hufnagl: Es waren
sehr politische Aussagen!) Herr Kollege, ich habe Ihnen schon einmal etwas
gesagt, wofür es einen Ordnungsruf gegeben hat, darum möchte ich das heute
nicht wiederholen.
Herr Landeshauptmann! Sehr interessant ist auch die
Weiterentwicklung in der Europäischen Union und Sie haben das auch sehr klar
und deutlich dargestellt. Bereits 1996 hat es einen Bericht gegeben, der damals
schon gegenübergestellt hat, dass sich Marktwirtschaft und Liberalisierung
beziehungsweise Daseinsvorsorge nicht unbedingt ausschließen. Im Jahr 1997 ist
das dann in den Artikel 16 aufgenommen worden, und die Daseinsvorsorge
stellt in einem Bereich, der nicht liberal abgeschlossen wird, sondern über
gemeinwirtschaftliche Organisationen durchgeführt wird, eine positive
Möglichkeit dar.
Hier stellt sich die Frage, ob das auch tatsächlich
so ist. Seinerzeit haben die Vertreter der SPÖ - damals Bundeskanzler Vranitzky
- gesagt: Wir wollen in diese EU ohne Wenn und Aber, und wenn wir drinnen sind,
werden wir unsere Interessen schon vertreten. In diesem Bereich ist es durch
langes Arbeiten daran durchaus gelungen. Ich weiß, der erste Schritt erfolgte
über die Parlamentarier. Auch dort gibt es viele Einzelinteressen, was den
Bereich der Liberalisierung und was vor allem den Bereich Nahverkehr betrifft.
Das Interessante daran ist, dass wir damals mit
großem Schwung in die Europäische Union gegangen sind. Heute müssen wir das
eine oder andere Mal Möglichkeiten vertraglicher beziehungsweise gesetzlicher
Natur einführen, um das uns von der Europäischen Union Auferlegte wieder zu
Gunsten Wiens zu verändern. Eines der Beispiele, wo man sogar
verfassungsrechtlich versucht hat, einen Schutz zu finde, ist der Bereich
Wasser. Ich kann mich noch daran erinnern, wie die FPÖ und ihr damaliger
Bundesobmann Haider gesagt hat, unser Wasser ist in Gefahr, hat jeder gesagt,
das ist ein völliger Blödsinn. Ich kann mich da noch gut daran erinnern. Alle
haben gesagt, es ist natürlich nicht in Gefahr, es kann überhaupt nichts
passieren mit unserem Wasser. (Abg Mag
Rüdiger Maresch: Sie können die KELAG verkaufen!) Und voriges Jahr, Herr
Kollege, kamen wir auf einmal drauf, dass man das Wasser schützen muss. Da
stimme ich Ihnen voll und ganz zu.
Wir haben eine Verfassungsbestimmung ausgearbeitet, in die
der Schutz des Wiener Wassers aufgenommen wurde. Ich glaube nur, dass diese
Verfassungsbestimmung nicht wirklich einen Schutz bedeutet, sondern eher ein
Zeichen dafür ist, dass man sieht, die Wiener stehen zu ihrem Wasser, und das
ist auch zu unterstützen. Ich
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