Landtag,
6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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darüber, dass sich in Ihrer Partei bei den
Nationalratswahlen ja die K-Frage stellt. Mit dem staatsmännischen Auftreten
sehen Sie vielleicht eine Möglichkeit und meinen, dass Sie gegenüber einem
Bundesparteivorsitzenden, der tatsächlich keine gute Rolle spielt (Abg Heinz Hufnagl: Schaut er aus wie die
Merkel? Nie und nimmer!), eine Chance für Ihre Partei hätten, weshalb Sie
sich als Kanzler zur Verfügung stellen. (Lhptm
Dr Michael Häupl: Sprechen Sie lieber mit der eigenen Partei! Da haben Sie
genug zu tun!)
Wenn Sie sich aber hier an Edmund Stoiber
orientieren, dann bitte orientieren Sie sich auch an der Wirtschaftspolitik von
Bayern, orientieren Sie sich daran, dass Bayern eben, was wirtschaftspolitische
Dynamik betrifft, was Arbeitslosigkeit betrifft, die besten Werte von
Deutschland hat. Leider können wir da in Wien nicht mithalten. Wenn diese Rede
der erste Schritt dorthin ist, dass wir tatsächlich diese Impulse setzen, dann
können Sie sicher sein, dass wir Sie in dieser Frage, was Wien betrifft,
unterstützen werden. (Beifall bei der
ÖVP. - Lhptm Dr Michael Häupl: Sie sollten mehr mit der Wirtschaft reden! Reden
Sie mehr mit der Wirtschaft!)
Gerade, was die Wirtschaft betrifft, wären wir sehr
froh, wenn viele Impulse, die in den letzten Jahren in Bayern gesetzt worden
sind, auch in Wien gesetzt würden, zum Beispiel durch entsprechende
Investitionen im Bereich von Forschung und Technologie (Lhptm Dr Michael Häupl: Genau das geschieht!), zum Beispiel dahin
gehend, dass man auch Erlöse aus Privatisierungen dafür einsetzt. Denn das ist
nicht nur Wirtschaftspolitik, das ist auch Sozialpolitik, die man genau damit
sicherstellt. Derzeit ist das eben leider nicht so. Wenn ich mir etwa die
Wiener Daten ansehe, so ist festzustellen, dass wir bei der Arbeitslosenquote
in Wien mit 9,5 Prozent über den 7,9 Prozent des Bundes liegen und
dass eben Bayern eine deutlich bessere Arbeitsmarktsituation als das gesamte
übrige Deutschland hat, insbesondere auch besser als in Niedersachsen, woher
Kanzler Schröder kommt.
Das heißt, wir sollten uns an diesen Möglichkeiten,
Impulse zu setzen, orientieren, und da bin ich auch wieder bei Fragen, die zu
dem zentralen Thema der Daseinsvorsorge gehören. Zur Daseinsvorsorge gehört die
Sicherheit, aber es gehört genauso dazu, dass diese Daseinsvorsorge auch
entsprechend günstig angeboten wird. Günstig heißt eben, dass nicht etwas
passiert, was wir vor wenigen Monaten erlebt haben. Da wird einerseits
dankenswerterweise auf Initiative der Bundesregierung die Liberalisierung am
Strommarkt durchgeführt, da wird das ElWOG verändert, ein ElWOG, in das die SPÖ
die Möglichkeit hineinverhandelt hat, dass man Kraftwärme-Kopplungs-Zuschläge
verlangen kann. Auf diese Weise wird den Stromkunden das, was sie an Vorteil
beziehen könnten, durch diese KWK-Abgabe wieder weggenommen. (Lhptm Dr Michael Häupl: Und durch die
Energieabgabe! Sagen Sie das auch dazu!) Das ist wirtschaftspolitisch und
sozialpolitisch falsch. (Beifall bei der
ÖVP. - Lhptm Dr Michael Häupl: Regeln wir es bundeseinheitlich!)
Wir werden jetzt gleich einen entsprechenden Antrag
zum KWK einbringen, denn wer sind denn die Hauptbetroffenen bei diesem
KWK-Zuschlag? - Das sind nicht die Großen. (LhptmSt
Dr Sepp Rieder: Sagen Sie, haben Sie das nicht mitbeschlossen? Das haben Sie
doch mitbeschlossen? Das Gesetz haben Sie mitbeschlossen!) Wir haben diese
Verordnung des Landeshauptmanns nicht beschlossen. Würden wir den
Landeshauptmann stellen, gäbe es diesen KWK-Zuschlag sicherlich nicht. (Beifall bei der ÖVP. - Lhptm Dr Michael
Häupl: In diese Verlegenheit kommen Sie sicher nicht!) Ich bin sicher, wenn
Sie noch ein paar solche Maßnahmen setzen, werden wir sehr wohl die Gelegenheit
bekommen, dass wir als Volkspartei den Landeshauptmann in Wien stellen werden. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP. - Lhptm
Dr Michael Häupl: Ich bewundere Ihren Realitätssinn!)
Mir ist klar, dass das ein sehr unangenehmes Thema
ist (Lhptm Dr Michael Häupl: Es ist nicht
unangenehm! Regeln wir es bundeseinheitlich!), weil es ein Zeichen dafür
ist, dass Sie mit diesem KWK-Zuschlag auch sozial in dieser Stadt versagt
haben.
Ich darf daher gemeinsam mit meiner Kollegin Ingrid
Korosec einen entsprechenden Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen, und
zwar:
"Der Landeshauptmann von Wien wird aufgefordert,
die Verordnung betreffend die Festsetzung eines Zuschlags zum
Systemnutzungstarif (KWK-Zuschlag) vom 31.12.2001 ehest dahingehend zu ändern,
dass die Höhe des KWK-Zuschlags von 10,22 Groschen" - ich glaube, das
ist das, was allen geläufiger ist, als die Cents - "je Kilowattstunde auf
einen Wert innerhalb der von Experten der unabhängigen Stromregulierungsbehörde
E-Control empfohlenen Bandbreite von 2 bis 6 Groschen je Kilowattstunde
herabgesetzt wird und der Geltungsbereich der Verordnung rechtskonform und in
partnerschaftlichem Einklang mit dem Land Niederösterreich auf das Wiener
Landesgebiet beschränkt wird."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP. - Lhptm
Dr Michael Häupl: Warum bringen Sie nicht denselben Antrag ein wie in
Niederösterreich auf bundeseinheitliche Regelung?)
Wenn Sie derartige Gespräche führen, für uns ist das
sicherlich auch kein Problem, dass wir es bundeseinheitlich regeln. Ich glaube
aber, wir sollten das tun, was sofort machbar ist. Und sofort machbar wäre (Lhptm Dr Michael Häupl: Warum ist das nicht
sofort machbar?), dass Sie Ihre Verordnung verändern. (Lhptm Dr Michael Häupl: Entschuldigung, warum soll das nicht sofort
machbar sein?) Entschuldigen Sie, sind wir jetzt Bundesgesetzgeber? – Also,
jeder Appell an den Bundesgesetzgeber wird unsere Unterstützung erfahren, keine
Frage, aber, Herr Bürgermeister, Herr Landeshauptmann, verändern Sie jetzt die
Verordnung. Das können Sie sofort machen. Wir sind zu jeder Lösung bereit (Lhptm Dr Michael Häupl: Ja, wir können es
bundeseinheitlich regeln!), aber bitte tun wir das, was wir in unserem
Bereich tun können.
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