Landtag,
6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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(Beginn um
9.00 Uhr.)
Präsident Johann Hatzl:
Die 6. Sitzung des Wiener Landtags ist eröffnet. Ich darf Sie recht
herzlich begrüßen.
Entschuldigt sind die Abgen
Fuchs, Kenesei, Ringler und Schöfnagel.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP/00441/2002/0001-KFP/LM) wurde von Herrn Abg Dr Helmut GÜNTHER
gestellt und ist an den Herrn Landeshauptmann gerichtet: Wien hat in den letzten Jahren in den Hauptstädten der
EU-Beitrittskandidatenländer Auslandsbüros eingerichtet, um dort Wiener
Interessen zu vertreten. Welche Erfolge für Wien und die Wiener Wirtschaft
wurden im Zuge der Vorbereitung auf die Osterweiterung von diesen Büros
erreicht?
Ich bitte um die Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter!
Wie - jedenfalls uns beiden
- bekannt ist, ist die Wiener Wirtschaft in den EU-Beitrittskandidatenländern
äußerst erfolgreich. Es wäre natürlich unseriös, diese Erfolge allein den
Wiener Verbindungsbüros in den Hauptstädten der EU-Beitrittskandidatenländer
zuzuschreiben, allerdings, denn die Basis für diese erfreuliche Entwicklung
sind selbstverständlich die Leistungen der Wiener Unternehmen und der Wiener
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Die Büros leisten allerdings auf vielfältige Weise einen
wichtigen Beitrag der Unterstützung. Dies reicht von der Bereitstellung von
Informationen über wirtschaftliche und politische Entwicklung in den
Beitrittskandidatenländern bis zur Vermittlung wichtiger Kontakte. Eine Reihe
von wirtschaftlichen Indikatoren untermauern die erfolgreiche Strategie Wiens
im Hinblick auf die Beitrittskandidaten. Während Wien im Bereich des
Außenhandels grundsätzlich Nettoimporteur ist, ist die Handelsbilanz mit den
EU-Beitrittskandidatenländern nicht nur klar positiv, sondern es gab in der Vergangenheit
auch ein mehr als beeindruckendes Exportwachstum, das weiter anhält.
So wurden im Jahre 2000 Waren im Wert von
30,6 Milliarden S in die mittel- und osteuropäischen Länder exportiert
und deutlich mehr als ein Fünftel aller Exporte Wiens gingen damit in diese
Märkte. Wiens Anteil an den Exporten Gesamtösterreichs in diese Staaten betrug
im Jahre 2000 21,1 Prozent, während der Anteil an den Gesamtexporten mit
15,1 Prozent deutlich darunter liegt. Auch diese Differenz dokumentiert
die Vorreiterstellung, die Wien in diesen Märkten einnimmt. Dass also im
Gegenzug dazu auch die Importe ansteigen, ist selbstverständlich und im Sinne
der zunehmenden Integration der Wirtschaftsräume auch zu begrüßen.
Trotzdem beweist die deutliche Differenz - im Jahr
2000 gab es Importe im Wert von 21,7 Milliarden S - den Erfolg der
wirtschaftlichen Aktivitäten von Wien und in Wien. Neben diesen Exportzahlen
zeigt auch eine kontinuierlich steigende Zahl von Kooperationen von Wiener
Unternehmen mit Partnern aus den EU-Beitrittsländern die Kompetenz der Wiener
Wirtschaft in diesen Märkten. So liegt die Kooperationsquote der Wiener
Unternehmen bei 31 Prozent, österreichweit sind es nur 20 Prozent.
Auch hierbei sind die Wiener Büros ein wichtiger Unterstützungsfaktor.
Präsident Johann Hatzl:
Wir kommen zur ersten Zusatzfrage. Sie stellt Herr Abg Dr GÜNTHER.
Abg Dr Helmut GÜNTHER
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Sie, wie
ich, können sich erinnern: Anfänglich hat es starke mediale Kritik an den Büros
gegeben. Das ist ruhiger geworden, man sieht, es funktioniert dort die Arbeit,
denn sonst wäre die Kritik aufrecht geblieben.
Eine Frage: Sie erzählen - und auch Herr StR Rieder -, dass viele
amerikanische Unternehmen durchaus in Wien auch versuchen, ihre Headquarters
einzurichten. Sind auch diese Unternehmen in Kontakt mit den Außenbüros der
Stadt Wien?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Nein, denn diese Außenbüros sind in den Hauptstädten der Beitrittskandidatenländer
eingerichtet. Warum ich jetzt kurz gezögert habe, begründet sich damit, dass
wir zurzeit auch überlegen, etwa in Polen neben dem Büro in Warschau auch eines
in Krakau zu errichten - was im Wesentlichen wirtschaftliche Argumente hat, die
dem zu Grunde liegen, allerdings auch Argumente, die im kulturellen Kooperationsbereich
liegen - und dann natürlich auch in Ländern, die man zurzeit nicht als
Beitrittskandidatenländer bezeichnen kann, einschließlich jetzt auch auf Grund
der Ergebnisse der Helsinki-Konferenz, wie etwa in Sophia oder anderen
vergleichbaren Ländern.
Wir konzentrieren uns bei diesen Büros in allererster
Linie darauf, Osteuropa hier im besonderen Ausmaß zu betreuen, die Unternehmer
zu betreuen, aber natürlich auch im voraus zu hören, welche Veränderungen es
dort gibt, sodass diese wirtschaftlichen Entscheidungen, die getroffen werden,
entsprechend nutzbar gemacht werden.
Die Bereiche Übersee, hier
insbesondere der japanische Bereich, aber auf der anderen Seite auch der amerikanische
Bereich, werden nicht unmittelbar von diesen Büros betreut. Die Kontakte mit
den insbesondere amerikanischen Unternehmen, die sich in den vergangenen drei
Jahren außerordentlich erfolgreich entwickelt haben, laufen entweder über
Direktkontakte oder über beauftragte Unternehmen.
Präsident Johann Hatzl:
Die zweite Zusatzfrage stellt Frau Abg Dr Vana.
Abg Dr Monika Vana
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Die Grundlage der Tätigkeit der Auslandsbüros sind ja unter
anderem die stadtaußenpolitischen Leitlinien der Magistratsdirektion-Auslandsbeziehungen,
die erst kürzlich wieder verlängert wurden. Sie beinhalten Ziele und
Schwerpunktsetzungen, auch Schwerpunktregionen. Da ja Stadtaußenpolitik immer
wichtiger wird, nicht nur im Zuge der EU-Erweiterung, sondern insgesamt für
Österreich und Wien als EU-Mitglied, sind wir der Meinung,
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