Landtag, 6. Sitzung
vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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dass stadtaußenpolitische
Schwerpunktsetzungen breiter diskutiert werden sollten und nicht nur per Erlass
einer Magistratsdirektion.
Ich möchte
Sie daher fragen, ob Sie sich dafür einsetzen werden, dass stadtaußenpolitische
Schwerpunktsetzungen künftig sowohl in der Gemeinderätlichen Europakommission,
als auch im Gemeinderat diskutiert und dort beschlossen werden?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Ja, aus meiner Sicht heraus gesehen - Verzeihung, aber wie jeder anständige
Wiener bin ich zurzeit verkühlt - spricht selbstverständlich überhaupt nichts
dagegen, auch die außenpolitischen Richtlinien im Wiener Landtag oder auch im
Wiener Gemeinderat zu diskutieren.
Aber ich bemühe mich ohnehin
immer wieder, auch stadtaußenpolitische Fragen hier einzubringen. In wenigen
Stunden werden wir das neuerlich tun können, denn die Frage der Daseinsvorsorge
ist, haarscharf genau, ein für Kommunen entscheidender Punkt der Europapolitik
und daher gehe ich davon aus, dass dies neben den wirtschaftlichen Aspekten,
die dabei zu diskutieren sind, den kulturpolitischen Aspekten, die dabei zu
diskutieren sind, selbstverständlich auch diese politischen Grundlegungen für die
Rahmenbedingungen unserer Stadtaußenpolitik diskutiert werden können. Ich habe
selbstverständlich nicht nur nichts dagegen, sondern ich bin sehr dafür.
Präsident Johann Hatzl:
Die dritte Zusatzfrage: Herr Abg Prochaska.
Abg Johannes Prochaska
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Landeshauptmann!
Sie
haben zu Beginn auf die Notwendigkeit der Osterweiterung - eigentlich eine
Westerweiterung nach dem Osten hin - für Wien als Wirtschaftsstandort
hingewiesen.
Ist daran
gedacht, in einer Aufklärungs- und Propagierungswelle für diese Erweiterung
Sympathien zu schaffen, auch in Richtung der eher zögerlichen
Arbeitnehmerorganisationen, wie AK und ÖGB?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Also, ich habe nicht den Eindruck, dass die beiden Arbeitnehmervertretungen
hier besonders zögerlich sind, sondern ich habe eigentlich bei den internen wie
externen Diskussionen in Erinnerung, dass man auf einen Umstand hinweist, der
im besonderen Ausmaß natürlich für das Funktionieren des Erweiterungsprozesses
von Bedeutung ist, nämlich die Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Das halte ich für legitim, so wie ich es für legitim
halte, dass etwa andere Interessenvertretungen, wie die Wirtschaftskammer, darauf
hinweisen, dass in der Frage der Niederlassungsfreiheit natürlich auch
entsprechende Sorgen bestehen und man mit Übergangsfristen hier natürlich auch
Lösungen herbeiführen kann.
Also, ich denke, dass hier die Funktion von
Interessenvertretungen in einem solchen Entwicklungsprozess durchaus auch eine
wichtige ist, denn was wir ganz sicher gemeinsam wollen, ist nicht nur die
Erweiterung an sich, sondern dass dieser Erweiterungsprozess auch funktioniert
und zu einem positiven Ergebnis für die europäischen Unionsbürger, für die
Österreicher, aber natürlich auch für die Beitrittsländer führt und dieses
Funktionieren, und auch im Bewusstsein verankertes Funktionieren, wird dann
erfolgreich sein, wenn man die Bedenken, die vorhanden sind, die Sorgen, die es
auch dabei gibt, entsprechend ernst nimmt, sich mit ihnen auseinander setzt und
dafür Lösungsvorschläge unterbreitet. Und da bin ich auch über die
Zusammenarbeit sowohl mit der Wirtschafskammer, mit der
Industriellenvereinigung, aber auch mit der Arbeiterkammer und mit der
Gewerkschaft, sehr dankbar und sehr froh und eigentlich auch sehr
zuversichtlich.
Präsident Johann Hatzl:
Die letzte Zusatzfrage: Herr Abg Dr GÜNTHER.
Abg Dr Helmut GÜNTHER
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Vor einigen
Jahren hat der damalige VBgm Görg die Gegend rund um Wien Vienna-Region genannt
und hat gesagt, man sollte es ausdehnen bis Pressburg, bis Brünn, bis
St Pölten, und das ist ein großer Wirtschaftsraum. Und auch die damalige
Finanzstadträtin Ederer hat gemeinsam mit Präsidenten Nettig in einer
Pressekonferenz gesagt, hier sei ein wichtiger Bereich. Und jetzt haben wir in
Pressburg ein Büro.
Jetzt ist
gedacht, wie Sie gesagt haben, in Polen ein zweites zu eröffnen. Ist vielleicht
auch daran zu denken, in Brünn, das ja in diesem Bereich durchaus dazugehört,
ein Büro zu eröffnen, und hier Interreg-Mittel
einzusetzen, die bisher eher in Kleinprojekten eingesetzt wurden? Diese könnten
hier grenzüberschreitend und im stärkeren Ausmaß eingesetzt werden, um diesen
großen Wirtschaftsraum ein bisschen zu einen?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Also, um das hier möglichst kurz zu beantworten: Selbstverständlich bin ich
auch weiterhin ein Anhänger dieser politischen Grundsatzentscheidung einer
europäischen Regionalpolitik und stehe absolut zu dem, was wir seinerzeit hier
auch als Ergebnis einer Diskussion hervorgebracht haben: hier zu einer
Regionalentwicklung zu kommen, die sich aus ökonomischen, aber ich würde auch sagen,
in gewissem Ausmaß auch aus kulturellen Gründen ergibt und die nach dem Fall
des Eisernen Vorhangs, eines der bedeutendsten und größten Ereignisse dieses
abgelaufenen Jahrhunderts, nunmehr auch noch die EU-Außengrenze überwindet,
sodass es hier zu einer tatsächlich regionalen Entwicklung kommt. Denn ich will
gar nicht verhehlen, dass ich in der Konzeption der Befürwortung des Europas
der Regionen wahrscheinlich mit Herrn Dr Görg mehr übereinstimme, als ich unter
Umständen mit Kollegin Ederer übereingestimmt habe, die durchaus auch legitime
andere Europakonzeptionen vertreten hat.
Ich halte das für grundsätzlich sehr wichtig, hier beginnend
nun auch mit Interreg-Projekten,
aber natürlich
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