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Gemeinderat, 58. Sitzung vom 25.09.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 135

 

Fachkräftemangel in unserer Stadt sehen, müssen wir leider auch feststellen, dass sich die seit einem Jahr steigenden Arbeitslosenzahlen in Wien verfestigen. Wir haben in Wien trotz schwächelnder Wirtschaft weiterhin zwar ein sehr großes Beschäftigungswachstum und haben gerade jetzt im August mit 924.000 unselbstständigen Beschäftigungsverhältnissen erneut einen historischen Höchststand erreicht, dennoch steigt die Arbeitslosigkeit in Wien, wenn auch geringer als im österreichischen Durchschnitt.

 

Dabei sticht eine Personengruppe ganz besonders hervor, das sind die 15- bis 24-Jährigen. Die Arbeitslosenquote der Jugendlichen lag im Juni 2024 bei 11 Prozent und weist damit einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr von 13 Prozent auf - rund 40 Prozent davon sind junge Frauen - und es zeigt sich, dass in dieser Krise junge Erwachsene diejenigen sind, die als erste von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Besonders stark sehen wir das auch bei jungen geflüchteten Personen.

 

Das sind Tendenzen, die uns Sorgen bereiten müssen, weil die Folge von Jugendarbeitslosigkeit wirklich schrecklich sein kann. Wir sehen auch wissenschaftlich belegt, dass Menschen, die schon frühzeitig von Arbeitslosigkeit betroffen sind, natürlich auch später ein erhöhtes Risiko haben, wiederholt von Arbeitslosigkeit oder von prekären Beschäftigungsverhältnissen betroffen zu sein. Das führt zur Gefahr der Armutsgefährdung, zu einem oftmals schlechteren Gesundheitszustand und auch zu psychischen Problemen. Wir müssen daher alles unternehmen, um die Ausbildungsfähigkeit von Jugendlichen sicherzustellen, ihnen eine gute Berufsausbildung zu ermöglichen und das Nachholen von Bildungsabschlüssen und die berufliche Weiterbildung zu fördern. (Beifall bei den NEOS und von GR Mag. Josef Taucher.)

 

Das tun wir in Wien über den WAFF, aber natürlich auch über das AMS, bereits heute mit zahlreichen Maßnahmen. Angesichts der beschriebenen Situation von jungen Menschen am Arbeitsmarkt, gepaart mit dem Fachkräftebedarf der Wiener Wirtschaft, hat sich der WAFF aber nun entschlossen, gemeinsam mit dem AMS Wien und den Sozialpartnern eine spezielle Zielgruppenstiftung für junge Erwachsene in Wien zu konzipieren. Dort wollen wir in den nächsten 4 Jahren über 1.000 junge Menschen durch gezielte Aus- und Weiterbildung beim beruflichen Um- und Aufstieg begleiten. Die Zielgruppe sind 18- bis 24-jährige Menschen, die beim AMS vorgemerkt sind. Wir rechnen mit ungefähr 7.000 EUR Aus- und Weiterbildungsbudget pro Teilnehmer und einer durchschnittlichen Verweildauer von 18 Monaten. In dieser Jugendstiftung Wien können sowohl Erstausbildungen wie auch begonnene Ausbildungen weitergeführt, aber auch Zweitausbildungen gestartet werden, um zusätzliche Kompetenzen zu erlangen.

 

Daneben rechnen wir auch mit einem gesteigerten Bedarf an fachspezifischer Unterstützung in Deutsch, und es werden in diesem Programm natürlich auch Berufsorientierung, Jobvermittlung und sozialpädagogische Betreuung angeboten werden. Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem Angebot eine optimale Ergänzung zum bestehenden Angebot für Jugendliche in Wien schaffen und damit als Stadt erneut eine Vorreiterrolle im Ausbildungsbereich einnehmen. (Beifall bei den NEOS.) Ich möchte mich bei allen Partnern dieser Zukunftsstiftung bedanken und bei Ihnen natürlich um Zustimmung werben. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, gebe ich bekannt, dass Herr GR Mag. Kowarik von 12.30 bis 15.30 Uhr entschuldigt ist. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau StRin Mag. Pühringer, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Stadträtin.

 

11.45.16

StRin Mag. Judith Pühringer|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuseherInnen via Livestream!

 

Mein Kollege Jörg Konrad hat es schon ausgeführt: Die Situation am Arbeitsmarkt ist alles andere als eine rosige. Wir haben steigende Zahlen bei der Arbeitslosigkeit, nicht ganz so stark wie im Bundesdurchschnitt, da liegt sie bei 10 Prozent, aber auch in Wien haben wir einen Anstieg bei der Arbeitslosigkeit um 8 Prozent. Das sind fast 120.000 Menschen. Der dramatische Befund: Von diesen 120.000 Menschen sind rund 68.000, also mehr als die Hälfte, Menschen unter 30 Jahren. Das ist wirklich ein dramatischer Befund, und leider haben wir auch einen überproportionalen Anstieg bei den 19- bis 24-Jährigen.

 

Was die Jugendarbeitslosigkeit betrifft, mein Kollege hat das schon gesagt, da müssen wir wirklich handeln. Wir wissen ja auch, was wirksame Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit sind, wie wir Jungendarbeitslosigkeit wirklich effektiv bekämpfen können: Erstens Jugendlichen, die vorher noch keine Perspektive hatten, eine Perspektive geben, zweitens, ein ganz wichtiger Punkt, niederschwellige Übergänge schaffen. Was heißt das? Übergänge schaffen, um Jugendliche dabei zu begleiten, dass sie einen guten Weg von der Schule in eine Ausbildung finden, von der Schule in einen Job, Übergänge aber auch von einem Job in einen anderen Job oder auch Übergänge, aus keiner Perspektive, aus einer kompletten Perspektivlosigkeit zu einer echten Chance zu kommen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Was wir brauchen, worum es geht, das wissen wir alle. Wir wissen, wie wir diese Maßnahmen aufsetzen müssen. Beide heute zu beschließenden Maßnahmen, die schon vorgestellt wurden, zielen genau in diese Richtung. Sie zielen genau in Richtung der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit gerade bei Jugendlichen und finden daher ganz sicher unsere Unterstützung. Gleichzeitig ist natürlich zu sagen, dass diese beiden Maßnahmen, die heute getroffen werden, nicht ausreichend sind. Das sind kleine Beiträge, gute und wichtige Beiträge, und es sind sicher Beiträge, die langfristig auch Best-Practice-Beispiele sein werden und sein können.

 

Insgesamt gilt und ich bin überzeugt davon, dass wir das alles nur gemeinsam schaffen - dieser Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit, auch gegen Langzeitarbeitslosigkeit ist wirklich ein zäher Kampf, weil das immer auch ein Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung ist -, dass dieser Kampf ganz sicher einer ist, den wir nur über Parteigrenzen hinweg gewinnen werden, und das ist auch ein Kampf, den wir nur gewinnen werden, wenn wir wirklich alle Institutionen und alle SozialpartnerInnen einbinden.

 

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