«  1  »

 

Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.06.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 113

 

meinderat sich zu einer Klimapolitik bekennt, die von Vernunft geprägt ist und sich für einen sachlichen, rationalen und inhaltlichen Klimadiskurs ausspricht. Darin werden der Bürgermeister und der zuständige Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal ersucht, die dafür notwendigen Schritte einzuleiten und auf Basis dessen dementsprechende Maßnahmen in der Klimapolitik der Stadt Wien zu setzen. Wir stehen gerne für dieses Miteinander für das Klima zur Verfügung, um gemeinsam konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. - Herzlichen Dank und schönen Sommer. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Taucher. Ich erteile es ihm, selbstgewählte Redezeit 13 Minuten.

 

18.36.48

GR Mag. Josef Taucher (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Wienerinnen und Wiener vor den Bildschirmen!

 

Ja, wir haben den Rechnungsabschluss, wir reden jetzt bei der letzten Spezialdebatte über die Geschäftsgruppe Klima, Personal, Demokratie. Ich möchte anfangen mit einer Lebensader, die auch zu uns gehört, die ebs, auch sehr wichtig, sozusagen die Kläranlage in Wien, die 1 Prozent der Energie der Stadt verbraucht. Dort rinnt alles zusammen, am tiefsten Punkt der Stadt, und ich weiß, dass die ebs eines unserer wichtigsten Unternehmen ist, weil sie sozusagen die CSI, also die Geheimpolizei ist, in ihren Analysen für das, was im Abwasser drinnen ist. Wir haben das gut nutzen können bei Covid, weil wir schon vorhergesehen haben, wie die Infektionswellen ansteigen. Wir können auch jetzt Krankheitserreger sehen, ob Masern wieder verstärkt da ist oder andere epidemiologische Krankheiten, auf die wir reagieren müssen. Aber man kann natürlich auch den Missbrauch von Substanzen hochrechnen, oder auch Pille, Hormone, und so weiter. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wird das alles analysiert?!) Ja, das wird analysiert im Labor, und das ist ein großartiges Unternehmen.

 

Gleichzeitig ist dieses Unternehmen faktisch ein Energiekraftwerk für die Stadt, Dort rinnt warmes Wasser hin. Wir haben die Waschmaschine, den Geschirrspüler, wir duschen, wir waschen die Hände, wir machen Lulu, all das ist warm. Da kommt warmes Wasser nach Simmering runter, und wir holen mit den Wärmepumpen jetzt schon für 55.000 Wiener Haushalte die Wärme heraus und können das ins Fernwärmenetz einspeisen. Im Endausbau werden es zirka 112.000 Haushalte sein. Und das ist mega, mega, mega, auf das können wir wirklich stolz sein in Wien. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)

 

Aber es ist nicht nur die Energie, die wir dort rausholen. Wir holen ja auch mechanisch harte Stoffe aus dem Kanal, all die Dinge, die wir nicht ins Klo oder in den Kanal hineinschmeißen sollten. Das holen wir raus, das wird dann im Wirbelschichtofen in unseren Blockheizkraftwerken verbrannt. Wir holen den Klärschlamm raus und vergasen ihn in den Vergasungstürmen, erzeugen damit Methangas, das wir wieder verbrennen und damit Strom und Wärme erzeugen. Das heißt, wir erzeugen weit mehr Strom, als die Kläranlage verbraucht, wir erzeugen weit mehr Wärme, als die Kläranlage und der Betrieb unten brauchen. Und das ist großartig.

 

Und wir erzeugen Tonnen an Phosphor. Ich weiß, das ist kein sexy Thema. Phosphor ist nie sexy gewesen, Chemie und so, aber natürlich im Gemüse, in den Nahrungsmitteln ist Phosphor drinnen, damit sie überhaupt wachsen können, Photosynthese und so - vielleicht klingelt es da noch aus dem Schulunterricht -, und das scheiden wir auch wieder aus. Das ist im Kanal drinnen, das holen wir raus und wir können damit über 60 Prozent des österreichischen Phosphorbedarfs - Phosphor muss man ja immer aus irgendwelchen Ländern importieren - aus diesen Abwässern rückgewinnen und für die Landwirtschaft einsetzen, oder auch für die Zementherstellung, da Phosphor natürlich energiereicher ist, und wenn Zement brennt, kann man da auch Phosphor einsetzen. Also das ist großartig, wir sind in einem europäischen Phosphornetzwerk, haben mit der Borealis diese Versuche schon gemacht und werden so ein Phosphorwerk bauen. Also: ein Wahnsinnskraftwerk, die ebs.

 

Ich möchte mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich bedanken, die jeden Tag dort arbeiten, die Stadt am Laufen halten, so ein großartiges Projekt betreiben und so innovativ sind, dass das vollkommen energieautark ist und noch Energie liefert, für uns alle, für die Wiener und Wienerinnen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN sowie von GR Thomas Weber.)

 

Der Kollege Gara hat es schon gesagt, deswegen werde ich nicht sehr weit darauf eingehen, wir treiben die Energietransformation in der Stadt weiter. Das ist ja durchdekliniert, von der Smart City, Smart Klima City Strategie über den Klimafahrplan gibt es dann die Wärme- und Kältestrategie, die ausgearbeitet wurde, dann den Wärmeplan. Wir sehen heute, wenn man auf die Wiener Landkarte schaut, schon sehr detailreich, wo wird Fernwärme hinkommen, wo wird Geothermie sein, wo werden sozusagen Anergienetze möglich sein, wo wird man mit Wärmepumpen arbeiten müssen. All das ist im Wärmeplan ersichtlich. Das heißt, für die Wohnungsbesitzer, Hausbesitzer, Häuschenbesitzer, Kleingartenanlagen ist heute schon klar, wir sie planen können, um bis 2040 auch diesen Ausstieg zu schaffen. Das unterstützen wir auch noch mit 100 Projekten, „Raus aus Gas“, wo wir Vorzeigeprojekte in einem Sammelband haben, wo jeder nachschauen kann, wie es auch gehen kann, wenn man zweifelt. Es gibt immer Zweifler, das kennen wir alle. Wenn wir draußen sind und diskutieren, da gibt es ja viele Zweifler, die sagen, ja, ja, 2040 klimaneutral, Ausstieg aus Gas und so, das schaffen wir eh nie. - Das sind die klaren Beispiele, die hier gesammelt wurden, dafür Danke an die Geschäftsgruppe, denn das gibt Orientierung, das gibt eine Zielorientierung und es gibt einen Weg vor. (Beifall bei der SPÖ und von GR Thomas Weber.)

 

Selbstverständlich braucht man auch Beratungseinrichtungen wie das Kompetenzzentrum für erneuerbare Energie, Energieberatungen, den Wiener Ökostromfonds. All das sind Dinge, wo sich die Wiener direkt hinwenden können, auch die „Hauskunft“ gibt es, wo man sich hinwenden kann, um Beratungen zu kriegen. Wir haben eine

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular