Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 113
Platane zu verfahren hat oder wie man bauen kann, damit die Platane geschützt bleibt. Auch das gibt es aber noch nicht öffentlich. Das finde ich sehr schade. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir da noch etwas hören. (Beifall bei den GRÜNEN.) - Ihr dürft nicht so lang klatschen, weil ich nur noch 30 Sekunden habe. Deshalb bin ich jetzt ganz schnell. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Ziel wäre es, auch in die Kulturförderung mehr Nachhaltigkeit zu bringen. Das betrifft zwei Dinge, nämlich einerseits, die Leerstände zu öffnen. Ich finde es super, dass es Ateliers im OWA gibt. Das ist aber leider nicht ausreichend. Es gibt ganz viele Leerstände in den Gemeindebauten der Stadt. Auch dort könnten viele Kunstateliers zu günstigen Preisen entstehen.
Ich hätte andererseits gern ein neues Modell für Wiederaufnahmen, das es tatsächlich ermöglicht, dass gute Produktionen im Folgejahr oder vielleicht auch noch öfter gespielt werden können und dafür auch eine Förderung bekommen. Denn es gibt so viel Gutes. Es soll nicht alles weggeschmissen werden. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Eppinger. Ich erteile es ihm. Bitte.
GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Einen schönen Nachmittag! Auch Ihnen, Frau Kulturstadträtin! Herr Präsident!
David Bowie wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Politikern zu applaudieren, weil sie mit öffentlichen Geldern ein neues Krankenhaus, eine Autobahn oder eine Eisenbahn gebaut haben, ist dasselbe, als wenn man einem Geldautomaten applaudiert, weil er einem das Geld auszahlt.“ Die Wiener Kulturpolitik feiert sich gern selbst und vergisst dabei oft das Wichtigste: Die Menschen, die Kunst erschaffen, und vor allem jene, die das ermöglichen. Deshalb beginne ich mit einem herzlichen Dank an all jene, die in dieser Stadt Kultur erschaffen. Das, was sie machen, lässt in dieser Stadt wahnsinnig viel erwachen. Ein herzliches Danke auch an die Steuerzahler und die Leistungsträger, die das alles finanzieren. Danke vielmals. (Beifall bei ÖVP. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Amen!)
Zum Rechnungsabschluss: Wir dürfen uns nicht mit dem Blick zurück zufriedengeben. Exakt dieser Satz fällt hier oft. Ich habe gestern gut zugehört, auch bei Peter Kraus von den GRÜNEN. Wir müssen vor allem nach vorn schauen. Jetzt habe ich Kontakt zu Gerda Rogers. Wir sollten sie vielleicht fragen: Wie gut stehen die Sterne um die Kulturhauptstadt Wien? (Heiterkeit bei ÖVP und GRÜNEN.) Wie können wir diesen wertvollen Beinamen bewahren? Wer nämlich Kulturhauptstadt bleiben möchte, der muss dringend handeln.
Die Kulturverantwortlichen dieser Stadt haben eine erstaunliche Routine entwickelt, sich in ihrer eigenen „bubble“ zu bejubeln und das Gegenüber zu verspotten. Oft wundern sich Politiker ja über die Verrohung in der Gesellschaft. Sie reagieren aber oft genau so, wenn es um andere Meinungen geht. Diffamieren wird immer wichtiger als das eigentliche Problem. Wer nicht gleich jubelt, unbequeme Fakten auf den Tisch legt oder sogar kritisch hinterfragt, hört in Kulturdebatten schnell Sätze wie: Ewige Schlechtrederei, Ahnungslosigkeit oder auch rechter Populismus. (GR Jörg Neumayer, MA: Ich kann das unterscheiden!) Ja, Herr Neumayer, das kam von Ihnen. Deswegen sage ich es jetzt direkt in Ihre Richtung: Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik. - Neuerlicher Zwischenruf von GR Jörg Neumayer, MA.) Es gibt nicht nur: Du bist für mich oder gegen mich. Lieber Herr Neumayer, gern auch an Sie. Liebe Kollegen, wir reden hier ja gern vom Klimaschutz. Was ist eigentlich mit dem Gesprächsklima? Investieren wir doch bitte alle gemeinsam in Maßnahmen, die das Gesprächsklima schützen! (GR Markus Ornig, MBA: Ist das das Wort zum Sonntag?)
Verstecken Sie sich nicht hinter Schlagzeilen, die sich in eigenen Aussendungen oder Postings wirklich gut lesen, aber wenig mit der Realität zu tun haben! Jemand mit einer anderen Meinung ist kein Feind, sondern jemand mit einer anderen Meinung. Punkt. (Beifall bei der ÖVP. - GR Markus Ornig, MBA: Und jeder fängt damit bei sich selbst an, dann ist die Welt in Ordnung!) Was meine ich damit konkret? Das demokratische Gespräch und das Feld des Dialogs - um hier ein sehr schönes Zitat von Ihnen aufzugreifen, Frau Stadträtin - bedeuten auch, andere Meinungen wertzuschätzen und zu respektieren. Kunst darf alles: aufrütteln, bewegen, motivieren, unterhalten, provozieren. Gleichzeitig müssen Kunstverantwortliche aber auch in der Lage sein, eine kontroverse Diskussion auszuhalten.
Was hingegen passiert hier? Kopfschütteln, Gelächter, Niedermachen. Es ist natürlich wahnsinnig gemütlich - wie die Couch zu Hause, wie das Kleid oder die Hose, die man gern anzieht, wie das Lieblingsessen, das man sich immer wieder bestellt -, alles unter den Deckmantel der Kunst zu stellen, auch wenn Sie wissen, dass vieles wie bei den Wiener Festwochen plumpe Provokation ist. Viele Menschen spüren das. (GR Jörg Neumayer, MA: Sie machen das, was Sie vorwerfen!) Das, was Sie als Kultur verkaufen, ist eine Mogelpackung. Die Wahrnehmung vieler Menschen ist oft konträr zu dem, was Sie behaupten. Die Folgen sind schwerwiegend. Immer mehr Menschen wenden sich von der Politik, von der Kultur und von der Kunst ab. Das halte ich für eine bedenkliche Entwicklung, über die wir offen und ehrlich sprechen und bei der wir zügig handeln müssen. Achten Sie bitte mehr auf die Menschen als auf den SPÖ-Freundeskreis! (Beifall bei der ÖVP.)
Sie, werte Frau Stadträtin, haben schon vor vielen Wochen von einer sensationellen Auslastung bei den Festwochen erzählt. Kollege Stürzenbecher - da ist er - freut sich über eine 95-prozentige Auslastung. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Es sind 96! - Beifall und Bravo-Rufe bei der SPÖ.) Es sind 96. Ich mag, dass er aufmerksam ist. Wisst ihr aber, was schön ist? Wisst ihr, was super ist? Das habe ich ihm vorhin auch selbst gesagt. Er ist gestern als einer der wenigen draußen gestanden, die sich für einen respektvollen Umgang miteinander einsetzen, auch zuhören, wenn andere etwas sagen, und auch gern korrigieren. Das nehme ich wirklich gern auf. Lieben Dank, Herr Stürzenbecher.
Also, 96 Prozent Auslastung. Fakt ist: Es werden immer weniger Karten gedruckt, weil einfach immer weniger
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