Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 113
gen haben wir wieder genug Pädagoginnen und Pädagogen, weil der Job wieder Spaß macht, weil die Lehrkräfte mehr Vorbereitungsstunden und eine bessere Bezahlung haben, weil sie weniger administrative Tätigkeiten erledigen müssen und mehr Unterstützung bekommen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
In unserem Wien von morgen haben alle Kinder faire Bildungs- und Lebenschancen, und zwar auch deshalb, weil die Sprachförderung im Kindergarten endlich funktioniert. Es gibt im Wien von morgen Sprachförderkräfte an jedem Kindergarten, so wie wir uns das gemeinsam in Hamburg angeschaut haben: Jeder Kindergarten muss eine In-House-Sprachförderungskraft haben, die Teil des Teams ist und dort mit den Kindern arbeitet. So haben im Wien von morgen alle Kinder gerechte Bildungs- und Lebenschancen durch eine gute Elementarbildung. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Auf den Bereich Schule, den wir hier schon oft angesprochen haben, möchte ich noch zu sprechen kommen. Auch hier sind die Probleme altbekannt. Wir haben ein ungerechtes Bildungssystem Der eigene Bildungserfolg hängt mehr vom Bildungshintergrund der Eltern ab als vom eigenen Können. 80 Prozent der Mittelschülerinnen und Mittelschüler erreichen im derzeitigen Bildungssystem nicht die Grundkompetenzen und die Bildungsstandards. Das ist tatsächlich ein systemisches Versagen zu Lasten der Schülerinnen und Schüler, die das System am meisten brauchen würden. Der LehrerInnenmangel und auch der DirektorInnenmangel werden vor allem an der Volksschule immer größer. Viele Lehrerinnen und Lehrer verlassen den Job wieder, weil sie sagen: In dieser Art und Weise tue ich mir das nicht mehr an! Die Arbeitsplätze, die wir in unseren LehrerInnenzimmern haben, sind aus dem vorigen Jahrhundert und die Arbeitsbedingungen gefühlt teilweise auch. Die Bürokratie und die Starrheit des Systems werden immer größer. Das frisst viel Zeit und leider auch Motivation.
Die Segregation zwischen den Schulen wird immer größer, und das auch schon im Volksschulbereich. Damit ist ein Voneinander-Lernen vor allem der deutschen Sprache leider kaum noch möglich. Daher sind auch im Schulbereich die Deutschkenntnisse so, dass viele Schülerinnen und Schüler nicht mehr mitkommen. Diesbezüglich haben auch Sie als NEOS-Bildungspartei in den letzten Jahren tatsächlich versagt, die Situation für die Schülerinnen und Schüler, aber vor allem für die Lehrerinnen und Lehrer deutlich zu verbessern.
In unserem Wien von morgen haben alle Jugendlichen und Kinder die gleichen Bildungschancen und gerechte Bildungschancen. Im Wien von morgen kann jedes Kind, egal, woher es kommt und welche Sprache es spricht, in die Schule ums Eck gehen, weil das die beste Schule ist. In unserem Wien von morgen haben alle gerechte und faire Bildungschancen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es wäre Ihre Verantwortung, dieses Wien von morgen zu schaffen, und damit wir Sie dabei unterstützen, bringen wir heute einige Anträge ein. Wir möchten einige Anträge zurückziehen und dann zuweisen. Der Antrag 1.1.03 zur Abfederung des LehrerInnenmangels und den Antrag 1.88 zu Maßnahmen und zur Attraktivierung des DirektorInnenberufs bringen wir noch einmal mit der bitte um Zuweisung ein. Das sind Anträge, die den PädagogInnenmangel und DirektorInnenmangel in dieser Stadt endlich abfedern und verbessern sollen. Aber auch unsere anderen Anträge zur Autonomie von Schulen und zu mehr Gestaltungspielraum werden wir einbringen, damit das Wien von morgen ein besseres ist als das heutige. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die Redezeit hat acht Minuten betragen. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Janoch. Selbstgewählte Redezeit fünf Minuten. Bitte, Frau Gemeinderätin.
GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Wienerinnen und Wiener!
Politisch und pädagogisch unterwegs: Das ist mein persönlicher Auftrag als Politikerin und Pädagogin im Einsatz für Kinder und Familien in Wien. Ich höre im Bereich Bildung und Pädagogik zu. Ich verstehe individuelle Anliegen und Sorgen auf Augenhöhe. Und ich spreche hier im Gemeinderat aus, was es braucht, um Verbesserungen und Veränderungen für Kinder und Familien in unserer Stadt zu erzielen. Zwei wichtige Bereiche stehen dabei immer im Fokus, nämlich einerseits der Kinder- und Jugendschutz und andererseits der Ausbau von Angeboten für Familien in unserer Stadt. - Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat! Auf diese Themen werde ich nun kompakt eingehen.
Seit 2021 setze ich mich gegen das Ertrinken von Kindern ein. Schwimmen ist mehr als Badengehen. Fakt ist: 134.000 Kinder und Jugendliche konnten heuer im 1. Quartal nicht schwimmen. Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. 50 Prozent der 8-jährigen Kinder in Wien können nicht schwimmen, und erst in der 3. Klasse Volksschule finden Schwimmkurse statt. Und für viele Kinder ist das erst der Erstkontakt mit dem Element Wasser. Nur 17 Prozent der Kinder lernen das Schwimmen in der Schule, obwohl das im Sportlehrplan verankert ist. Deshalb braucht es eine Intensivierung des Schwimmunterrichts in der Schule, den Ausbau an geförderten Freizeitangeboten zum Schwimmen und auch den Ausbau in der Elementarpädagogik. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich durfte vergangene Woche am Child Safety Summit des Kuratoriums für Verkehrssicherheit mitwirken, und gemeinsam haben wir eine „future roadmap“ gegen das Ertrinken von Kindern erarbeitet. Unsere Mission war ganz klar: 2034 sollen in Österreich keine Kinder mehr ertrinken, weil sie nicht schwimmen können. Um das aber gemeinsam zu erreichen, ist es komplett wichtig, dass wir diesbezüglich umdenken. Wir brauchen Grundkonzepte bereits in der Elementarpädagogik. Wir müssen schauen, dass Kinder bereits im Kindergarten das Schwimmen erlernen. Und wir müssen dafür sorgen, dass diese Angebote gefördert und finanziert werden.
Bei all diesen Gesprächen, die wir geführt haben, ist auch ein Punkt klar herausgekommen: Die Schwimminfrastruktur in Wien ist ganz miserabel. Es gibt definitiv zu wenig Wasserflächen, um diesem Bildungsauftrag nach
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