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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 26.06.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 83 von 104

 

Jelinek einen Patientenanwalt, der uns ganz gut gefällt, der seine Arbeit unserer Meinung nach auch ganz gut macht. Sie wissen ganz genau, dass wir mit der Vorgängerin eher so das eine oder andere Problemchen hatten. Aber das tut jetzt hier nichts mehr zur Sache.

 

Das ist der eine Antrag. Auf den zweiten Antrag gehe ich jetzt nicht großartig ein, es ist ebenfalls ein Antrag, den wir zuweisen möchten an den Gemeinderatsausschuss für Soziales, Gesundheit und Sport. Er betrifft die Schaffung von Kinderhospizeinrichtungen und -betreuungsplätzen, meine Damen und Herren. Die Anträge sollten Ihnen bekannt sein, ich gebe sie dann dem Gemeinderatsvorsitzenden.

 

Jetzt kommen wir zum Thema des Tages oder zumindest zu jenen Dingen, die - nett formuliert - ein wenig Arbeit bedürfen, um das Ganze klug und gescheit aufzustellen, weil es dort eben Riesenprobleme gibt. Eines der ganz großen Probleme ist, egal, welche Zeitung man aufschlägt in den letzten Monaten, jeder wird es schon gehört haben, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien ein Mangelfach ist. Der Wiener Gesundheitsverbund schafft es anscheinend nicht, genügend Ärzte in seinen Spitälern davon zu überzeugen, für ihn zu arbeiten. Sonst hätten wir das Problem nicht.

 

Wir haben allerdings 2022 und auch 2023 die Situation gehabt, dass wir nicht zusätzlich welche bekommen haben, sondern umgekehrt, es haben acht Kinder- und Jugendpsychiater leider Gottes die städtischen Spitäler verlassen, und das ist natürlich mehr als schade. Wohlwissend - und da gibt es Unterlagen und Statistiken der Ärztekammer in Wien -, dass es heute, im Gegensatz zu vor fünf Jahren oder vor zehn Jahren so viele Kinder- und Jugendpsychiater gibt wie noch nie zuvor. Das Problem ist: Die wollen anscheinend nicht im Wiener Gesundheitsverbund arbeiten. Da muss man sich dann schon fragen. Warum ist das so? Nur die Bezahlung wird es unter Garantie nicht sein. Sie wird vielleicht ein Teil davon sein, aber am Ende des Tages wird man wahrscheinlich feststellen müssen, dass insgesamt das Arbeiten im WIGEV alles andere als interessant ist für diese Spezialärzte.

 

Ich kann mich erinnern, als das Krankenhaus Nord geplant und begonnen wurde zu bauen, hat man uns versprochen, auch auf der Homepage, dass die Wienerinnen und Wiener eine neue kinder- und jugendpsychiatrische stationäre Abteilung in dem Spital bekommen werden. Der Herr Dr. Gorlitzer ist selbst Arzt in dem Spital und wird mir unter Garantie recht geben, dass es diese Abteilung heute, fünf Jahre, nachdem das Spital eröffnet hat, leider noch immer nicht gibt. Warum gibt es die nicht? Das haben wir vor Kurzem den Herrn Dr. Binder, eines der drei Vorstandsmitglieder des WIGEV, gefragt, und er hat uns gesagt, wir finden einfach die Ärzte nicht. Okay, gut! Das ist eine ehrliche Antwort: Wir suchen, aber wir finden die Ärzte nicht.

 

Heutzutage ist ja fast alles öffentlich einsehbar. Jetzt kann man sich anschauen, was aktuell im Wiener Gesundheitsverbund an Mitarbeitern und an Ärzten gesucht wird. Wenn man sich am Wochenende angeschaut hat so wie ich, wie viele Kinder- und Jugendpsychiater aktuell gesucht werden im Krankenhaus Nord, in der Klinik Floridsdorf, dann stellt man fest: kein einziger! Da denke ich mir, da passt doch irgendetwas nicht. Entweder sucht man oder man sucht nicht! Wenn man nicht sucht, dann soll man halt einfach sagen: Nein, was wir einst versprochen haben, nämlich dass wir die stationäre Abteilung zur Verfügung stellen, das wird nicht kommen. Wir suchen auch niemanden diesbezüglich, der diese Abteilung bespielen kann. Oder man sagt so, wie man es halt in der Stadt Wien sagt: Na ja, die Ärzte gibt’s einfach nicht. Was natürlich, wie gesagt, nicht stimmt.

 

Nicht nur, dass die Wiener Ärztekammer, wie vorher schon erwähnt, sagt, es gibt heute mehr Ärzte als vor fünf oder zehn Jahren. Auch ein paar Kilometer weiter, in Tulln, hat vor Kurzem eine Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgesperrt, und zwar im stationären Bereich. Das ist nur ein paar Kilometer im Westen Wiens, die finden die Ärzte, die schaffen es mit dem medizinischen Personal, diese Abteilung zu bespielen. In Wien, ein paar Kilometer weiter, funktioniert es nicht. Da muss man sich halt dann überlegen, warum das so ist. Es wird nicht immer nur der Mann im Mond schuld sein, sondern vielleicht auch irgendwann einmal die Führung des Wiener Gesundheitsverbundes! Natürlich sind die nicht an allem schuld, aber wenn ich heute so wie der Dr. Binder sage, wir suchen die Leute und finden keine, und dann schaue ich nach und sehe, ihr sucht gar keine, dann finde ich das irgendwie eine Verarschung, meine Damen und Herren. Ich hoffe, dafür bekomme ich jetzt keinen Ordnungsruf. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.)

 

Der Herr Stadtrat hat vor Kurzem eine neue Idee geboren, nämlich dass Ärzte, die heute im städtischen Bereich tätig sind, nicht mehr als Wahlärzte arbeiten dürfen, wenn sie dort nicht zu 100 Prozent, sprich, Vollzeit, arbeiten. Das ist etwas, wo ich mir denke, wie das gemeinsam geht mit dem Koalitionspartner, mit einer liberalen Partei. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Welche liberale Partei?!) Das ist wahrscheinlich eine spannende Ansage, aber ich schätze einmal, ihr werden das vielleicht irgendwann beantworten müssen.

 

Wer gestern noch den „Report“ gesehen hat - auch den habe ich mir erst heute in der Früh angeschaut -, da war eine junge Dame, die gesagt hat, sie kann das einfach nicht machen, sie arbeitet 20 Stunden in einem WIGEV-Haus und zusätzlich noch als Wahlärztin, aus dem Grund, weil es für sie der persönliche Wunsch und Traum so ist, wie es ist. Wenn es jetzt so sein müsste, dass sie sich entscheiden müsste, ob sie im Spital arbeitet oder in der Wahlarztklinik - na ja, meine Damen und Herren, was glauben Sie, was die Dame geantwortet hat? Und da bin ich mir hundertprozentig sicher, nicht nur diese Dame, sondern viele Ärzte würden Sie dann zusätzlich verlieren, und ob das am Ende des Tages klug ist, weiß ich nicht.

 

Auch der Patientenanwalt hat zwar, so habe ich es gelesen, zunächst in einer Erstreaktion gesagt: Na ja, an sich, so wie Sie es meinen, kann ich mir das schon vorstellen. Er hat allerdings auch einen Nebensatz dazugesagt, dass das nicht nur allein in Wien funktionieren wird. Das ist logisch. Das muss man Österreich-weit machen, und Österreich-weit wird das nicht funktionieren oder wird

 

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