Gemeinderat, 47. Sitzung vom 19.12.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 95
die Peergroup anschauen, sieht man ja auch regelmäßig auf Social Media, wie gut sie besucht sind, da ist die Hütte voll, würde ich mal sagen, viele Jugendliche. Ich glaube, das zeigt auch sehr schön, dass die Zeit für ein Queeres Jugendzentrum in Wien wirklich überreif ist, und ich freue mich sehr auf die Eröffnung des Queeren Jugendzentrums 2024.
Ich möchte mich bei diesem Poststück abschließend noch bei den vielen Menschen bedanken, die ehrenamtlich in unterschiedlichen Vereinen im Bereich LGBTIQ - Gleichstellung, Menschenrechte, Antidiskriminierung - arbeiten und sich engagieren, sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt unserer Stadt.
Und nachdem es meine letzte Rede heuer hier am Rednerpult ist, möchte ich Ihnen allen eine schöne ruhige Zeit wünschen, erholen Sie sich gut, das nächste Jahr wird anstrengend, viele Wahlkämpfe kommen, gute Erholung und alles Gute! - Danke. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.
GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Geschätzte Damen und Herren!
Ich werde über das Queere Jugendzentrum reden und ich werde Ihnen an Hand von drei Argumenten sagen, warum wir dieser Förderung nicht zustimmen können. Das erste Argument wird sein, weil wir nach wie vor der Meinung sind, dass es sich bei Transgender um einen Jugendtrend handelt, auch darauf werde ich eingehen, zweitens, weil der Vergabeprozess unserer Meinung nach einigermaßen eigenartig abgelaufen ist, und drittens, weil wir die gesonderte Einrichtung von einem Jugendzentrum für queere Jugendliche für kontraproduktiv halten.
Ich spreche zuerst über den Jugendtrend Transgender. Sie wissen, ich habe schon mehrfach gesagt, es gibt selbstverständlich das Krankheitsbild Genderdysphorie. Dazu gibt es inzwischen auch ein höchstgerichtliches Urteil, dass es als Krankheitsbild einzustufen ist und auch auf Kosten der Krankenkasse behandelt wird. Und das ist auch richtig so, wenn es als Krankheit eingestuft wird, wenn Menschen darunter leiden, dann sollen sie behandelt und keinesfalls diskriminiert werden, dieser Meinung sind wir absolut. Aber das hat nichts zu tun mit den Zahlen, die wir heute sehen, wie stark die Anzahl bei Jugendlichen, vor allem bei weiblichen Jugendlichen ansteigt. Wir haben mehrere Indizien, die nahelegen, dass es sich um einen Jugendtrend handelt. Erstens, es geht um das, was die Pubertät ausmacht, nämlich um Identitätsfindung. Zweitens, Menschen, die eine Geschlechtsumwandlung gemacht haben, waren bisher Männer mittleren Alters, jetzt auf einmal sind es weibliche Jugendliche. Weibliche Jugendliche, pubertierende Mädchen sind die wahrscheinlich vulnerabelste Gruppe, wenn es um Identitätsfindung geht. Und es ist nicht erklärbar, weder wissenschaftlich noch habe ich eine politische Rede bisher dazu gehört, die erklären kann, warum wir einen Sprung der Hauptzielgruppe haben, nämlich nicht nur im Geschlecht, sondern auch in der Altersgruppe, außer die Erklärung, dass es sich eben um einen Jugendtrend handelt und gerade junge Mädchen diesem Trend anheimfallen, so wie anderen Trends in der Vergangenheit auch.
Ein weiterer Aspekt, warum es genau Jugendliche anspricht, ist Gruppenzwang - es wird aus Schulen berichtet, dass der Druck inzwischen groß ist, auch etwas Besonderes zu sein, besondere Bedürfnisse zu haben, deswegen besonders behandelt werden zu müssen - und weil die Rolle von Influencern völlig unterschätzt wird: Trans, queere, non-binäre Influencer, die in coolen Videos auf Instagram und TikTok auftreten und nahelegen, dass es quasi ein Lifestyle ist. Ich habe auch gesagt, mit all dem könnten wir als Gesellschaft umgehen, wir haben schon ganz andere Jugendtrends gesehen, das wäre alles kein Problem.
Problematisch wird es dann, wenn es Richtung Einnahme von Pubertätsblockern geht, Richtung Einnahme von Hormontherapien und Richtung geschlechtsangleichende oder geschlechtsändernde Operationen. Dann handelt es sich nicht mehr um einen Trend und dann handelt es sich nicht mehr um eine Art, seine Identität auszuprobieren, sondern dann wird in die Biologie, in die Physik dieses Menschen eingegriffen. Und das ist nichts, worüber man den Kopf schütteln sollte (in Richtung GRin Mag. (FH) Susanne Haase), Frau Kollegin, denn sowohl Hormontherapien als auch Pubertätsblocker sind bis jetzt cross-sex hormones, sind bis jetzt experimentell, es gibt keine Langzeitstudien. (Zwischenruf von GRin Mag. (FH) Susanne Haase.) Ja selbstverständlich, ich habe eine Anfrage gemacht, wie viele in Österreich und wie viele in Wien cross-sex hormones bekommen. (Zwischenruf von GRin Mag. (FH) Susanne Haase.) Ich habe gesagt, ich rede jetzt zuerst einmal darüber, warum wir Trans als Jugendtrend klassifizieren, und dann rede ich über das Jugendzentrum, okay. Wir haben hier verschiedene Schritte, vielleicht können Sie dem folgen, wenn nicht, dann lassen Sie mich wenigstens aussprechen. (Beifall bei der ÖVP.)
Also, ich habe Ihnen jetzt hergeleitet, warum wir davon überzeugt sind, dass es sich um einen Jugendtrend handelt. Der zweite Punkt, warum wir nicht zustimmen können, ist, wie dieser Vergabeprozess aufgesetzt wurde. Dieser Verein, der es bekommen hat, hat keinerlei Erfahrung in der Führung von Jugendzentren. Wir haben Vereine, die Jugendzentren betreiben können, beispielsweise den Verein Wiener Jugendzentren, der wurde aber nicht damit beauftragt, sondern es wurde ein Verein damit beauftragt, der überhaupt keine Erfahrung hat, und wir wissen bis heute nicht, warum das der Fall ist. Und was einigermaßen eigenartig bei der Ausschreibung war, wir haben dann gefragt, wie viel das ganze Ding kosten wird, und das konnte kein Mensch sagen. Also man konnte offenbar bei der Anbotslegung nicht sagen, so und so viel werden die Kosten pro Jahr sein, so und so viel werden die Kosten für die Errichtung sein. Das hat schon ein bisschen den Beigeschmack, dass hier ein gewisser Verein diesen Auftrag bekommen hätte sollen, und dem können wir selbstverständlich nicht zustimmen.
Und die inhaltlichen Gründe, warum wir nicht zustimmen, sind, weil die Errichtung eines Jugendzentrums für eine einzelne Gruppe genau das ist, was wir in dieser
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