Gemeinderat, 45. Sitzung vom 28.11.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 97
Begegnung zu ermöglichen und einen Erstkontakt zu haben.
Wir haben dafür einige wunderbare Beispiele wie den Kultursommer gesetzt, der für viele - das haben wir auch nachgewiesen - die Erstbegegnung mit klassischer Musik, mit Musik aus allen Stilrichtungen und allen Zeiten, mit Theaterformen und Tanzformen sowie unterschiedlichen literarischen Erzeugnissen war. Das heißt, Gratiseintritte erleichtern den Erstkontakt und erleichtern es überhaupt, in das kulturelle Leben zu finden. Gerade im Hinblick auf Jugendliche wissen wir: Für Menschen zwischen 15 und 29 Jahren ist das ein ganz großer Hebel und eine große Einstieghilfe. Sie kennen sie ja alle. Wir haben den Kultursommer, wir haben die Filmfestivals im Sommer bei freiem Eintritt, das Popfest und die O-Töne, die sich der Literatur widmen. Wir haben also viele, viele Zeichen gesetzt und auch bestärkt.
Nächste Woche - ich freue mich, wenn Sie alle zur Eröffnung kommen - folgt eben ein Beispiel, das auch im ganzen deutschen Sprachraum mit sehr großer Neugier und großer Achtung verfolgt wird. Das umgestaltete Wien Museum, das in der Zeit und sozusagen ohne Abwurfpakete in der Planung im budgetären Rahmen erfolgt ist, öffnet seine Tore weit und macht die Dauerausstellung gratis zugänglich, weil es eben auch eine Bildungsausstellung ist und es sich darum dreht, sich mit der eigenen Geschichte zu befassen. Es folgt da eigentlich einem britischen Modell, bei dem man sagt: Man versucht, natürlich auch durch Sonderausstellungen und einen ganz neu gestalteten Shop Geld hineinzubekommen, aber die Allgemeinheit soll Anteile haben und soll kommen. Es soll zu einem Ort werden, den man einfach auch immer wieder besucht.
Was ist die nächste Herausforderung? Es ist eine soziale Herausforderung. Wie kriegen wir mehr Gemeinschaft in unsere kulturellen Institutionen und machen sie vertraut? Wie gewinnen wir ein Publikum der Zukunft? Das andere ist natürlich die Klimaherausforderung. Wir wissen es alle. Wir kennen die Zahlen. Wir kennen die Statistiken. Wir wissen, wir müssen da auch etwas radikal ändern. Wir müssen Inhalte und unsere Verfahrensweisen in der Produktion verändern. Wir müssen vielleicht mehr darauf schauen - da ist die Kulturstrategie auch ein wichtiger Treiber -: Können wir mehr teilen? Können wir Ressourcen teilen? Können wir Technik-Pools schaffen? Das sind alles Dinge, die in Zukunft auch entwickelt werden müssen. Das ist ein wichtiger Punkt.
Es sind aber eben auch gebaute Zeichen, wie zum Beispiel das Wien Museum, das ja in Sachen klimabewusster Umbau und Erneuerung wirklich alle Stücke spielt, aber auch das neue Pratermuseum, das wir jetzt 2024 eröffnen, eine Holzkonstruktion, die wirklich nach ökologischen Standards entwickelt wurde und deswegen auch teurer wurde. Ja, das stimmt, aber à la longue wird sich das wieder einspielen, weil wir einfach Energie sparen.
Da sind wir auch Teil eines konsequenten Wiener Weges, der sozusagen Kultur als Bestandteil sieht. Wir haben eine lebenswerte Stadt, wir haben eine sozial verträgliche Stadt, in der Wohnen im Verhältnis zu anderen großen Metropolen noch erschwinglich ist. Wir haben ein phantastisches Wiener Wasser, und wir haben eine Kultur, die zugänglich und leistbar ist. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - Zwischenruf von Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky.) Das sagst du nur wegen des Wiener Wassers. (Heiterkeit bei der Rednerin.)
Weil Arbeit eben wichtig ist, schaffen wir den richtigen Rahmen für künstlerische Arbeit. Da ist es zum Beispiel so, dass wir diese Fair-Pay-Initiative gestartet haben, die sozusagen von Wien ausgegangen ist und nun Gott sei Dank auch den Bund und andere Bundesländer erreicht hat, die jetzt mit dem Terminus umgehen. Wir wissen aber, dass das kein Schlagwort ist oder dass es jemals eine Check-Liste oder Check-Box geben wird, durch die das erledigt sein wird. Es betrifft ja so viele unterschiedliche Felder, sodass es zum Beispiel bei der bildenden Kunst auch darum geht, geldwerte Unterstützung wie zum Beispiel Räume anzubieten. Räume sind ein rares Gut in einer Stadt.
Deswegen ist dieses Atelierhaus, das jetzt geplant wird, das wir in Angriff nehmen und das dann 2027 eröffnet wird, ein Meilenstein: Eine Stadt, die über 100 Künstlerinnen und Künstlern Arbeitsraum zur Verfügung stellen wird - natürlich mit einem Call, mit Jurys. Denn ich mache es eben nicht so, dass ich das persönlich oder mit einigen Beamten bestimme, sondern da braucht es natürlich Expertinnen und Experten, die schauen, dass es dort auch einen regelmäßigen Austausch gibt und sich auch niemand auf Jahrzehnte hinweg festsetzen kann, sondern dass da ein ganz klares und sehr transparentes Vergabesystem erfolgt. Das ist, glaube ich, eine unglaubliche Setzung und eine Innovation. Da danke ich eben auch all jenen sehr, die mitgeholfen haben, das überhaupt auf die Beine zu stellen, allen voran Anita Zemlyak von der MA 7, die dieses Projekt ja überhaupt von Anfang an begleitet und gefunden hat.
Wir haben mit Michelle Cotton im Sommer 2024 neue Setzungen in der Kunsthalle. Wir haben - das ist jetzt ganz wichtig - diese ominösen Rahmenbeträge in der Kunst. Die haben wir maßgeblich erhöht. Was verbirgt sich dahinter? Die Rahmenbeträge sind eigentlich die Töpfe, durch die EinzelkünstlerInnen, kleine Institutionen und NachwuchskünstlerInnen, die ja eigentlich die Vielfalt der Szene darstellen, vor allem über Projektförderungen gefördert werden. Es sind die Einzelnen, die vielen, die vielleicht eben kein großes Marketingbudget und anders als große Institutionen nicht mehrere Departments haben, um sich selber zu vermarkten. Gerade sie müssen wir aber stützen und schützen, damit sie, wenn sie wachsen und bekannter werden, dann eben auch in die größeren Institutionen kommen können. Gerade in diesem Bereich werden bildende Kunst, Film und Festivals ganz besonders ausgebaut und gefördert - natürlich auch die freie Szene, der ich von Anfang an viele Möglichkeiten geschaffen habe.
Wir planen ein Angebot in einer Stadt, die große Herausforderungen birgt, weil sie so enorm wächst. Wir haben die 2-Millionen-Marke überschritten und sind in den letzten 30 Jahren um 500.000 Menschen gewachsen. Das
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