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Gemeinderat, 45. Sitzung vom 28.11.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 97

 

Aber nicht nur eigenständiges Musizieren ist für Kinder und Jugendliche in Wien schwierig, sondern auch das Konsumieren von Kultur. Die Teuerung tut ihr Übriges dazu. Deswegen ist eine vielfältige und erfolgreiche Kulturlandschaft auch von denen abhängig, die das besuchen, und dazu gehören halt auch Kinder und Jugendliche. In Paris zum Beispiel haben alle Kinder und Jugendliche bis zum 26. Lebensjahr freien Eintritt in alle nationalen Museen. Auch das braucht es in Wien, dass wir besonders für Kinder und Jugendliche ein niederschwelliges Anreizsystem für das Kunst- und Kulturangebot in Wien haben. Deswegen stellen wir auch den Antrag, ein attraktives Konzept für Jugend und Kinder, ein Kinder- und Jugend-Kultur-Ticket für Wien zu erarbeiten und zu schaffen, damit man eben kostenlos oder zumindest bei stark ermäßigtem Eintritt oder in einem Kombinationsangebot Kunst und Kultur in Wien für Kinder und Jugendliche genießen kann. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Wir wollen ermöglichen, dass die Kinder und Jugendlichen die Welt der kreativen Entfaltung, der sozialen, emotionalen und intellektuellen Kompetenz entwickeln. Mit den bis jetzt 270 oder 290 Millionen EUR Fördergeld, die ausgeschüttet werden und jetzt auch angehoben werden, sehen wir halt wenig Möglichkeiten, kein Geld für dieses Kultur-Ticket für Jugendliche, kein Geld für Musikschulen.

 

Wenn ich jetzt in den Bereich der Wissenschaften gehe - meine Vorrednerin hat es ja ausführlich dargestellt -, gibt es kein oder wenig Geld für Arbeitsstipendien. Wenn man das Geld, das hier im Budget im Bereich Wissenschaft zur Verfügung gestellt wird, anschaut, dann tut mir das ein bisschen leid, dass das von 7 Prozent abgesenkt wird, was im Moment der Anteil an Wissenschaft im Kulturbudget ist. Das war bis jetzt 2022 so, und 2025 sinkt das Wissenschaftsbudget auf 6,5 Prozent. Das ist sehr bedauerlich und ein armseliger Wert.

 

Sie wissen, Peter L. Eppinger liegt leider krank zu Hause, und ich wünsche ihm gute Besserung, aber er hat mir einen Brief an das Christkind geschickt, den ich hier verlautbaren darf und soll. Brief an das Christkind - Frau Stadträtin, Sie sind, glaube ich, als Christkindl da ein bisschen mitgemeint. Er schreibt auch: Ich hoffe, dass du meine Zeilen mit einem Lächeln liest und dass eben die Kultur in unserer geliebten Stadt ein besonderes Anliegen ist. Wir haben viele große Bühnen, kleine Säle, viele Museen und auch viele Plätze, auf denen Menschen singen, tanzen, springen und uns auch zum Nachdenken anregen. Jetzt fragt sich natürlich das Christkind: Ist das Kulturbudget auch gerecht verteilt? Die Frau Stadträtin wird sagen, ja. Das Christkind wird sagen, na ja, wahrscheinlich nicht. Auch wir Oppositionspolitiker oder wir von der Wiener Volkspartei sehen das ähnlich. Diese gerechte Verteilung stimmt halt nicht ganz so, wie wir uns das vorstellen.

 

Auch die Kulturstrategie - Kollegin Sachslehner hat es schon ein bisschen angesprochen -, eine echte Kulturstrategie, auf die wir schon seit fünf Jahren warten, sollte eigentlich wichtige Fragen beantworten, wie zum Beispiel: Wo kann man neue, innovative Räume schaffen? Gibt es Platz für Experimente? Findet das traditionell interessierte Publikum auch Angebote? Wie füllen wir unsere einzelnen Häuser, welche Lücken gilt es dabei auch zu füllen?

 

Die Kulturstrategie beginnt auch mit einem interessanten Satz, nämlich: Die Kulturnutzung hängt auch stark mit der Bildung zusammen. Das ist etwas Erstaunliches von der SPÖ, das mich auch ein bisschen verwundert hat, gebe ich zu, was man der Wiener SPÖ unter den Baum legen könnte. Sie haben nämlich einen Auftrag an das SORA-Institut gegeben und eine Umfrage zur Kulturstrategie gemacht, und da wurde abgetestet, wie häufig in Wien Leute, die Kulturinstitutionen besuchen, die Matura haben. Da hat ein Drittel der Besucher Matura, und bei der Umfrage, wie wichtig es ihnen ist, dass man den Kulturinstituten Geld aus öffentlicher Hand zugänglich macht, halten das 47 Prozent für wichtig, die eine Matura haben. Wenn es um eine faire Bezahlung der Künstlerinnen und Künstler geht, sagen über 50 Prozent der Personen, die eine Matura haben, ja, es ist uns sehr wichtig. Das ist ein bisschen komisch, weil die SPÖ gerade Noten und die Matura abschaffen möchte, und das passt irgendwie nicht mit diesen Umfrageergebnissen zusammen.

 

Noch etwas wäre schön, auch ein kleiner Wunsch ans Christkind: Wenn man die Kulturstrategie eingibt und dann die Suchfunktion klickt, passiert leider nichts. Das ist ein bisschen schade. Kollegin Nittmann, Sie haben das, glaube ich, auch schon angesprochen, diese Website funktioniert halt hinten und vorne nicht besonders. Auch wenn man die Barrierefreiheit anklickt, kommt man auf die Website von Wien, was allgemein Barrierefreiheit ist. Das ist also ein bisschen schade, dass man da nicht mehr Input und mehr Tiefgang hineinstellen kann.

 

Bezüglich der Kommunikation mit dem Kulturressort hat man eigentlich einen sehr freundlichen Umgang miteinander. Das finde ich immer schön, muss ich sagen. Leider ist es dann oft so, dass man wirklich wichtige Dinge als Wiener Stadtregierung lieber für sich behält. Als kleines Beispiel darf ich das Pratermuseum nennen. Dem Umzug des Pratermuseums wurde von uns allen Parteien zugestimmt, und dann plötzlich am Freitag am später Nachmittag kam der Akt herein, dass das Pratermuseum komplett neu geplant wird, viel teurer geplant wird, und wir hatten eigentlich keine Ahnung, warum das so ist. Warum müssen wir das jetzt alles neu machen und noch teurer machen? Da mangelt es schon etwas an Kommunikation in diesem Bereich.

 

Zu diesen Millionen, die wir im Kulturbereich ausgeben: Wir haben abgefragt, welche Ziele oder Benchmarks es zum Beispiel beim Theater oder beim Volkstheater geben soll, und die Antwort war, die Ziele und Benchmarks sind eigentlich Nachhaltigkeit, Fair Pay, Lehrlingsausbildung, aber keine Idee, welche Strategien verfolge ich, um diese Häuser auch voll zu machen. Deswegen wundert es uns auch nicht, dass der Direktor des Volkstheaters oder der Wiener Festwochen etwas vorzeitig das Handtuch wirft, wenn es da keine Ziele oder Benchmarks gibt, die man verfolgen kann.

 

Vor vier Jahren hat ein sehr engagierter und sehr liebenswerter Oppositionspolitiker sehr sachlich und nüchtern zum Volkstheater übrigens gesagt - Thomas Weber von den NEOS -, so kann und darf es für diese wichtige

 

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