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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 18.10.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 122

 

dern nur Teilzeitkräfte - und insgesamt ungefähr 8 Neueintritte in diesem Bereich. Ganz genau 11 Personen sind in Pension gegangen, 12 sind in andere Einrichtungen gegangen, alle sind im öffentlichen Gesundheitssystem geblieben, in der SVA, im Hanusch, im Evangelischen Krankenhaus, in der AUVA. Einer ist ins Burgenland nach Oberwart gegangen, einer in eine Ordination für Allgemeinmedizin, Vinzenz-Gruppe Hanusch, was halt weiter nicht erstaunlich ist, denn die Hälfte dieser Personen sind Mitarbeiter, die Assistenzärzte waren, also Ärzte in Ausbildung und sie gehen nach der Ausbildung dann in eine andere Einrichtung.

 

Tatsächlich ist aber die Anästhesie - so gesehen passt jetzt die Antwort zur 1. Anfrage -, auch eines der Fächer, ich habe es ja vorhin schon erwähnt, wo wir zweifelsohne zu wenig Ärzte und Ärztinnen haben. Es ist eines dieser Fächer, wo wir dringend mehr Ausbildung brauchen, damit es mehr Ärzte und Ärztinnen gibt, die dann auch in die unterschiedlichen Fächer wechseln, auch in die Fächer, die von den Ärzten als nicht so attraktiv empfunden werden wie andere Fächer.

 

Trotzdem, und das ist ja Ihre Frage, wurden viele verschiedene Maßnahmen gesetzt. Eine der Maßnahmen ist die angesprochene, dass auch die Möglichkeit geschaffen wurde, zusätzliche Anästhesistinnen und Anästhesisten vom freien Markt zu beschäftigen, auf der Basis von stundenweisen Abrechnungen und so, wie das halt üblich ist.

 

Tatsächlich haben das Team und der Primarius dort diese Möglichkeit im Augenblick nicht in Anspruch genommen. Sie sind auch der Meinung, dass sie das auch ohne solche zusätzlichen Kräfte schaffen, weil ganz andere Maßnahmen vom Ärztlichen Direktor gemeinsam mit seinem Primarius und dem Team gesetzt wurden, nämlich Kooperationen zwischen den verschiedenen anästhesiologischen Abteilungen innerhalb des WIGEV, hausinterne Kooperationen mit dem internistischen Bereich, vor allem dem intensivmedizinischen Bereich, die vorübergehende Verlagerung von Leistungen in andere Häuser, was ja sowieso im Alltag eines großen Gesundheitsverbundes so stattfindet.

 

Es hat interessanterweise ein bisschen einen Mangel an Kenntnissen gegeben, welche Prämienmöglichkeiten für außerordentliche Dienstleistungen auch innerhalb des Spitals vom Ärztlichen Direktor entschieden werden können. Das wurde in der Zwischenzeit auch nachgeholt. Recruiting-Maßnahmen wurden noch weiter intensiviert. Wir beschäftigen auch schon eine Headhunter-Firma, um Anästhesisten im gesamten deutschsprachigen Raum anzusprechen.

 

Natürlich muss es auch Verbesserungen in der Ausbildung geben. Daher wurde die Zahl der Ausbildungsstellen von 10 auf 14 erhöht, und es wurden Ausbildungskooperationen eingegangen, sowohl innerhalb der Häuser des Wiener Gesundheitsverbundes als auch eine Kooperation mit dem Traumazentrum Wien der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Seidl, bitte.

 

9.41.44

GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Sehr geehrter Herr Stadtrat, danke für die Beantwortung!

 

Aktuell helfen wir uns ja in solchen Fällen dann mit externen Ärzten, die wir dann auch entweder stundenweise oder tageweise bezahlen. Das ist auch in der Anfrage so beschrieben. Nicht nur in der Anästhesie in der Klinik Favoriten, sondern ich gehe davon aus, auch in anderen WIGEV-Häusern wird das so sein. Jetzt meine Frage: Stimmt es, dass es weitere Bereiche gibt, wo wir auf externe Ärzte in den WIGEV-Häusern angewiesen sind?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

Amtsf. StR Peter Hacker: Ich verstehe die negative Konnotation nicht. Wir sollten einmal jetzt grundsätzlich die Erkenntnis teilen, dass Ärztinnen und Ärzte überwiegend selbstständig erwerbstätig sind. Da kann man jetzt darüber diskutieren, ob das gescheit ist, dass Ärztinnen und Ärzte selbstständig erwerbstätig sind oder ob man nicht überhaupt der Meinung ist, dass Ärztinnen und Ärzte ausschließlich in Anstellungsverhältnissen tätig sein dürfen. Faktum ist, Ärztinnen und Ärzte sollen und dürfen selbstständig erwerbstätig sein und, oh, Überraschung, sie tun es auch.

 

Wenn dann Versorger Dienstleistung brauchen, dann kaufen sie diese Dienstleistung zu, und das kann man als Versorger grundsätzlich auf zwei Arten machen. Das eine ist, man schließt Anstellungsverhältnisse, das zweite ist, man beschäftigt selbstständig Erwerbstätige. Und ja, das tun wir auch als Wiener Gesundheitsverbund, weil wir gelernt haben, dass wir uns nicht von diesen Mechanismen, die im europäischen Gesundheitswesen einfach existieren, entkoppeln können. An sich wäre mir lieber, wenn wir nur mit Angestellten arbeiten, aber wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es da draußen einen Arbeitsmarkt gibt, der sich anders verhält, als uns das recht und lieb ist. Darum, ich glaube, ich sage das jetzt zum vierten Mal, werden wir mehr Ärztinnen und Ärzte ausbilden müssen, damit es da nicht auch noch zu Mechanismen kommt, die wir aus Zeiten von Mangelwirtschaften kennen.

 

Dass wir in Österreich einen Fachkräftemangel quer durch alle Berufsgruppen haben, ist an sich keine negative Erkenntnis. Ich will jetzt auch nicht abschweifen, aber es hat natürlich schon etwas zu tun mit der Frage, wie wir die Planung vor 10, 15, 20 Jahren gemacht haben, wie wir damit umgehen wollen, dass eine Babyboomer-Generation in Pension geht und wir - anstatt dass wir rechtzeitig die Maßnahmen ergriffen haben, Arbeitskräfte auch aus anderen Ländern bei uns in den Arbeitsmarkt zu integrieren - geglaubt haben, wir können uns den Luxus leisten, das nicht zu tun.

 

Wir ernten jetzt die Ergebnisse der Politik des vergangenen Jahrzehnts in diesen Fragestellungen, die Augen verschlossen zu haben vor den Tatsachen, dass wir eine Gesellschaft sind, die eine negative Geburtenrate hat und das schon über Jahrzehnte. Das muss man ganz einfach sagen, und das ernten wir halt jetzt. Ich sage es noch einmal, wenn wir weiter die Augen verschließen, werden wir erst am Beginn des Problems sein, was die medizinische Versorgung durch Ärztinnen und Ärzte betrifft.

 

Deswegen mein wirklicher Appell, dass wir alle zusammenhalten sollten, dass es zu mehr Ausbildungen an den Medizinuniversitäten kommt und dann auch die Zahl

 

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