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Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 104 von 116

 

sexualisierten Übergriffe auch beinhalten. Zitat: „Er habe sie ins Klo gedrängt und ihr den … in den Mund gedrückt, erzählt eine Frau über einen Wiener Clubbesitzer. Über denselben Mann sagt ein früherer Mitarbeiter: ‚Oft habe ich am nächsten Tag gehört, dass er wieder Frauen angefasst hat.‘“ Das bedeutet, dass diese Sachen öfter vorgekommen sind und das ist natürlich besonders heftig, wenn ein Clubbesitzer, der in der Führungsverantwortung ist, sexuell belästigt. Dann weiter: „Beim Sex habe er sie bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, berichtet eine andere Frau über einen Wiener Partyveranstalter. Einmal habe er ihr gesagt, er werde sie schlagen, bis sie nichts mehr hört. Er habe ihr eine Platzwunde am Kopf verpasst und sie im Zimmer eingesperrt, berichtet eine Frau über einen erfolgreichen Wiener Techno-DJ.“

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das sind nur ein paar Auszüge der erschütternden sexualisierten Übergriffe, die Frauen in der Technoszene und im Wiener Nachtleben erlebt haben und die öffentlich drüber geredet haben. Ich möchte mich sehr, sehr herzlich bedanken bei den Betroffenen, die wirklich die Stärke und den Mut gefasst haben, um öffentlich über solche Themen zu sprechen. Ich möchte mich im Namen der GRÜNEN Wien und der GRÜNEN Frauen Wien bedanken, vor allen Dingen auch bei Fredi Ferková vom Technokollektiv „Hausgemacht“ und bei den Betroffenen, die darüber gesprochen haben, und lasst euch sicher sein, wir stehen felsenfest an eurer Seite. Ihr habt den Stein ins Rollen gebracht, und wir bedanken uns ganz, ganz herzlich bei euch. (Beifall bei GRÜNEN und NEOS.)

 

Ja, die Berichte der Betroffenen zeigen ein erschütterndes System des Machtmissbrauchs auf, und da geht es natürlich auch sehr oft um die prekären Beschäftigungsverhältnisse im Club- und Kulturbereich. Diese bilden natürlich dann auch diesen Nährboden, weil eben Abhängigkeitsverhältnisse stattfinden. Auch der Umstand, dass die Club- und Technoszene vor allem im kommerziellen Bereich, muss man sagen, nach wie vor in fester Männerhand ist, bietet auch hier einen gewissen Nährboden, sei es von Bookern bis DJs bis hin zu den Clubbesitzern. Und auch hier können wir GRÜNE Wien immer nur wieder sagen - meine Kollegin Ursula Berner ist heute leider nicht da, weil sie krank ist, aber wir sagen das immer wieder -, es braucht hier ganz, ganz viele Anstrengungen im Bereich Fair Pay im Kulturbereich und vor allen Dingen auch bei der Frauenförderung im Kulturbereich. Und wir werden in Zukunft leider auch darüber sprechen müssen - wie gesagt, einem Clubbesitzer wird sexualisierte Gewalt vorgeworfen -, dass, wenn solche Sachen vorkommen, wir auch über Förderstopp reden müssen, liebe Kolleginnen und Kollegen.

 

Meine Kollegin Ursula Berner und ich haben eben viele Gespräche geführt, vor allen Dingen mit der Initiative TechnoMeToo, der Vienna Club Commission und der IG Club Kultur, und ich muss sagen, alle sagen eigentlich das Gleiche, nämlich dass sie sich wünschen, dass es nicht nur bei der Entrüstung bei diesen Fällen bleibt, sondern dass es jetzt eben rasche politische und strukturelle Maßnahmen braucht, die Betroffene vor Gewalt schützen und bestenfalls dazu führen, dass diese Gewalt gar nicht erst entsteht. Auch die erschreckenden Ergebnisse der Umfrage der Vienna Club Commission - das haben wir vorher auch schon gehört von meiner Kollegin Bakos - „Sicher im Wiener Nachtleben“ zeigt, dass sexualisierte Übergriffe keine Einzelfälle sind, sondern leider vielmehr die Regelfälle darstellen. Und das ist natürlich schockierend. Es wurden insgesamt 2.000 Datensätze ausgewertet, wobei mehr als die Hälfte der Befragten zwischen 21 Jahren und 30 Jahren alt waren. Das heißt, es betrifft vor allen Dingen sehr junge Menschen, und wie wir alle wissen, wenn solche traumatischen Erlebnisse bereits in sehr jungem Alter stattfinden, dass einen das für sein ganzes Leben lang zeichnet.

 

Ich möchte auf ein paar Aspekte von dieser Umfrage eingehen, weil ich es für wichtig halte. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen:

 

Wer ist betroffen? Besonders betroffen von diesen Übergriffen sind eben Frauen, inter-, trans-, nichtbinäre und queere Menschen, People of Color sind deutlich stärker davon betroffen, das ist die Gruppe, die eigentlich am stärksten von dieser Diskriminierung betroffen ist. Wo haben diese Übergriffe stattgefunden? Der unsicherste Ort bei diesen Befragungen ist der Club, gefolgt von Bar und Diskothek. Welche Übergriffe haben die Befragten erlebt? Zwei Drittel der Befragten haben gesagt, dass sie von sexueller Belästigung und von sexualisierten Übergriffen betroffen sind. Erschreckend hoch sind auch die Angaben zu unwissentlicher Verabreichung von Betäubungsmitteln - wir kennen leider das Phänomen der der K.O.-Tropfen - und natürlich auch andere sexuelle Übergriffe.

 

Dann, wer sind die Täter? Ein Großteil der Täter sind natürlich die männlichen Gäste, allerdings leider auch Securities, Club- und Barpersonal, und auch da sehen wir wieder, dass die Schulung von diesem Personal sehr, sehr wichtig ist. Aber sie schützt leider auch nicht vor Übergriffen, und deswegen sind zum Beispiel Awarenessteams natürlich besonders wichtig, die noch einmal eine andere Aufgabe haben als die Securityteams.

 

Welche Maßnahmen fordern die Betroffenen und wen sehen sie in der Verantwortung? Die Betroffenen sagen, dass sie gerne die Schulung des Security-, Club- und Bar-Personals hätten, dass es Awarenessteams vor Ort braucht und dass es eben diskriminierungssensible Haus- und Verwaltungsregeln braucht.

 

Und hier ist es quasi unsere Verantwortung, dass wir diese Forderungen, die von vielen Seiten aufgestellt werden, von der Vienna Club Commission, von #TechnoMeToo, aber auch von den Betroffenen selbst, in politische Maßnahmen übersetzen. Und genau hier setzt auch unser grüner Antrag an, denn es braucht wirklich nachhaltige Veränderungen, und die schafft man bestenfalls durch eine Verpflichtung von Gewaltschutz in den Gesetzen, im Wiener Veranstaltungsgesetz. Ich weiß nicht, ob Sie das Wiener Veranstaltungsgesetz kennen, ich kenne es mittlerweile sehr gut: In § 31 sind Sicherheitskonzepte vorgesehen, bei den Sicherheitskonzepten kommt aber leider der Gewaltschutz nicht vor. Das finden wir sehr schade, und deswegen würden wir das gerne in Form dieses Antrages nachholen. Und vor allen

 

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