Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 102 von 116
ben gerufen oder vergeben, eine Holzkonstruktion - ich sage immer ganz gerne, 100.000 EUR für ein paar Bretter, die man so aus dem Baumarkt erhält. Eine temporäre Aktion für ein paar Monate für 100.000 EUR sehen wir auch nicht als verantwortungsvollen Umgang mit Geldern aus dem Kulturbudget beziehungsweise mit Steuergeld allgemein, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)
Was haben wir noch für Projekte aus Kunst im öffentlichen Raum? Sie werden es vielleicht, wenn Sie es nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen haben, dann vermutlich medial entnommen haben, eine überlebensgroße Vagina mit Zähnen und keine Ahnung, was noch sonst allem am Wiener Graben, mehr oder weniger dem Tourismuszentrum unserer Stadt. Ich weiß nicht, ob das so sehr dem Ruf der Stadt Wien gerecht ist und ob das eine sinnvolle Verwendung im Rahmen dieses Projektes ist. Und zu guter Letzt darf ich noch das Projekt erwähnen im Rahmen des Jubiläums 150 Jahre I. Wiener Hochquellwasserleitung, wo im 10. Bezirk ein Jubiläumsbrunnen entstanden ist, für satte 2,1 Millionen EUR, wo ich mittlerweile - und ich komme ja auch aus diesem Bezirk - von verschiedensten Anrainern Beschwerdebriefe, Beschwerde-Mails erhalten habe, wie denn die Stadt nur imstande sein kann, 2,1 Millionen EUR für ein solches Projekt hier locker zu geben. Wer es noch nicht gesehen hat, bitte googlen Sie es einfach. Das Projekt heißt WirWasser, die Gruppe Gelatine war diejenige, die diesen Wettbewerb gewonnen hat. Ich habe mir auch die anderen Projekte angeschaut. Zugegeben, es hat noch ein paar Vorschläge ungefähr in derselben optischen Kategorie gegeben, aber es hat auch, wie ich meine, durchaus Vorschläge gegeben, die wesentlich ansehnlicher und auch, glaube ich, dem Jubiläum entsprechend würdig gewesen wären. Die bekannte Jury hat sich leider Gottes für ein anders Projekt entschieden, wo sogar eine Petition ins Leben gerufen wurde, weil eben das mit Sicherheit keine optische Aufwertung dieses Vorplatzes hier im Sonnwendviertel in Favoriten darstellt.
Ich komme zu einem weiteren Punkt, nämlich zu einem Antrag unsererseits. Wir haben immer wieder Kunstprojekte seitens Kunst im öffentlichen Raum, wo wir der Meinung sind, dass das mit Sicherheit nicht so sinnvoll investiertes Steuergeld und Geld aus dem Kulturbudget ist. Wir würden vor allem vorschlagen, auch jene Projekte einmal fertigzustellen, die schon begonnen wurden. Beispielsweise angesichts des Jubiläums am 12. September. Vor 340 Jahren ist ja die Besatzung der Stadt Wien von osmanischen Truppen zu Ende gegangen. Zum 300. Jahrestag dieses Jubiläums hat es eine Grundsteinlegung am Schmerlingplatz gegeben für ein entsprechendes Denkmal durch niemand Geringeren als Papst Johannes Paul II. Auch am Kahlenberg gibt es einen entsprechenden Sockel für ein Sobieski-Denkmal, der ja im Nachhinein als der Befreier Wiens gilt. Vom Sobieski-Denkmal gibt es den Sockel auf dem Kahlenberg, zur Aufstellung des Denkmals selbst, einer Statue, ist es leider Gottes nicht gekommen, weil man in der Stadt Wien der Meinung war, dass der vorgeschlagene Entwurf nicht modern genug oder was auch immer sein soll. Dieses Reiterstandbild ist dann in Krakau aufgestellt worden, und im Jahr 2018 hat die Stadt Wien tatsächlich das Versprechen abgegeben, das Sobieski-Denkmal am Kahlenberg umzusetzen.
Erfolgt ist das leider Gottes bis heute nicht, sondern ganz im Gegenteil. Selbst der polnische Staatspräsident hat ein Gespräch mit dem österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, dazu genutzt, diese Angelegenheit bilateral anzusprechen und hat eben ersucht, auch dieses Denkmal entsprechend fertigzustellen. Daher wäre es auch im Sinne guter diplomatischer Beziehungen zwischen Österreich und Polen sicherlich förderlich, dieses Denkmal am Kahlenberg entsprechend fertigzustellen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)
Das war es zu unserem Antrag, vielleicht noch zu den anderen Anträgen. Dem Antrag hinsichtlich Gewaltschutz von SPÖ und NEOS werden wir zustimmen, weil er einfach deutlich vernünftiger ist als jener der GRÜNEN. Wenn es hier Handlungsbedarf und dazu entsprechende Studien gibt, dann sind wir dafür, entsprechende Maßnahmen hier zu setzen und unterstützen den Antrag der Regierungsfraktionen. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist GRin Bakos zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen.
Heute geht es um die KÖR, sie gestaltet den öffentlich Raum mit zeitgenössischen Kunstwerken. Und das ganz Schöne und das Besondere ist, dass eben Kultur, Stadtentwicklung und Wohnen gemeinsam betrachtet werden und dabei Kunst im unmittelbaren Umfeld der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt erlebbar gemacht wird. Das ist etwas, das ganz, ganz großartig ist, und in diesem Sinne bitte ich auch um Zustimmung zu diesem Poststück.
Ich möchte allerdings bei diesem Poststück auch über etwas anderes im Zusammenhang mit dem Kulturbereich sprechen. Denn seit einigen Wochen ist eine Vielzahl von Übergriffen im Clubkulturveranstaltungsbereich thematisiert worden und auch medial publik geworden - das haben Sie ja sicherlich alle auch mitbekommen. Dank aktivistischer Arbeit werden derzeit Missstände sichtbar gemacht, die offenbaren, dass sexuelle Übergriffe, sexualisierte Gewalt im Kulturbereich auch vor dem Wiener Nachtleben keinen Halt macht. Ich möchte gleich vorwegstellen, diese Enthüllungen haben mich zutiefst betroffen gemacht, und ich möchte hier vor allen Dingen auch meine Solidarität mit all jenen ausdrücken, die hier auch den Mut aufgebracht haben, ihre Erfahrungen öffentlich zu teilen und auf dieses Problem und auf diese bestehenden Missstände, die es gibt, aufmerksam zu machen. Das ist etwas, das viel Mut erfordert, und da möchte ich wirklich meine Solidarität auch zum Ausdruck bringen. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)
Mann sein, um das so lapidar zu sagen, schützt. Das zeigt die erst vor Kurzem präsentierte Befragung der Vienna Club Commission, bei der über 2.000 Befragte
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