Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 100 von 116
dieses Projekt, dort dieses Reha-Zentrum zu errichten, ein monströses Gebäude mitten im Waldgebiet.
Ich kann mich gut erinnern, wie Frau Bezirksvorsteherin Silke Kobald eine Bürgerversammlung einberufen hat und die GRÜNEN in Hietzing, die SPÖ sowieso und die NEOS nicht gewusst haben, was sie machen sollen. Vor allem aber die GRÜNEN sind dort fast gesteinigt worden, weil bei diesem Projekt mitten in dem Naturjuwel Hörndlwald eine Reha-Klinik errichtet worden ist. (Zwischenrufe und Widerspruch bei den GRÜNEN.) Also, da muss man hier schon einmal die Richtigkeit feststellen: Nur durch den massiven Protest der Bevölkerung und einiger Bürgerinitiativen und vor allem durch das konsequente Vorgehen der Hietzinger Volkspartei und der Bezirksvorsteherin Silke Kobald ist es gelungen, dieses riesige Bauvorhaben überhaupt zu stoppen und zu verhindern. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir hielten dann in weiterer Folge an der Umwidmung als Wald- und Wiesengürtel fest. Es stimmt: Ich habe dann hier als Gemeinderat einen Antrag gestellt und ihn zugewiesen. Der wurde dann dankenswerterweise auch im Ausschuss weiterbehandelt und die Flächenwidmung wurde eben entsprechend geändert.
Ich bin froh, dass jetzt dieser einstimmige Beschluss gefasst wird. Der Schutz des Hörndlwaldes ist damit auch im Gegensatz zu anderen Aussagen gesichert, als man gesagt hat: Nein, es passiert dort eh nichts, es wird eh nie wieder etwas gebaut. Nein, jetzt legen wir es fest: Die nächsten Generationen haben diesen Wald als Naherholungsgebiet zur Verfügung.
Dieser Hörndlwald ist das letzte Spitzel des Wienerwalds. Das ist der Ausläufer des Biosphärenparks Wienerwald. Sie alle werden mir zustimmen: Der Wienerwald ist die grüne Lunge Wiens, ein bisschen wie die Klimaanlage. Da kommen die Kaltluftströme her. Leider werden seitens der Stadtregierung in diesen Bereichen des Biosphärenparks Wienerwald oder in dessen Ausläufern immer wieder Bausünden produziert und Megabauten geplant. Ich erinnere nur an die Bauvorhaben beim Napoleonwald. Wir haben auch so lange über den Riesenbau von Transgourmet bei der Westeinfahrt diskutiert. Diese Versiegelung gefährdet jetzt nicht nur die lokale Situation, sondern auch die gesamte Wiener Bevölkerung, weil uns dieses Waldgebiet eben auch vor der Trockenheit und vor der Hitze im Sommer schützt.
Sie brauchen außerdem nur einmal durch die Hietzinger Gegenden marschieren. Da werden Sie immer wieder hören: Das Landschaftsbild hat ja meist einen dörflichen Charakter. Da stehen viele schöne Häuser und Villen. Sobald so eine Villa verkauft wird, kommt der Bauträger und baut dort - bumm - ein riesiges Ding hin, wo jeder Millimeter verbaut wird, und dieses ortstypische Landschaftsbild muss einem riesigen Betonhaufen weichen.
Besonders in den immer heißer werdenden Sommern bietet dieser Wienerwald - auch der Hörndlwald gehört dazu - einen Ort der Abkühlung und ist eine Erholung gerade bei unserer schnelllebigen und zunehmend wachsenden Großstadt. Anstatt von Großbauprojekten am Waldesrand abzusehen, werden dort immer wieder neue Projekte geplant. Eigentlich brauchen wir dieses Gebiet als Natur und Erholungsmöglichkeit für die gesamte Wiener Bevölkerung.
Die Wiener Bauordnung soll ja dazu dienen, dass gerade diese enge Verbauung, die Bodenversiegelung, verhindert wird. In Wahrheit sehen wir an unterschiedlichsten Baustellen immer wieder das Gegenteil. Da frage ich mich schon: Was machen die MA 19 oder die MA 37, die hier offensichtlich alles genehmigen? In den Randbezirken werden jährlich mehrere Fußballfelder verbaut. Wenn man die Klimaanalyse ansieht, die die Kaltluftströme in der Nacht untersucht hat, stellt man fest, dass die Klimaströme, die vom Wienerwald ausgehen und die gesamte Stadt abkühlen, bis in die Innenstadt reichen.
Zusätzlich nehmen die Wälder zum Beispiel bei Starkregen natürlich viel mehr Flüssigkeit auf, wie wir das gerade in der Steiermark gesehen haben. Die haben bis zu 200 l/m² vom Boden aufgenommen. Das geht bei zubetonierten Flächen natürlich nicht.
Zusammenfassung: Was brauchen wir also? Was ist notwendig? - Wir brauchen strengere Regeln für die Flächenverbauung im Bereich der Randbezirke, die an den Wienerwald grenzen, damit das weitere Zurückdrängen des Naherholungsgebietes möglichst verhindert wird. Auch das Ortsbild muss dabei erhalten bleiben. Wir stehen ja vor der Situation, dass im Innenstadtbereich jeder Baum wertvoll und sehr teuer gepflanzt wird. Das ist so: Die eine Hand gibt, und die andere Hand nimmt von den Randbezirken wertvolles Grünareal. Das ist kein nachhaltiges Konzept. Darüber muss man nachdenken.
Wir sind als Wiener Volkspartei für nachhaltige Konzepte. Deswegen freuen wir uns, dass wir heute hier dieses Poststück liegen haben, dem wir auch gerne zustimmen. Wir sind für nachhaltige Konzepte und für moderne Lösungen. Deswegen bringen wir auch diesen Beschlussantrag ein. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet.
Damit kommen wir nun zur Abstimmung über die Postnummer 47. Wer der Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest.
Zu diesem Poststück haben wir zwei Anträge, die beide die sofortige Abstimmung verlangen.
Der erste Antrag, von den GRÜNEN, betrifft die Veröffentlichung der vollständigen Stadtklimaanalyse. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und der GRÜNEN, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist.
Der nächste Antrag stammt von der ÖVP mit dem Titel „Wienerwald - Stopp der Versiegelung am Stadtrand Wiens“. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und der GRÜNEN. Damit bleibt auch dieser Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt.
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