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Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 85 von 116

 

zählt man die Länder Saudi-Arabien, Katar, Oman auf. Jedes Mal wenn ich Oman auf der Tafel gelesen habe, habe ich immer geglaubt, Omar steht dort, aber dann habe ich mich bei jeder „draft decision“ gewundert, dass es nicht ich war. Wir haben einen Abänderungsantrag eingebracht, und der ist durchgegangen.

 

In Wirklichkeit spielt Diplomatie eine Rolle. Drei Stunden später haben wir es miterlebt. Drei Stunden später hätte Russland mit Kamtschatka auf die Rote Liste kommen müssen. Das war die „draft decision“. Und plötzlich haben sie Äthiopien in Zusammenarbeit mit allen afrikanischen Ländern, Angola, Mali, Ruanda, die arabischen Länder, auf ihrer Seite. Sie haben es geschafft, dass es dort zu einem Abänderungsantrag gekommen ist, wo plötzlich Russland nicht auf die Rote Liste gekommen ist, obwohl sie dort an dem Vulkan in Kamtschatka ein Riesenressort und ein Hotel planen. Sie haben jetzt wieder ein Jahr Zeit, um darüber zu reden.

 

Wir hätten wahrscheinlich auch die Möglichkeit gehabt, mit der Brechstange den Antrag so zu bringen, dass wir sofort von der Roten Liste wegkommen. Wir haben uns auch mit Rücksprache mit dem Außenministerium dafür entschieden, dass wir nicht gegen die ICOMOS und die UNESCO auftreten und dass wir einen gemeinsamen Weg gehen. Ich bin aber wirklich zuversichtlich, wenn diese neue Bewertung von Kloos dieses Mal positiv ausfällt, dass wir 2024 von der Roten Liste wegkommen werden.

 

Zu den Spielregeln, lieber GR Gara: Über die Spielregeln habe ich auch etwas Neues gelernt. Diese Spielregeln mit der UNESCO durfte man sich selbst auferlegen. Das ist ja der Kas an der Geschichte. Die sagen dann nachher, ihr habt uns geschrieben, ihr wollt es so haben, also müsst ihr euch daran halten. Was weiß ich: Ich war mit Ernst Woller in Baku, und dort gibt es drei riesige Wolkenkratzer - ich weiß nicht, welcher Architekt, ich glaube nicht, Zaha Hadid -, die Flames Towers, und die gefährden das Weltkulturerbe nicht, weil es in der Beschreibung der „shots“ dieser Städte nicht definiert war. Hätten wir die Kernzone beim Ring gezogen und nicht so weit dort, dann wäre es nicht passiert.

 

Auch wenn wir heute schon ein bisschen ein Lehrbeispiel haben, zur Frage mit den 50 m: Wir müssen 50 m bauen, und wenn der Turm jetzt niedriger ist, brauchen wir eine neue Widmung? - Nein, meine Damen und Herren! Es bezieht sich immer auf das Wiener Null, und das Wiener Null ist historisch unter der Schwedenbrücke am Mittelpegel des Donaukanals. Früher hat es, wenn ich mich nicht irre, weil die Brücke früher Ferdinandbrücke geheißen hat, sogar Ferdinand-Pegel geheißen, jetzt heißt es Wiener Null. Und die Ecke Lothringer Straße und (GRin Dr. Jennifer Kickert: Heumarkt! Ah nein, Johannesgasse!) Heumarkt liegt bei 12,5. Das heißt, selbst wenn die Nullvariante kommt, wo wir keinen Zentimeter drübergehen dürfen, sind wir noch immer weit weiß und erreichen diese Höhe von mindestens 50 m. Wir brauchen also keine neue Widmung, denn diese 50 m beziehen sich nicht auf den realen 50 m-Turm, sondern auf das Wiener Null. Von dort wird das gemessen. Das ist also auch einmal eine sehr positive Sache, die ich erwähnen würde.

 

Im Übrigen war in diesen Vorgesprächen auch ICOMOS noch ein bisschen skeptisch. Liebe Selma, auch eine kleine Korrektur, weil du gesagt hast, wir haben ein Projekt eingereicht, und offensichtlich war es nicht genug. Dem ist nicht so. Sie haben nur gesagt, wir müssen es uns anschauen. Es wurde also nicht festgestellt, dieses neue Projekt ist noch immer zu groß, im Gegenteil, es wurde geschätzt, und sie haben gesagt: Bitte, seid nicht böse. Wir müssen die Zeit haben, es anzuschauen. Im Übrigen hat ICOMOS nicht die Zeit gehabt, weil sie auch in dieser Sitzung in Paris nicht dabei waren, weil sie ihre Vollversammlung in Australien hatten. Sie haben gesagt: Seid nicht böse. Ihr sagt uns jetzt etwas Tolles. Kann sein, dass es stimmt, kann sein, dass es nicht stimmt. Es war aber nicht so, dass sie gesagt haben, es ist nicht genug.

 

Zum Ausritt, den Kollege Sittler gegen die Planung gemacht hat, dass das so furchtbar ist und dass das auf die Rote Liste kommt: Wenn ich mir denke, in diesen 20 Jahren, wo ich in diesem Planungsausschuss bin, hat man Gebiete wie Hauptbahnhof, Kabelwerk, Seestadt Aspern, die Berres-Gründe, den Nordbahnhof, Rothneusiedl (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Wien-Mitte! Wien-Mitte!), den Gürtel gemacht, wo uns die Delegationen tagein, tagaus die Tür einrennen, damit sie bei uns diese wunderbare Stadt anschauen. Da zu sagen, die gehören auf die Rote Liste, ist wirklich etwas, was ich mit Vehemenz zurückweise, und ich möchte hiermit auch allen Beamtinnen und Beamten in dieser Abteilung meinen besten Dank aussprechen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Ich bringe jetzt auch gemeinsam mit meinen Kollegen Josef Taucher, Ernst Woller, Erich Valentin, Bettina Emmerling und Frau Dipl.-Ing. Selma Arapović einen Beschluss- und Resolutionsantrag betreffend Weltkulturerbe ein: Der Wiener Gemeinderat bekennt sich entsprechend des am 25. November 2021 im Gemeinderat beschlossenen Managementplanes - der übrigens ausdrücklich von der UNESCO auch gewürdigt wurde - Welterbe Historisches Zentrum von Wien dazu, dass die herausragenden Qualitäten des Historischen Stadtzentrums für gegenwärtige und zukünftige Generationen erhalten und erlebbar bleiben und zur Einhaltung der damit einhergehenden völkerrechtlichen Verträge städtebauliche Entwicklungen im Bereich dieser Gebiete auch in Zukunft immer vor dem Hintergrund dieser großen Verantwortung geplant und umgesetzt werden, um diese Kulturgüter auch für künftige Generationen zu erhalten.

 

Am Ende verbleibt es mir, wenn wir uns bei allen bedankt haben, bei den Mitgliedern der Delegation, bei Rudi Zunke: Was mir wirklich auch am Herzen liegt, weil ich auch immer ein Verfechter und Anhänger der Städtediplomatie bin: Die guten Kontakte, die wir in Wien geknüpft haben, haben dann im Endeffekt auch wirklich Früchte getragen. Ich möchte mich namentlich bei Herrn Faisal Abdulrahman bedanken. Das war der ehemalige Generalsekretär des Königs-Abdullah-Zentrums in Wien,

 

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