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Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 80 von 116

 

In der schwierigen Frage des Heumarktes sind drei Kernsätze drinnengestanden. Wir wissen, wir müssen einen Kompromiss suchen. Und der Kompromiss zwischen 44 m und 66 m ist nicht 43 m. Das war damals der Bericht, den wir bekommen haben, wo sie gesagt haben: 44 ist der jetzige Zustand, 66 ist das, warum wir auf die Rote Liste gekommen sind, und daher ist es wichtig, einen Kompromiss zu suchen. Also für mich auf Wienerisch heißt das, irgendwo in der Mitte und nicht bei 43 m. Das Zweite: Sie haben uns damals vorgeschlagen, wir sollen sogenannte „mitigation measures“, mildernde Maßnahmen, vornehmen, das heißt auf Deutsch, weniger hoch. Sie haben uns gesagt, wir sollen den negativen Einfluss der Sichtachsen reduzieren. Reduzieren ist insofern wichtig, weil es nicht geheißen hat, beseitigen.

 

Das heißt, es war immer klar, es muss ein Kompromiss gefunden werden, und daher haben wir gesagt, wir versuchen, diesen Kompromiss zu finden. Wir haben das getan, indem wir die UNESCO damals gefragt haben: Wer soll uns sagen, wie hoch in Wien dieses Gebäude sein darf, dass es nicht Welterbe-gefährdend, sondern Welterbe-konform ist? Dann hat die UNESCO uns gesagt, das soll Prof. Michael Kloos sein, den wir sehr schätzen, der seit zehn Jahren in dem kooperativen Verfahren dabei gewesen ist. Der hat die erste HIA1 gemacht und der hat dann im Jahr 2021 eine HIA2 gemacht, wo insgesamt an 17 Arbeitstagen überlegt wurde: Wie kann ein Baukörper ausschauen, dass dieser Welterbe-konform ist? Das war nicht unsere Idee, das war nicht einmal die Idee des Ministeriums, das war nicht die Idee des Investors, das war das Ergebnis dieses Heritage Impact Assessment 2 von Prof. Michael Kloos, und der hat uns gesagt, statt 66 m Turm 56,5 m Wohnscheibe. Haben wir gesagt, gut, super Geschichte, das machen wir.

 

Wir haben dann gesagt, das werden wir weiterverfolgen, und wir haben dann auch den DSOC, also den Desired State of Conservation Report, in dieser Frage angepasst, er wurde im Jahr 2021 auch angenommen. Daher waren wir sehr überrascht, als wir jetzt am 31. Juli dieses Jahres die „draft decision“ für die Welterbe-Konferenz in Riad erhalten haben. Da ist drinnengestanden, dass dieses Projekt mit 56,5 m, das uns Kloos vorgeschlagen hat, leider in der Höhe und in der Kubatur zu hoch ist. Wir waren sehr überrascht, eigentlich enttäuscht, muss ich ganz ehrlich sagen, und wir haben das dann auch dem Welterbe-Zentrum gegenüber kommuniziert. Das war der Grund, warum wir unmittelbar nach der Veröffentlichung von dieser „draft decision“ am 17. August acht Personen hoch vom Welterbe-Zentrum nach Paris eingeladen wurden. Wir haben dort gesagt: Gut, wir wollen unbedingt eine Lösung des Problems. Was heißt das? Die haben uns gesagt: Das heißt, weniger Höhe und weniger Kubatur. (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Überraschung!)

 

Dr. Michael Tojner war damals dabei und hat zu unser aller Überraschung wieder eine Reduktion von 2 Stockwerken, 6,6 m, und eine Reduktion der Kubatur um 20 Prozent zugesagt. Das hat damals bei den Damen und Herren des Welterbe-Zentrums viel Zustimmung gefunden, und wir haben damit gerechnet, dass die „draft decision“ verändert wird. Wir sind dann nach Paris gefahren und haben in vielen Gesprächen erreicht, dass die „draft decision“ tatsächlich zu unseren Gunsten verändert wurde, dass Wien auf die Tagesordnung gesetzt wird, denn wenn man nicht auf der Tagesordnung ist, kann gar nicht abgestimmt werden, denn dann ist die schlechte „draft decision“ schon erledigt. Wir sind Saudi-Arabien dankbar, dass sie die Tagesordnung noch einmal geöffnet haben und ein „amendment“, einen Änderungsantrag, eingebracht haben, und die „draft decision“ wurde dann für die „decision“, also die Entscheidung des Welterbe--Komitees verändert, und die wurde deutlich verändert und verbessert. Diese „decision“ 2023 des Welterbe-Komitees von Riad sagt erstmals, dass wir kein alternatives Projekt für den Heumarkt brauchen. Das war in allen zehn „decisions“ davor immer drin. Sie sagt weiters erstmals, dass das Angebot der State Party anerkannt wird, nochmals das Projekt in Höhe und Volumen essenziell zu reduzieren, und hat dann einen genauen Fahrplan festgelegt.

 

Kollegin Olischar, wir haben einen genauen Fahrplan von der UNESCO, wir brauchen daher nicht unbedingt einen Aktionsplan der ÖVP. Jedenfalls haben wir einen genauen Fahrplan, den die UNESCO in Riad beschlossen hat. Wir müssen nämlich für dieses nunmehr reduzierte Projekt auf 49,9 m und minus 20 Prozent Volumen eine HIA2 durchführen. Eigentlich ist das jetzt schon die HIA2 plus von Michael Kloos im Herbst dieses Jahres. Dann muss ein „technical review“ von den Adviseroy Bodies durchgeführt werden, und dann kommt im Jänner kommenden Jahres eine Joint Mission ICOMOS und UNESCO nach Wien und wird sich anschauen, wie die Umsetzung erfolgt ist.

 

Ich bin sehr glücklich, dass der Direktor des Welterbe-Zentrums Lazare Eloundou Assomo im Jänner 2024 selbst nach Wien kommen will, denn es ist eine große Wertschätzung für die Stadt Wien. Und das macht er nicht, wenn er nicht das Ziel hat, uns im Jahr 2024 von der Roten Liste zu bringen.

 

Man muss die ganze „decision“ von Riad lesen, nicht nur den § 11, wo steht, wir bleiben auf der Roten Liste, denn in den §§ 1 bis 10 ist ganz genau und unzweifelhaft festgestellt, dass die „decision“ für Wien sehr gut ist, dass Wien in vielen Punkten gelobt wurde, unter anderem für den Managementplan und die Verankerung des Welterbes in der Bauordnung Wien und dass das neuerliche Angebot von WertInvest und Tojner - vorgetragen und überbracht übrigens nicht von der Stadt Wien, denn die Sprecherin bei der UNESCO ist immer die State Party, das Außerministerium, die Stadt Wien ist nicht die State Party, wir sind immer „observer“ - als richtiger Schritt zur Lösung des Problems anerkannt wurden. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: „Observer of destroy“!)

 

Wir verfolgen zwei Ziele, nämlich den Erhalt des Welterbes für das Historische Zentrum von Wien und die Realisierung eines so wichtigen städtebaulichen Projektes wie am Heumarkt, das sich heute in einem desolaten Zustand befindet, und es ist einfach nicht akzeptabel, dass das Problem nicht gelöst wird. Egal, wie das Projekt

 

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