Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 116
GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher hier auf den Reihen oben, aber auch online!
Wie Sie wissen, fördern wir die Bildung von Kindern und Jugendlichen in dieser Stadt in ganz besonderer Weise. Ich glaube, es vergeht keine Sitzung, wo wir nicht etwas Neues beschließen, vom Wiener Bildungsversprechen über die Wiener Bildungschancen bis zum neuen Wiener Bildungsfestival. Ich glaube, es ist relativ klar, Bildung liegt in unserem Fokus. (Beifall bei den NEOS.)
Aber auch im Erwachsenenalter stellen sich viele Fragen beim Wunsch nach Weiterbildung, nach dem zweiten Bildungsweg, wenn es um berufliche Weiterentwicklung und Veränderung geht. Wohin soll es gehen, welche Schritte soll ich wagen? Wie ist das mit dem Bildungssystem, wenn ich ganz neu in Österreich bin? Gibt es vielleicht finanzielle Förderung? Unsere Schwerpunktdebatte, wie es mein Vorredner bereits gesagt hat, ist das Netzwerk der Bildungsberatung, die niederschwellig, kostenlos, mehrsprachig Beratung anbietet. Wobei verschiedene Wiener Einrichtungen, die in unterschiedlichster Form mit Bildung zu tun haben und sich in diesem Bereich engagieren, in diesem Netzwerk auch vertreten sind. Ob es eben der WAFF ist, das BFI Wien oder das AMS ist, sie alle engagieren sich in diesem Bereich immer mit dem Ziel, bildungsbenachteiligte Erwachsene bei ihren beruflichen und bildungsspezifischen Fragestellungen und auch Herausforderungen zu unterstützen.
Begleitend zu arbeitsmarkt-, bildungs- und wirtschaftspolitischen Strategien wird dadurch vor allen Dingen aber eines gefördert, nämlich das lebenslange Lernen, gerade jetzt in Zeiten eines herausfordernden Arbeitsmarktes ganz besonders wichtig auch zu betonen. Die Synergien und die Expertisen aller Partnerorganisationen, und das macht eben dieses Netzwerk auch so einzigartig und so besonders, ermöglichen ein offenes, ein vielfältiges, ein flächendeckendes Bildungs- und Berufsberatungsangebot in Wien. Ob es betrifft, den eigenen Berufswunsch vielleicht erst in einem späteren höheren Lebensalter endlich zu verwirklichen, ob es betrifft, eine berufliche Weiterentwicklung zu wagen, da man sieht, der Arbeitsmarkt erfordert genau das, als Frau vielleicht auch den Wiedereinstieg zu wagen, überhaupt eine Ausbildung im zweiten Bildungsweg zu machen. All das sind Themen, wo die Bildungsberatung unterstützend zur Seite steht, ob es persönlich, ob es telefonisch ist.
Wichtig zu betonen, ist mir aber auch, ich habe es schon angesprochen, Menschen, die ganz neu nach Österreich kommen - als Integrationssprecherin für mich ja auch ein Anliegen, - haben die Möglichkeit mehr über Österreich, das Bildungssystem, über den Arbeitsmarkt zu erfahren. Wie können Menschen, die selbst erst vor Kurzem nach Österreich gekommen sind, selbst oder ihre eigenen Kinder eine Schule besuchen? Wie lernt man in Österreich überhaupt einen Beruf? Wird der Berufs- oder der Schulabschluss aus der Heimat in Österreich anerkannt? Wie kann das schnell erfolgen? Und vieles mehr. Prioritäre Zielgruppen der Bildungsberatung sind niedrig Qualifizierte, sind Arbeitslose, sind aber auch Menschen ab 50 Jahren und Menschen mit Migrationshintergrund, wie ich es gerade auch gesagt habe.
Wichtig zu betonen ist mir aber auch, dass ein Schwerpunkt vor allen Dingen auf einem Angebot für Menschen mit Behinderung, mit Beeinträchtigungen liegt. Genau dieses Angebot wird für diese Zielgruppe auch ausgebaut, trotz - das muss man leider auch so sagen - der Tatsache, dass die bereitgestellten Mittel durch den Bund weniger sind als in der Förderperiode zuvor. In der Periode des letzten Fördervertrages von 2018 bis 2021 - damit ich auch ein paar Zahlen sagen kann - wurden 37.000 Beratungen vorgenommen, und seit es die Bildungsberatung gibt, seit 2008, waren es 167.000. Was, glaube ich, ganz klar hervorstreicht, wie wichtig die Bildungsberatung ist, wie wichtig es ist, diese auch finanziell abzusichern, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, gerade auch in Zeiten eines Arbeitsmarktes, in dem gutqualifizierte Menschen ganz dringend benötigt werden. Wir wollen nicht nur im Monat der Erwachsenenbildung, der der September ja ist, sondern, das ist mir auch wichtig zu betonen, immer dieses lebenslange Lernen fördern und leben und die Integration bildungsbenachteiligter Erwachsener durch Information, durch Beratung und Orientierung zu Bildung und Beruf vorantreiben.
Und da möchte ich zu guter Letzt ein großes Dankeschön aussprechen an alle Organisationen, an alle Einrichtungen, die dieses tolle und vor allen Dingen breite Angebot ermöglichen und bereitstellen. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau StRin Mag. Pühringer. Ich erteile es Ihr.
StRin Mag. Judith Pühringer: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Kolleginnen und Kollegen aus Thüringen!
Lassen Sie mich zu Beginn ein paar allgemeine Worte zum Arbeitsmarkt und zum Wiener Arbeitsmarkt sagen. Der österreichische und auch der Wiener Arbeitsmarkt befinden sich seit Beginn der Corona-Epidemie ja in einer sehr speziellen Situation. Einerseits gab es astronomisch hohe Arbeitslosenzahlen unmittelbar nach Ausbruch der Corona-Krise, und danach gab es rasch fallende Arbeitslosenzahlen und viele gemeldete offene Stellen. Dennoch aber bleibt die Zahl der Arbeitslosen gerade auch in Wien auf einem immer noch sehr hohen Niveau. Was die Beschäftigungssituation angeht, stehen wir mit einer wichtigen Ausnahme, nämlich mit Ausnahme der Langzeitbeschäftigungslosigkeit, nach wie vor besser da, als wir es viele Jahre lang gewohnt waren, und zumindest für einen Großteil der Arbeitenden ist die Angst davor, gekündigt zu werden und keinen neuen Job zu finden, im Moment eigentlich sehr gering. Allerdings, und das ist wichtig, gibt es mittlerweile eine Trendwende am Arbeitsmarkt, denn seit April 2023 liegt die Zahl der Arbeitslosen wieder über den jeweiligen Vergleichswerten zum April des Vorjahres. Im August 2023 waren in Wien 6.000 Menschen mehr auf Arbeitssuche als im August davor. Dazu kommen gedämpfte Konjunkturaussichten, die natürlich auch dazu beitragen, dass wir uns
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