Gemeinderat, 39. Sitzung vom 20.06.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 110
die dann noch schneller verschwinden. (GR David Ellensohn: Oida! - Heiterkeit bei der FPÖ.)
Das stimmt aber, ganz ehrlich, das muss ich wirklich sagen. Gegen den Aktivismus im öffentlichen Raum habe ich nichts, aber wenn das die regierenden Parteien machen, zeigt uns das tatsächlich, wo sie stehen beziehungsweise wie wenig sie sich auch durchsetzen können. Das will man von Regierenden einfach nicht. Das erwartet man sich von denen auch nicht. (Beifall bei den NEOS.)
Es ist aber auch ein gutes Projekt für das Mikroklima, weil wir 51 neue Bäume und 18 Hochstandsträucher pflanzen, die einfach nur die Umgebung kühlen, CO2 und Feinstaub binden und im Sommer auch Schattenspender sind. Es ist ein gutes Projekt für die Anrainerinnen und Anrainer, weil die Aufenthaltsqualität entlang der Praterstraße mit 6 Trinkbrunnen, 4 Nebeldüsen, 20 neuen Bänken und 60 Einzelsitzgelegenheiten gehoben wird. Außerdem werden 2 Plätze auch tatsächlich diese Würde der Plätze erhalten. Also der Nestroyplatz und der Rosl-Berndt-Platz werden erstmals so richtig als Plätze gestaltet. Ich freue mich wirklich darauf.
Es ist ein gutes Projekt für angrenzende Unternehmen, denn in ansprechend gestalteten öffentlichen Räumen hält man sich einfach gern auf. Man geht dort gern zu Fuß, flaniert, erledigt die Alltagsbesorgungen und trifft sich mit Freundinnen und Freunden in den Gastgärten oder Cafés.
Seit 2018 ist unsere NEOS-Vision der Praterstraße eine Flanier- und Einkaufsstraße mit Grätzl-Treffpunkten. Mit dieser heutigen Zustimmung stellen wir auch sicher, dass auch zahlreiche Ideen der Leopoldstädterinnen und Leopoldstädter aus verschiedenen partizipativen Formaten und Umfragen umgesetzt werden. Ich möchte sagen: Mit dieser modernen Umgestaltung wird die Praterstraße nun endlich wieder das, was sie auch früher war: Eine großartige Fußgängerroute vom Stephansdom zum Riesenrad, zu diesen zwei wichtigsten und bekanntesten Wahrzeichen Wiens. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist GR Stark zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. (GR Anton Mahdalik - erheitert: Oida!)
GR Kilian Stark (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher!
Ein Wort zur Rede meiner Vorrednerin: Eine Delegation der Stadt Wien war vor Kurzem in Barcelona. Barcelona kann man als die europäische, wenn nicht die weltweite Stadt des Tactical Urbanism bezeichnen. Tactical Urbanism heißt: temporäre Interventionen auf der Straße, die schnell helfen. Genau das ist international die Speerspitze der Stadtumgestaltung. Dass gerade die NEOS als eine Partei, die sich Innovation auf die Fahnen schreibt, so etwas ablehnen, finde ich absolut unverständlich und einfach fast hinterwäldlerisch. Tut mir leid. (Beifall bei den GRÜNEN. - GRin Mag. Heidemarie Sequenz: Bravo!)
Das, was Sie hier quasi als des Teufels an die Wand malen: Jeder Radweg in Barcelona schaut aus wie ein Pop-up-Radweg in Wien. Das sind dort zig oder hunderte Kilometer. Vielleicht fahren nächstes Mal Sie statt der Kollegin hin und schauen es sich an, denn dort kann man sicher Rad fahren. Auf diesen Pop-up-Radwegen dort fahren Kinder sicher mit dem Rad. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović: Über Nacht, sofort, ohne Einbindung! Sie machen das einfach so! Ohne mit jemandem zu reden, machen Sie das über Nacht einfach so!) Das musste ich mir kurz von der Seele reden. Jetzt aber zur Praterstraße: Viele schöne Worte wurden gerade über dieses Projekt gesagt. Leider Gottes ziehen Sie das nicht konsequent durch.
Wir haben jetzt ein Projekt zur Beschlussfassung, das im Prinzip das ist, was wir 2020 geplant haben - mit vielen Rotstrichen. Sie haben es schon gesagt: Die Praterstraße ist seit Langem in Diskussion. Seit 2017 gab es eine BürgerInnenbeteiligung, dann eine Diskussion mit der SPÖ und eine extra Studie, um zu schauen: Kann man dort Spuren reduzieren? Da ist herausgekommen: Ja, man kann sogar zwei Spuren reduzieren. Man hat sich dann in der Mitte geeinigt. Eine Spur wurde reduziert. Dann gab es Ende 2019, Anfang 2020 eine aus meiner Sicht wirklich wegweisende Entscheidung, und zwar hat die Stadt Wien die Planung dieser Straße ausgeschrieben. Gewonnen hat ein Joint Venture: Cuulbox - eine Zusammenarbeit nicht nur zwischen Verkehr und öffentlichem Raum, sondern ein Joint Venture aus Stadtklimatologie, Freiraumplanung und Verkehrsplanung: nicht mehr ziellos, sondern eine gemeinsame Planung. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Wo war die Kommission? - GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović: Es gab keine Abstimmung!)
Das Ergebnis war die erste klimasensible Straßenplanung in Wien - ein wirklich wegweisendes Projekt, das aus meiner Sicht eigentlich neue Maßstäbe setzen müsste. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Eine Idee! Man muss es auf den Boden bringen!) Das Ganze wurde dann natürlich geplant und im Herbst 2020 vorgestellt. Was man dort gesehen hat, hat wirklich das Herz aufgehen lassen. Denn was war dort geplant? Vieles oder einiges davon ist noch in Ihrem Projekt, deshalb können Sie es eigentlich gar nicht so schlecht finden. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Wir haben es auf den Boden gebracht!)
Sie haben das ja genommen und haben viel weggestrichen. Was war aber dort geplant? - 100 zusätzliche Bäume, 2 breite Radwege links und rechts, ein neuer Park, schattige, kühle Aufenthaltszonen und - ganz entscheidend, denn Sie alle werden ein Bild der Praterstraße im Kopf haben, es kommt wahrscheinlich darauf an, wie Sie dort unterwegs sind -: Mein Bild der Praterstraße ist eine schön breite Straße mit großen Bäumen links und rechts: links Platanen, rechts Platanen - herrlich -, 1981 geplant und umgesetzt. Wie hat man das damals gemacht? - Alle 10 m eine Platane. Vor über 40 Jahren war die Stadt Wien so progressiv, alle 10 m einen Baum zu setzen. Warum? - Damit da ein schön geschlossenes Blätterdach entsteht. Aus irgendwelchen Gründen hat man sich dann aber gedacht, vom Nestroyplatz stadteinwärts ist es nicht so wichtig, und hat die Allee unterbrochen.
Das wäre genau der Fehler gewesen, den wir jetzt auch endlich hätten beheben können: Die Allee von der
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