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Gemeinderat, 39. Sitzung vom 20.06.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 89 von 110

 

sie aber auch einfach einmal einen Raum haben, um nur sein zu können.

 

Dafür braucht es eben genau beides. Da braucht es spezifische Angebote, wie das jetzt auch mit dem Queeren Jugendzentrum passiert, da braucht es aber eben auch den Querschnitt in allen anderen Jugendeinrichtungen. Das ist das, was passieren wird. Wenn der Kollege Raum für Vielfalt gesagt hat, dann ist das auch genau das, was gemeint war. Da geht es jetzt nicht darum, irgendwen auszuschließen oder irgendeine Gruppe von Jugendlichen jetzt in irgendeinen Raum zu stecken und zu sagen, ihr dürft da nimmer auße, oder das ist der einzige Raum, wo ihr sein sollt, sondern ganz im Gegenteil, es geht um ein Bestärken und es geht um eine intensive Zusammenarbeit und auch um einen guten Austausch.

 

Was passiert da jetzt? Was sind die Inhalte? Auch da möchte ich vielleicht wieder einmal ein bisschen einfordern, dass wir den Blick auch wieder ein bisschen öffnen. Ich weiß, dass diese ganze Thematik rund um Transmenschen und wie das alles so ist, gerade eine sehr große ist. Wir sehen das ja auch in diesem Haus, dass die auch sehr viel gespielt wird, zum Teil, finde ich, ein bisschen, muss ich schon jetzt sagen, mit einer gewissen Doppelbödigkeit. Wenn sich die FPÖ da jetzt herstellt und sagt, Homophobie darf überhaupt keinen Platz haben, dann ist das durchaus ein bisschen eine Neuerung, würde ich sagen. Es geht sich nicht ganz aus, wenn Sie dann auf der anderen Seite sagen, diese ganze Regenbogenthematik ist irgendwie ... (StR Dominik Nepp, MA: Das verstehen Sie nicht!) - Ich glaube schon, dass ich sehr gut verstehe, ich würde Ihnen das gerne zurückgeben. (StR Dominik Nepp, MA: Nein! Viele Homosexuelle fühlen sich auch bedroht von dieser Transgenderlobby!) Worum es aber im Queeren Jugendzentrum und worum es auch bei vielen anderen Vereinen geht, ist mehr als nur um Transpersonen. Das ist auch gut so, weil wir eben diese Vielfalt haben, weil Menschen unterschiedlich sind, weil Jugendliche unterschiedlich sind und weil wir, das habe ich vorhin schon gesagt, eben für all diese Jugendlichen auch ein gutes Angebot haben wollen.

 

Was passiert jetzt in diesem Jugendzentrum? Es wird ganz oft vorgeworfen, dass es irgendwie eine einseitige Beratung gibt oder man Jugendliche in ein gewisses Eck drängt. Das ist genau das, was wir in der Jugendarbeit nicht machen. In der Jugendarbeit geht es generell nicht darum, Jugendlichen irgendetwas vorzuschreiben, ganz im Gegenteil. Wir hatten die Diskussion schon vor vielen Jahren, da hat es geheißen, in der Jugendarbeit drängen wir die Jugendlichen in irgendeine gewisse Religion oder sonst etwas. Ich habe Ihnen damals schon erklärt, dass das nicht Jugendarbeit ist, generell nicht und auch nicht das, was in diesem Queeren Jugendzentrum passieren wird, sondern ganz im Gegenteil: Es geht darum, dass junge Menschen einen Raum haben, wo sie sein können, dass junge Menschen einen Raum haben, wo sie sich entwickeln können, wo sie über sich nachdenken können, wo sie lernen, mit anderen umzugehen, wo sie lernen, mit sich selbst umzugehen, wo sie lernen, was in der Gesellschaft so passiert, und schauen können: Wie komme ich da durch? Was macht mir Spaß, was interessiert mich? Wie möchte ich eigentlich mein Leben gestalten? Genau darum geht es, und gerade queere Jugendliche haben auch verdient, dass sie einen Raum haben, wo man ihnen eben auch noch einmal ganz besonders zur Seite steht.

 

Jetzt möchte ich schon abschließend, damit ich nicht zu lange werde, noch einmal auf den Erstredner und durchaus auch noch einmal auf die Vorrednerin Hungerländer eingehen. Was Sie hier machen, ist, dass Sie sehr, sehr einseitig und sehr emotionalisiert und natürlich durchaus auch total dramatisch in den Schilderungen Schicksale teilen und Geschichten erzählen. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Also ich war nicht emotional, sondern ganz sachlich! - StR Dominik Nepp, MA: Die ÖVP wollte selber mitmachen bei der Pride! Die hat sich da angebiedert!) Ich möchte mich eigentlich auf diese Ebene nicht einlassen, aber natürlich kann man auch das Ganze von einer anderen Seite betrachten. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das macht eh ihr!) Vielleicht mache ich es deswegen doch, damit wir eben auch diese andere Sichtweise nicht verlieren und uns nicht in dieser einseitigen Sichtweise in der Debatte in diesem Haus verlieren. Das ist die andere Seite, die uns sagt, dass Hassverbrechen gegenüber homosexuellen Menschen ansteigen, das ist die andere Seite, die uns zeigt, dass zum Beispiel Transjugendliche eine sehr hohe Suizidrate haben und eine große Anzahl von ihnen auch schon Suizidversuche hatte. Das ist die andere Seite, wo zum Beispiel intergeschlechtliche Jugendliche auf Grund von Operationen, die ganz jung im Alter durchgeführt worden sind, auch danach noch Probleme mit sich tragen. Auch das sind Realitäten, und auch alle diese Kinder und Jugendlichen haben verdient, dass sie Räume bekommen, dass ihnen Erwachsene zur Seite stehen, dass sie Beratung bekommen und dass sie vor allem Schutz vor Gewalt bekommen. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)

 

Das macht das Queere Jugendzentrum, das machen die vielen Community-Vereine, die vielen Ehrenamtlichen, das wird auch das Queere Jugendzentrum machen, genauso wie die Jugendarbeit generell. Wenn das für Sie linksextrem ist, dann bin ich das gerne und bin auch noch stolz darauf. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Dr. Kickert. Ich erteile es ihr.

 

18.25.03

GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Queers! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!

 

Ich kann nahtlos an dem anschließen, was Marina Hanke zu Sinn und Zweck des Queeren Jugendzentrums und auch zum Sowohl - als auch gesagt hat, nämlich der inklusiven Arbeit der Jugendzentren allgemein. Es ist kein Widerspruch, sondern es ist sinnvoll, beides zu haben, und ich hoffe, das war bei dem, was Marina Hanke gesagt hat, nachvollziehbar.

 

Worauf ich gerne noch stärker eingehen möchte, Frau Hungerländer, ist die offensichtliche Fehlinterpretation zwischen einem sozialpädagogischen Zugang in der Jugendarbeit und einem therapeutischen Ansatz. Im sozialpädagogischen Zugang wird größtenteils lösungsorientiert und affirmativ gearbeitet. Da geht es darum, die jungen Menschen zu stärken, die Person zu stärken und mit

 

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