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Gemeinderat, 37. Sitzung vom 25.04.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 101 von 103

 

gehört auch die Brücke bis dort hin mit den Personen, mit dem Personal, das im Gesundheitsbereich arbeitet, tagtäglich unterstützt. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Laschan. Ich erteile es ihr.

 

20.21.10

GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ)|: Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Auf vielfachen Wunsch werde ich mich sehr bemühen, ganz kurz zu bleiben. Ich möchte festhalten, dass die Pandemie - und das ist meine eigene Erfahrung, aber auch die Erfahrung vieler Kolleginnen und Kollegen aus allen Berufsgruppen im Spital - einfach Spuren hinterlassen hat, nämlich im Arbeitsalltag. Das Personal ist müde, weil es in Wirklichkeit größtenteils das gleiche Personal ist, zumindest in meinem Umfeld, wo ich beschäftigt bin, ist das Personal das gleiche geblieben. Es sind jene, die gemeinsam in dieser schwierigen Zeit der Pandemie Umstrukturierungen gehabt haben, als man sich gefürchtet hat, dass man selbst schwer erkrankt, als man nicht gewusst hat, wann das endet, und so weiter, und so fort. Es gab eine enorme Belastung durch die Auflagen auf Grund der Pandemie, durch das Ankleiden, durch die Vorsichtsmaßnahmen - das hat müde gemacht. Und das hat natürlich, weil es auch viele Erkrankungen beim Personal gegeben hat, dazu geführt, dass es oft einen extremen Mangel gegeben hat.

 

Wir haben in der Zeit der Pandemie aber auch positive Dinge erfahren, nämlich dass die ambulante Versorgung ausgebaut worden ist. Dies deswegen, weil wir keine Betten gehabt haben. Weil wir so viele Patientinnen und Patienten aufnehmen mussten, mussten zum Beispiel onkologische PatientInnen dann ambulant behandelt werden. Es sind alle behandelt worden, ich weiß das aus ganz Wien, weil wir onkologisch natürlich vernetzt sind. Es ist da niemand zurück geblieben. Die Behandlungen, die Krebsbehandlungen sind durchgeführt worden, aber im ambulanten Setting und unter Umständen auch unter schwierigeren Bedingungen, weil man natürlich vielleicht lieber aufgenommen wird und nach einer Therapie über Nacht bleibt, aber das war halt nicht möglich. Versorgt sind die PatientInnen aber ausgezeichnet geworden.

 

Daraus haben wir auch gelernt, dass es möglich ist, sehr viele Therapien auch ambulant anbieten zu können, zum Wohle der Patientinnen und Patienten, und das ist etwas Positives.

 

Eine weitere Erkenntnis ist, dass Sparen im Gesundheitswesen nicht gut ist, das ist keine gute Idee. Im Gesundheitswesen kann man nicht den Sparefroh herauskehren, sondern im Gesundheitswesen muss all das ermöglicht werden, was notwendig ist, und zwar, dass wir die Zweiklassenmedizin wieder abschaffen in Wirklichkeit, weil wir die schon haben. Da müssen wir erkennen, dass das Gesundheitswesen, wenn wir über das Wiener Gesundheitswesen reden, nicht nur aus den Spitälern, sondern aus dem niedergelassenen Bereich besteht. Zuständig für den niedergelassenen Bereich sind - nur, dass das klar ist - die Krankenkassen, allen voran die ÖGK, weil die größte, und die Ärztekammer, die bei jedem Ding mitredet und die auch vieles aus Partikularinteressen verhindert. Das ist jetzt als Standesvertretung verständlich, aber gut für die Patientinnen und Patienten und für die Weiterentwicklung ist es nicht.

 

Wenn wir sagen, wir haben zu wenig Personal, auch im medizinischen, im ärztlichen Bereich, dann denke ich: Na gut, dann lassen wir doch mehr zum Studium zu! - Aber da regen sich dann wieder die an der Uni auf und sagen, das sind viel zu viele. Aber das muss doch gemeinsam geschehen können, wenn man schon weiß, dass es zu wenige sind. Dann machen wir es doch einfach! Dann einigen wir uns doch politisch alle miteinander darauf, dass wir mehr zum Medizinstudium zulassen (Beifall bei der SPÖ und von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović.) und dass wir die Eingangsbarrieren verändern, dass Menschen, die aus der Mitte der Gesellschaft kommen, auch aus armen Familien, auch Medizin studieren können! Diese können nämlich den Test nicht bestehen, weil sie zu dumm dazu sind, sondern weil sie das Geld für die Vorbereitungskurse nicht haben - diese sind sehr teuer - oder weil sie nicht die Zeit haben, fünf Jahre hintereinander bei dieser Prüfung anzutreten, bei der Sachen gefragt werden, die meistens nicht relevant dafür sind, ob man eine gute Ärztin oder ein guter Arzt wird. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wir brauchen empathische Menschen, die vielleicht auch schon erlebt haben, wie es ist, in Armut zu leben, weil nämlich sehr viele, die Mehrheit der Patientinnen und Patienten, selber in Armut leben. Da hat man vielleicht einen besseren Zugang und mehr Verständnis, wenn man aus diesem Bereich kommt. Da wäre ich also dafür, dass wir wirklich das mit der Eingangsprüfung abschaffen und als Ersatz zum Beispiel ein Pflegepraktikum machen. Ein Jahr Pflege und wenn man dann noch bleibt, dann ist man wirklich für das Medizinstudium geeignet. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) - Ihr Dazwischenrufen interessiert mich nicht, weil ich es nicht verstehe, also melden Sie sich zu Wort, wenn Sie etwas fragen wollen!

 

Jedenfalls ist es mir wichtig, festzuhalten, dass wir in unserer Stadt sowie in unserem Land die Situation haben, dass wir fast zu 100 Prozent sozialversichert und somit krankenversichert sind und dafür bezahlen, aber im Notfall trotzdem darauf angewiesen sind, dass wir Zuzahlungen machen, wenn wir dringend etwas brauchen, nämlich vor allem im orthopädischen Bereich. Die Spitäler machen das nämlich dort so - ich sage jetzt keine Namen, es geht um ein Privatspital, es ist aber in öffentlichen auch -, dass man, wenn man dort anruft: „Habe Hüftschmerzen, kann nicht mehr gehen, ist dringend!“, dann in eine Privatordination von jemandem, der privat ordiniert, der in dem Spital auch operiert, verwiesen wird. Dann muss man dort einmal zahlen, damit man überhaupt eine Eintrittskarte in die Orthopädie hat. Das muss man einmal aussprechen und das muss man abschaffen.

 

Wir wollen auch nicht, dass in den Augenarztambulanzen oder weiß ich, was, in den stationären Einrichtungen für Lidoperationen eine Wartezeit von einem Jahr ist. Wenn jemand die Chefarztbewilligung für diese Operation hat, dann sieht er nichts mehr, deswegen muss das operiert werden. Und da kann ich nicht, wenn ich vielleicht 80 bin, ein Jahr warten, sondern da muss ich gleich drankom

 

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