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Gemeinderat, 36. Sitzung vom 23.03.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 74 von 95

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Mag. Malle. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

16.56.28

GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte im Zusammenhang mit diesem Poststück über ein wichtiges Thema im Bildungsbereich sprechen, das uns alle betrifft.

 

Sie kennen es vielleicht aus Ihrem eigenen Umfeld - vielleicht haben Sie Bekannte mit Kindern in Schulen oder selber Kinder -: Die Personalnot im Bildungsbereich ist so dramatisch wie noch nie. Lassen Sie mich kurz darlegen, welche Konsequenzen dies für SchülerInnen und LehrerInnen hat, was wir jetzt tun können und welche Maßnahmen wir setzen können, um diese katastrophale Situation ein Stück weit zu verbessern.

 

Ich darf Sie kurz an den Anfang des Schuljahres mitnehmen, als wir in Wien eine Situation hatten, in der trotz des LehrerInnenmangels auf Grund von massiven Problemen in der Verwaltung der Wiener Bildungsdirektion nicht alle Stellen besetzt werden konnten oder nicht besetzt wurden. Also, da gab es LehrerInnen, die unterrichten wollten, aber nicht unterrichten konnten. Wir haben darüber auch hier schon ausführlich diskutiert.

 

Nicht überall ist es gelungen, den Unterricht tatsächlich aufrechtzuerhalten. Erst vor Kurzem wurde in Wien der Fall einer Volksschule bekannt, wo Kinder de facto eine Dreitagewoche haben: Drei Tage haben sie Unterricht und zwei Tage sitzen sie zum Teil unbetreut am Gang und müssen völlig unbegleitet Arbeitsaufträge erledigen, weil die Lehrer und Lehrerinnen das gar nicht mehr gewährleisten können. Sie sind ziemlich weit hinten im Stoff und auch sozial ziemlich weit hintennach.

 

Dann kommt es immer wieder vor, dass auf Grund dieser Personalnot aus integrativen Mehrstufenklassen Personal abgezogen wird. Sie wissen: In integrativen Mehrstufenklassen werden ja Kinder unterschiedlicher Jahrgänge gemeinsam gefördert. Sie lernen voneinander, sie lernen miteinander. All das ist pädagogisch immens sinnvoll und wertvoll. Das - man muss das ehrlicherweise sagen, Herr Bildungsstadtrat - wird mit den NEOS in dieser Stadt immer stärker zurückgefahren. Das Abziehen von Personal aus integrativen Mehrstufenklassen ist eine Realität. Sprechen Sie beispielsweise mit der Initiative „Bessere Schule jetzt!“

 

Anstatt aber jetzt Maßnahmen gegen den eklatanten LehrerInnenmangel zu setzen, wird das Problem - so scheint es - immer mehr auf die PädagogInnen abgewälzt. Es werden immer weniger Sabbaticals und Bildungskarenzen genehmigt. All das, was PädagogInnen auch bräuchten, um sich von diesem doch herausfordernden Job wieder zu erholen, wird kaum mehr genehmigt, um den Personalmangel nicht weiter zu verschärfen.

 

Wir dürfen nicht mehr länger darüber hinwegsehen, dass uns junge Lehrkräfte immer stärker ausbrennen. Ich weiß sehr genau, wovon ich rede. Ich unterrichte selber an der Uni Wien in der LehrerInnenausbildung. Viele meiner StudentInnen sind schon jetzt kurz vor dem Burn-out und haben in dem Job noch nicht einmal richtig begonnen.

 

Sie unterrichten berufsbegleitend in den Wiener Mittelschulen, sind völlig fertig und am Ende ihrer Kräfte und drohen auszubrennen. Ich weiß nicht, ob das so klar ist, aber die Wiener Pflichtschulen, in denen die LehrerInnen jetzt unterrichten - hauptsächlich die Mittelschulen - sind auch im Verantwortungsbereich von Ihnen, Herr Bildungsstadtrat.

 

Ich empfinde es als inakzeptabel, dass ignoriert wird, dass sehr viele und immer mehr PädagogInnen unter diesem enormen Druck zusammenbrechen. Und das wird nicht besser werden. Etwas ist nämlich gewiss: Die nächste Pensionierungswelle wird kommen. Die nächsten Herausforderungen werden kommen, und wir müssen endlich etwas tun, damit die Kinder in dieser Stadt den Unterricht bekommen, den sie verdienen. Probleme haben dann nämlich auch die Kinder, wenn LehrerInnen wegfallen.

 

Im Grunde ist es ganz einfach: Wir könnten strukturelle Maßnahmen setzen, um diesen Mangel abzufedern, und zwar in mehreren Bereichen. Wir schlagen vor, den bürokratischen Aufwand, den LehrerInnen im Job haben, auf ein Minimum zu reduzieren, und zwar durch den Einsatz einer Vollzeitkraft im Sekretariatsbereich für jede Schule. - Stellen Sie sich einmal eine klassische mittelgroße Mittelschule in Wien mit 300 SchülerInnen und 40 LehrerInnen vor: Im Managementbereich wäre es undenkbar, dass man da keine Unterstützung zur Seite hat! Stellen Sie sich vor, Sie müssten 340 Personen managen. Und ich habe jetzt die Eltern noch nicht mit einberechnet, die im Bildungsbereich auch nicht immer die einfachsten Personen sind. Das kommt dann noch hinzu. In diesem Zusammenhang liegt sehr viel Last auf den LehrerInnen, die zum Teil auch die Direktionen unterstützen.

 

Weiters schlagen wir auch vor, dass LehrerInnen endlich moderne Arbeitsplätze mit ausreichend Platz bekommen, also einen guten Arbeitsplatz mit funktionierendem WLAN. Eine Studentin von mir schilderte mir unlängst: Als sie eine Stunde zur Digitalisierung im Unterricht hielt, habe sie festgestellt, dass zwar alle einen Laptop haben, dass sie diese Laptops in dem Schuljahr aber noch kein einziges Mal benutzt hätten, weil die Internetverbindung nicht funktioniert. - Ich meine: Das ist völlig absurd! Da gibt es Geräte, und man kann sie nicht einsetzen! Auch das ist aber Realität. An manchen Schulen funktioniert das schon sehr gut - das muss man sagen -, das ist aber nicht an allen Schulen so.

 

Weiters ist evident, dass es auf Grund der multiplen Krisen in unserer Gesellschaft natürlich immer mehr psychische und soziale Herausforderungen gibt. Daher brauchen wir eine Schulsozialarbeiterin beziehungsweise eine Schulpsychologin an jedem Standort. Auch dafür werden wir weiterhin eintreten. Und vor allem werden wir auch dafür eintreten, dass die integrativen Mehrstufenklassen ausreichend Ressourcen bekommen, denn auch das ist eine zentrale Voraussetzung für hochwertige Bildung.

 

Außerdem ist es für LehrerInnen wichtig, dass auch sie Aufstiegsmöglichkeiten und Karrieremöglichkeiten haben. Diesbezüglich könnten wir als Stadt Wien noch viel mehr tun, ich nenne jetzt vergütete Posten, die Einrichtung eines mittleren Managements, finanzielle Mittel für

 

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