Gemeinderat, 32. Sitzung vom 21.12.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 115
Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal, auf der Galerie und via Livestream!
Kollege Berger enttäuscht nie - das habe ich mir gestern schon bei der Lektüre spät nachts gedacht -, was die Anträge betrifft, aber ich glaube, mit diesem kurzen Pamphlet, das gestern Nacht noch von der FPÖ rübergeschickt wurde, konnten wir nur erahnen, was heute dazu gestellt wird. Ich glaube, mit dieser Wortmeldung hat er sich jetzt wieder, im negativen Sinne, selbst übertroffen.
Wenn wir hier vor allem auch an Jugendliche denken, die den Prozess einer Geschlechtsumwandlung, einer Identitätsfindung durchleben, dass wir ihnen hier zur Seite stehen müssen, das ist doch voll klar. Da von psychiatrischer Hilfe erweitern und von saloppen 22 Identitäten zu sprechen, die Jugendliche annehmen, das möchte ich auf das Entschiedenste zurückweisen. (GR Peter L. Eppinger: Fünf!) Uns geht es hier darum, Menschen, die in einer Transformationsphase sind, zu helfen, sie zu unterstützen, sie mit Beratung, mit psychologischer Hilfe, aber eben auch vor allem mit sehr gezielter gesundheitlicher Hilfe zu beraten, soziale Hilfe und Unterstützung, aber das hier so in eine Ecke zu schieben, also mir fehlen da einfach die Worte.
Es geht da um Transphobien, um ein gesellschaftliches Gefüge, um ein gesellschaftliches Klima, das oft noch gar nicht aufbereitet wurde. Es ist unsere verdammte Pflicht, Entschuldigung, dass ich das jetzt so sagen muss, als PolitikerInnen, die Gesellschaft da auch so zu sensibilisieren, dass wir alle Menschen gleich behandeln. Egal, wen du in Wien liebst, Wien liebt dich. Das ist ja unser Leitsatz, und ich bitte auch Sie, Kollege Berger, das mehr zu beherzigen. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)
Ich bin so grantig hier jetzt zu Beginn! Auch mit diesem, dass Milch und Honig fließen, auch das Füllhorn, das Sie in einem anderen Antrag gestern auch wieder thematisiert haben: Hier Äpfel mit Birnen zu vergleichen, hier Musikschulen gegen queere Angebote zu stellen (GR Stefan Berger: G‘scheit zuhorchen!), also ja, ich glaube, Sie sehen nicht, worum es hier geht. Es geht nämlich darum, queere Jugendliche und queere Menschen in dieser Stadt, in diesem Land zu unterstützen, und das machen wir mit diesen vorliegenden Akten auch. Das ist ja auch nur ein kleiner Auszug aus den vielen Angeboten und Maßnahmen, die wir gemeinsam mit den Vereinen, Institutionen, NGOs machen. Uns hier auseinanderdividieren zu lassen, die Menschen mit ihren Problemen nicht ernst zu nehmen, das ist nicht unser Weg. Das ist vielleicht Ihrer, aber sicher nicht der der Stadt Wien. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)
Wir haben hier jetzt einige Maßnahmen der Stadt vorliegen, auf die ich ganz kurz eingehen möchte. Seit 2010 haben wir nämlich in unserer WASt die Förderung von Vereinen, NGOs, Organisationen, Initiativen inhaltlichen Ausmaßes. Mit dem queeren Kleinprojektetopf haben wir 21.000 EUR, die wir ausschütten. Nächstes Jahr wird es die queere Geschichte sein, wofür wir uns sozusagen Meldungen wünschen. FörderwerberInnen werden mit maximal 5.000 EUR bedacht. Wir hoffen sehr, dass wieder viele oft unerkannte, verborgene Ideen und Projekte ans Tageslicht kommen, auch einer breiteren Öffentlichkeit zuteil werden können. Es gibt eine große Wertschätzung und eine große Aufmerksamkeit, ein großes Interesse der Stadt, dies zu fördern und auch weiter zu unterstützen und zu verbreitern. Und deshalb gibt es auch den queeren Kleinprojektetopf im nächsten Jahr wieder.
Das Nächste auf der Tagesordnung heute ist das Regenbogenfamilienzentrum mit einer Förderung von 35.000 EUR, ein wunderbarer Ort für LGBTIQ-Personen mit Kinderwunsch und Regenbogenfamilien, aber eben auch für alle am Thema interessierten Personen. Seit 2017 ist das ein sicherer Hafen für Beratung, Austausch und eben auch die wichtige Bewusstseinsbildung im ganzen Setting, was Regenbogenfamilien betrifft. Ich bin sehr stolz auf die vielen Angebote, die dort gesetzt werden. Wenn Sie den Jahresbericht, den Tätigkeitsbericht genau gelesen haben, werte FPÖ oder Herr Kollege Berger, haben Sie sicher auch sehr aufmerksam gesehen, dass es eine Transelterngruppe gibt. (GR Maximilian Krauss, MA: Was soll das heißen?) Die möchte ich besonders hervorheben, wenn wir gerade auch das Thema Ihres Antrages hier vielleicht noch einmal herholen möchten.
Ich freue mich, dass wir ab sofort auch ein gemeinsames weiteres Projekt in der Stadt mit dem Regenbogenfamilienzentrum angehen, nämlich das Queere Jugendzentrum. Es freut uns sehr, hier gemeinsam Hand in Hand die Entstehung und Umsetzung dieses so wichtigen Raumes für queere Jugendliche zu schaffen. Mit vielen ExpertInnen aus der Community, mit vielen JugendarbeiterInnen sind wir dran, einen queeren Raum zu errichten. Ich glaube, es ist eine wichtige Einrichtung, die in Wien noch gefehlt hat und die es jetzt auch rasch weiter voranzutreiben gilt.
Wir blicken mit großer Vorfreude auf das nächste Jahr, wenn sich in Wien nicht nur im Juni, aber natürlich vor allem geballt im Juni, in unserem Pride Month, vieles abspielen wird. In Wien ist es immer die kontinuierliche engagierte Arbeit der vielen oft auch ehrenamtlichen KollegInnen, MitarbeiterInnen in Community-Vereinen, in Community-Organisationen, die Wien zu dem macht, was es ist, nämlich eine Regenbogenhauptstadt. Sie sind wertvolle PartnerInnen der Stadt, Wien unterstützt hier sehr gezielt. Wir haben nach dem großen Erfolg von 2022 wieder den Regenbogenmonat-Call 2023 mit 50.000 EUR Förderung ausgerufen und auch heute zur Abstimmung. Jetzt ist noch bis 31. Jänner Einreichfrist. Wir hoffen auch hier noch auf zahlreiche Einreichungen, um auch wieder sehr schöne Akzente zu machen. Ich lade hier alle interessierten gemeinnützigen Vereine und Organisationen ein, sich zu melden und ihre Konzepte für den Regenbogenmonat 2023 abzugeben.
Wien ist nur so bunt wie die Menschen, die hier leben, die hier für die Sache gemeinsam mit uns arbeiten, sich für eine Stadt des Zusammenhaltes engagieren. Wie gesagt, diese Vereine und Organisationen, wobei wir uns schon sehr auf die Einreichungen freuen, sind sehr wertvolle PartnerInnen im Kampf gegen Diskriminierung, Phobien und Hass, wie sie oft von dieser Seite auch rüberschwappen.
Das bringt mich noch zu einem zweiten Verein, den wir heute zur Beschlussfassung auf der Tagesordnung
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