Gemeinderat, 31. Sitzung vom 25.11.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 31
nicht! - Weil Personen heute im WIGEV nicht arbeiten wollen. Die wollen heute nicht arbeiten, weil es dort keine flexiblen Arbeitszeiten gibt, weil es dort Rahmenbedingungen gibt, die nicht passen und weil last but not least natürlich auch die Bezahlung nicht passt. Dieser Kapazunder verdient in Deutschland einfach das Doppelte, und da braucht er nicht einmal eine neue Sprache zu lernen, die reden genauso deutsch wie wir. Und wenn er in die Schweiz ginge, würde er das Vierfache verdienen von dem, was er bei uns verdient. (Zwischenruf von GR Ing. Christian Meidlinger.) Kollege Meidlinger, du weißt, worauf ich jetzt zu sprechen komme, vielleicht könnte man da auch irgendwann einmal versuchen, attraktiver zu werden. Es ist nicht immer nur das Gehalt, es sind die gesamten Rahmenbedingungen, und ihr wisst ja, die passen halt im WIGEV nicht, und das ist das Problem, warum euch die Leute davonlaufen. Es ist ja nicht so, dass die Leute alle jetzt nach Covid gesagt haben, okay, ich höre jetzt auf zu arbeiten, sondern das ist ja schon lange der Fall. Ärzte gehen, Pfleger gehen, und die gehen nicht nur in Privatspitäler, nicht nur in Ordensspitäler - also in Spitäler, die nicht dem WIGEV gehören -, sondern die suchen sich halt neue Jobs und finden sie auch. Selbstverständlich finden sie diese, und dort finden sie auch die Rahmenbedingungen, die sie ganz gerne hätten, die halt einfach, leider Gottes, im WIGEV nicht vorhanden sind.
Ich habe schon über die jungen Ärzte gesprochen, die heute mehr oder weniger mit dem Studium fertig sind und damit beginnen, einen Job zu suchen. Na ja, wo wird dieser anfangen zu suchen? - Wahrscheinlich nicht gleich beim WIGEV. Es gibt nur ganz wenige, die beim WIGEV andocken, wie gesagt, weil eben die Rahmenbedingungen nicht passen. Ich habe es schon gesagt, die Leute, die heute fertig sind, die sind nun einmal mobiler als früher. Die haben kein Problem damit, nach Deutschland zu gehen, in die Schweiz zu gehen, wo sie das Mehrfache verdienen, oder vielleicht, wenn sie gut Englisch können, eventuell auch nach Großbritannien oder nach Amerika zu gehen. Da verdienen sie wahrscheinlich das Zehnfache, und das ist kein Problem.
Wir haben ja derzeit auch ein ganz anderes Problem, nämlich dass es gerade bei den 40- bis 49-jährigen Ärzten eine Unzufriedenheit gibt, die es noch nie im Wiener Gesundheitsverbund gegeben hat. Gerade diese Personengruppe wäre ja die Personengruppe, die jetzt die Jungen für die Zukunft heranführen sollte. Das sind jene Personen, die noch 20 bis 25 Jahre bis zur Pensionierung haben, aber gerade die vergrault ihr, gerade diese Personen sind jene, bei denen es derzeit unglaublich viele Kündigungen gibt, die dann natürlich auch in Privatspitäler gehen, na selbstverständlich, so ist es. Wie gesagt, irgendwann einmal werdet ihr auch aufwachen müssen, es wird euch gar nichts anderes übrig bleiben, als dass ihr da irgendwann einmal in die Gänge kommt.
Noch einmal zu den Kinderärzten, die angeblich fehlen: Also nur zur Info, die fehlen nur dem Wiener Gesundheitsverbund. Die fehlen natürlich nicht in ganz Österreich, die fehlen nur in Wien. Und wenn man aufmerksam die Medien liest, hat man mitbekommen, dass zum Beispiel aktuell die Kinderpsychiatrie in Tulln, nicht weit von Wien, ausgebaut wird, und zwar wird nicht nur die Bettenkapazität ausgebaut, sondern die werden dort auch personell bespielt, meine Damen und Herren. Die Niederösterreicher bringen also das zusammen, was in Wien nicht möglich ist. Da denke ich mir, das kann es doch wohl nicht sein!
Oder nehmen wir das Krankenhaus Nord, heute heißt das Ganze Klinik Floridsdorf, die ist uns einst einmal als das modernste Spital Europas, das es werden soll, verkauft worden. Jetzt hat man nicht 3 Jahre gebraucht, sondern man hat 7 Jahre gebraucht, die Geschichte hat nicht 800 Millionen EUR gekostet, sondern 1,5 Milliarden EUR. Uns ist aber noch etwas versprochen worden: Es wird dort stationäre Betten für die Kinder- und Jugendpsychiatrie geben. Meine Damen und Herren, jetzt ist die Geschichte drei Jahre offen, wie viele Betten haben wir denn? - Kein einziges. Es gibt dort nur eine tagesklinische Versorgung. Ihr habt es bis heute noch nicht zusammengebracht, dort ein stationäres Bett zu eröffnen. Da sage ich: Das kann es doch wohl nicht sein! Und wenn ich dann Herrn Hacker frage, na ja, was haben wir denn für Lösungsmöglichkeiten oder Ideen, wie man das unter Umständen auf die Reihe bringt, dann heißt es: Wir wissen eh, wie es geht! - Wir wissen eh, wie es geht, sieht man.
Wie gesagt, die Grünen waren jetzt zehn Jahre in der Regierung, da haben die Reden anders geklungen. Ich bin jetzt gespannt auf die Reden, die wir jetzt dann von den NEOS hören. In der letzten Periode, als sie das erste Mal hereingekommen sind, haben die Reden ja wirklich ambitioniert geklungen, heute wird das unter Garantie auch ein wenig anders klingen. Wie gesagt, ich bin sehr gespannt, was da kommen wird, meine Damen und Herren.
Zum Abschluss habe ich auch noch drei Anträge mitgebracht, habe ich einen vierten mitgebracht (StR Dominik Nepp, MA: Nein, … nicht!) - Gut okay, dann habe ich jetzt nur zwei Anträge mitgebracht, meine Damen und Herren, kein Problem. Die restlichen vier Anträge wird dann Veronika Matiasek einbringen. Da geht es erstens einmal um die Aufstockung der Anzahl der Kassenarztstellen für Kinder-, Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie. Beschlussantrag: Der Wiener Gemeinderat fordert den Wiener Bürgermeister auf, mit dem zuständigen Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Gespräche über die Schaffung von Kinder-, Jugend- und Erwachsenenpsychiatrietherapieplätzen auf Krankenschein aufzunehmen und für die alsbaldige Umsetzung einzutreten. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt.
Der zweite Antrag ist ein Antrag, den wir schon sehr, sehr oft gefordert haben. Da geht es um den Runden Tisch im Krisenmanagement im Gesundheitsbereich, meine Damen und Herren. Wir haben StR Hacker schon oft die Hand gereicht und gesagt: Setzen wir uns da zusammen! Alle wichtigen Player gerade in dem Bereich sollten sich zusammensetzen. - Das will er nicht, es interessiert ihn nicht, weil er ja eh weiß, wie es geht. Also wie es geht, habe ich Ihnen heute auch aufgezeigt, und aus dem Grund bringen wir folgenden Beschlussantrag: Der Amtsführende Stadtrat für Soziales, Gesundheit und
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