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Gemeinderat, 26. Sitzung vom 21.09.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 106 von 133

 

einen Inserate und zum anderen auch Formen von Artikeln, in denen informiert wird. Das ist alles gut und schön, aber, sehr geehrte Damen und Herren, wenn ich daran erinnere, dass wir in Wien von einer Impfquote von 56,9 Prozent - gemessen an der Definition des nationalen Impfgremiums für einen aufrechten Impfschutz - reden, dann ist das nicht sehr berühmt. Österreich-weit haben 59 Prozent einen aufrechten Impfschutz, also da ist ziemlich viel Luft nach oben. Es muss also darum gehen, diese Impfquote definitiv zu erhöhen. Und da geht es nicht nur darum, sich den vierten Stich abzuholen, sondern da geht es ganz vehement darum, dass überhaupt Menschen zum Impfen gehen, dass sie sich die Grundimmunisierung holen. Gestern ist gerade wieder ein auf die Omikron-Variante B4/B5 aktualisierter Impfstoff nach Österreich gekommen, ab Dienstag wird er auch in Wien verimpft, wenn ich das den Medien richtig entnehme. Die Impfstoffe wirken gegen schwere Erkrankungen, sie schützen vor Tod und sie schützen vor Überlastung im Spital.

 

Impfen ist also extrem wichtig und eine zentrale Maßnahme, um die Pandemie halbwegs zu bewältigen. Und deshalb ist es mir so wichtig, dass diese vielen Mittel dort hinkommen, wo sie tatsächlich die Impfquote erhöhen können. Dazu braucht es das persönliche Gespräch, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich glaube, von einem A3-Inserat in einer Tageszeitung wird sich niemand, der bis jetzt Angst hat, Sorgen hat, die Informationen einfach noch gar nicht so richtig verstehen hat können, impfen lassen, das A und O ist der persönliche Kontakt, die persönliche Aufklärung. Da braucht es ganz gezielt auch eine gewisse Kompetenz der einzelnen Menschen, die sogenannte Gesundheitskompetenz, die Health Literacy, damit Menschen informiert entscheiden können und wir damit auch so das Infektions- und Erkrankungsrisiko in der Gesellschaft und auch individuell senken können. Hierzu auch noch eine kritisch anzumerkende Diagnose der Gesundheitskompetenzforschung: 20 Prozent der Menschen ist es derzeit einfach nicht möglich, dass sie die Informationen, die derzeit kursieren, verstehen. Viele können es schon gar nicht mehr hören, aber für viele andere braucht es noch viel niederschwelligere, viel persönlichere Aufklärung zum Impfen. Ich finde das sehr bezeichnend. Eine Wissenschafterin hat gesagt, Gesundheitskompetenz gilt als sozialer Impfstoff. Es kann also unser aller Anliegen nicht nur sein, dass wir den biomedizinischen Impfstoff an und zu den Menschen bringen, sondern sie brauchen die entsprechende Kompetenz, damit sie auch gegen Fake News, gegen falsche Informationen, gegen Impfmythen, und so weiter geimpft sind und damit für sich eine gute Entscheidung treffen können. Denn die Entscheidung zum Impfen ist ja nicht nur eine persönliche, sondern eine Entscheidung für ein gesamtes gesellschaftliches Miteinander.

 

Ein Mal mehr, bitte verwenden Sie diese vielen Tausende, Hunderttausende Euro aus dem Krisenbewältigungsfonds nicht nur für Inserate, sondern für persönliche Kampagnen, für persönliche Aufklärungsgespräche. In der Stadt Wien gibt es gute Einrichtungen, gute Initiativen, die schon Erfahrungen haben in diesem „Face to face“-Kontakt, die auf der Straße mit Menschen arbeiten, sie beraten, sich die Zeit nehmen, zu Sportvereinen gehen, Einkaufszentren besuchen, und so weiter. Ich glaube, davon können wir gar nicht genug haben. Wir brauchen diese niederschwellige, diese kultur-, gender- und auch sprachsensible Beratung.

 

Ich ersuche sozusagen uns alle hier im Gemeinderat mit Nachdruck, auch den Herrn Stadtrat, weil er auch heute hier ist, Mittel aus diesem Covid-19-Krisenbewältigungsfonds ganz gezielt und ganz dringend und rasch für persönliche Informationsmaßnahmen zur Erhöhung der Impfquote einzusetzen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist GR Gorlitzer. Ich erteile es ihm.

 

19.53.43

GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP)|: Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Kollegin Huemer hat schon gesagt, die Corona-Impfung ist wichtig, weil sie die Langzeitfolgen oder die schweren Erkrankungen möglichst abwenden kann. Deswegen war es uns auch wichtig, als Volkspartei bei den Impfstrategien der Stadt Wien in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung zuzustimmen und immer mitzugehen. Heute werden wir auch der Impfkampagne zustimmen, wobei ich da schon etwas bemerken muss. Die Impfkampagne ist im Moment aufgebaut unter dem Thema Bekämpfung von Long Covid. Wir als Wiener Volkspartei haben schon zahlreiche Anfragen, Anträge gestellt und haben das oft thematisiert hier im Gemeinderat. Warum? Weil diese Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung nicht nur für die Betroffenen ein extrem hoher Leidensdruck ist. Es betrifft mittlerweile auch 110.000 Personen in Wien und es werden täglich mehr. Obwohl die Omikron-Variante weniger aggressiv ist, kommen wegen der hohen Ansteckungsrate immer mehr Leute dazu. Das hat auch Kollege Valipour bei der letzten Gesundheitsplattform bestätigt.

 

Leider gibt es keine validen genauen Zahlen zu Long Covid und es gibt vor allem auch zu wenige Anlaufstellen. Sie wissen, es gibt ein Stufenmodell, wer Long Covid hat, geht bei Stufe 1 zum Hausarzt, Stufe 2 zum niedergelassenen Facharzt und die Stufe 3 ist dann die Fachambulanz. Der Herr StR Hacker hat immer gesagt, der niedergelassene Bereich ist gefordert, aber da funktioniert es gut. Die Hausärzte und die niedergelassenen Fachärzte sind erste Anlaufstellen und behandeln die meisten der Long-Covid-Patienten. Wenn man dann in eine Fachambulanz in ein Wiener Spital möchte, wartet man oft wochen-, sogar monatelang. Wien hat verabsäumt, trotz mehrfacher Aufforderung und Hinweisen von uns, die Ressourcen rechtzeitig zur Verfügung zu stellen. Ein gutes Beispiel ist zum Beispiel die Website der Stadt Wien. Wenn man da auf Suche über Corona geht, findet man zwar die Definition von Long Covid schön beschrieben, aber wenn man weiterschaut, gibt es keinen Hinweis auf der Web-Seite, was zu tun ist, wenn man Long Covid hat, und welche Anlaufstellen es in Wien überhaupt gibt. München ist dagegen vorbildlich, in München sieht man einmal die Definition, die Erklärung, die mit der

 

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