Gemeinderat, 26. Sitzung vom 21.09.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 133
Prozent der 54 Millionen KenianerInnen sind von Armut betroffen. Wer ist dann wieder besonders betroffen? - Frauen. Bereits im Alter von 15 Jahren sind 4 Prozent der Mädchen und jungen Frauen schwanger und weitere 23 Prozent, also ein Viertel, bevor sie 18 Jahre alt sind. Je niedriger der Bildungsgrad, desto höher ist das Risiko, durch Gewalt oder fehlende Strukturen schwanger zu werden. Fehlende Informationen, fehlendes Service, Fehlendes an allen Ecken und Enden und eben das Fehlen von Bildung und Arbeitsmöglichkeiten.
Die Wiener entwicklungspolitische NGO Aktion Regen wird in Kooperation mit dem Kenya Children's Fund ein einjähriges Projekt zur Verbesserung der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Situation von Frauen umsetzen. Ich finde dieses Projekt auch so wertvoll, weil es mit einer ortsansässigen NGO passiert, weil es passiert, wo Frauen Frauen helfen können und wo wir nicht nur von oben herab etwas unterstützen, sondern ganz sinnvoll eine ganz konkrete Unterstützung wieder in Ausbildung, wieder in Berufsausbildung, wieder in Bildungschancen geben und die Eröffnung von Kleinunternehmen unterstützen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich wollte heute auch darauf eingehen, dass es nicht nur Projekte sind, die irgendwo in der ganzen Welt sind, sondern auch Projekte, die auch in Europa stattfinden. Das eine ist in Moldawien, durch die unermüdliche Arbeit von Concordia, der von Pater Georg Sporschill gegründeten Organisation mit Geschäftsführer Bernhard Drumel und vielen großartigen MitarbeiterInnen, die in Moldawien ein ganz wertvolles Projekt machen, das oftmals übersehen wird. Sauberes Wasser und effiziente Sanitäranlagen, dafür werden 29.770 EUR von uns zur Verfügung gestellt. Ich finde es deswegen so wertvoll, dieses Projekt zu unterstützen, weil Moldawien vermutlich das ärmste Land Europas ist. 44 Prozent der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, 44 Prozent der Bevölkerung mitten in Europa. Dementsprechend leiden sie an gesundheitlichen Folgen, und entsprechend ist auch die Abwasserentsorgung.
Die Zielgruppe für dieses Projekt, das sich eben mit sauberem Wasser und effizienten sanitären Anlagen beschäftigt, sind 297 sozial benachteiligte Kinder, 292 ältere Menschen, 26 junge Erwachsene und 48 ukrainische Kinder, denn Moldawien hat trotz aller Probleme, hat trotz der Sorge 48 ukrainische Kinder in dieser konkreten Einrichtung, in dieser bestehenden sozialen Einrichtung untergebracht.
Die Infrastrukturmaßnahmen zur Verbesserung erfolgt in drei Bereichen, und die Maßnahme stellt eine qualitative Verbesserung der Wasserversorgung beziehungsweise auch der -entsorgung, die auch genauso wichtig ist, dar.
Das letzte Projekt, das ich heute noch unter den 13, die wir unterstützen, vorstellen wollte: Das Österreichische Rote Kreuz macht auf ein Thema in Nordmazedonien aufmerksam, das wohl in der ganzen Welt ein dramatisches ist, aber Nordmazedonien besonders betrifft: Berufschancen für wohnungs- und obdachlose Menschen. Als ehemaliger Mitarbeiter vom neunerhaus ist es mir hier ein besonderes Anliegen, zu diesem Projekt zu sprechen. 30.000 EUR, hier auch wieder speziell für Frauen, sind besonders wichtig, denn Frauen wurden besonders stark von der Covid-Pandemie in ihren Berufswelten betroffen. Laut einer NGO erlebt man derzeit in Nordmazedonien, weil Frauen keine Chance haben und immer noch unterdrückt werden, dass 1 von 3 Frauen in Nordmazedonien ab dem 15. Lebensjahr sexuelle oder psychische Gewalt erlebt hat.
Wohnungslosigkeit ist in Nordmazedonien, wie schon vorhin gesagt, keine Seltenheit, gerade bei Frauen, und gerade hier soll eine Ausbildungschance für 160 Obdachlose, die in Skopje leben, Unterstützung bekommen. Das Österreichische Rote Kreuz wird daher in Kooperation mit dem Roten Kreuz der Republik Nordmazedonien ein einjähriges Projekt dort starten, das extra Berufschancen geben soll. Von 160 Personen, die in einem Betreuungszentrum derzeit erfasst werden, werden zuerst 20 Wohnungslose ein 3-tägiges Training bekommen, wo ihre sozialen und psychischen Fähigkeiten für eine zukünftige Berufstätigkeit gestärkt werden. Dann wird es weitere geben, die eine Chance bekommen, in einem dreitägigen Seminar für das Thema sexuelle und genderbasierte Gewalt sensibilisiert zu werden. Unter Einbindung von Obdachlosen, die handwerkliche Fähigkeiten besitzen, werden 33 veraltete Betten in diesem konkreten Sozialprojekt repariert. Weiters werden Solarmodule zur Versorgung von Warmwasser installiert und Industriewaschmaschinen eingekauft. Durch diese Verbesserung der Infrastruktur steigen die Lebensqualität und ein bisschen auch der Sozialstandard.
Ich habe diese vier Projekte ausgewählt, weil sie ein Oberthema haben, und das heißt Armut und Bildung und Armut und Frauen in drei dieser Projekte. Es zeigt, wie wichtig es ist, dass wir hier die Zusammenhänge weiter anerkennen und weiter sehen und dass wir gerade auch als Stadt Wien hier weiter Förderungen geben. Ich danke uns allen, dass hier diese Unterstützung von 386.890 EUR heute für diese 13 Projekte passieren wird.
Weil es heute noch bei diesem Tagesordnungspunkt einen Allparteienantrag geben wird, den Frau Kollegin Hungerländer einbringen wird: Ich bin so froh, dass wir auch zu anderen Themen, die in diesem entwicklungspolitischen Thema so notwendig sind, hier etwas klar und deutlich sagen, nämlich dass wir die Kriegshandlungen zwischen Aserbaidschan und Armenien auf armenischem Territorium verurteilen und dass wir dort genau darauf achten müssen, dass durch Verhandlungen und nicht durch Waffen dauernde Auseinandersetzungen geschaffen werden. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Denn Kriege und Katastrophen führen zu Gewalt und Not, und das ist das, was dann weiter zu Armut und Bildungslosigkeit führt. Ich danke für euren Beitrag. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Mag. Dolores Bakos, BA.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.
GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Es war schon eine schöne Überleitung zu dem Antrag, den ich mitgebracht habe.
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