Gemeinderat, 25. Sitzung vom 28.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 106
sicherlich ein Begriff. Alle, die ihr Haus sanieren wollen, können sich dort kostenfrei Beratung holen. Allein im Jahr 2021 gab es schon 1.000 Beratungen, und für dieses Jahr rechnen wir mit einer stattlichen Steigerung, denn jetzt sind wir mittlerweile bei durchschnittlich 250 Beratungen pro Monat. Der Fokus liegt derzeit auf zwei Themen. Das sind einerseits die Umstellung der Heizung auf alternative Energien und andererseits die Vermittlung des umfangreichen Förderangebots. Auch die digitale Baueinreichung ist mittlerweile möglich, und 200 Einreichungen konnten auf diese Art mittlerweile abgewickelt werden.
Wichtig im Zusammenhang mit Sanierungen und Grätzlentwicklungen ist auch das Thema der Bürgerbeteiligung, und so darf ich noch einmal zwei Förderschienen in Erinnerung rufen, eine große und eine kleine: Einerseits die Grätzlmarie, die jetzt speziell das Gebiet Innerfavoriten betrifft und bei der Gemeinschaftsprojekte gefördert werden. Das kann gemeinsames Garteln betreffen, das kann gemeinsames Lernen, wie man sein Fahrrad repariert betreffen, das kann auch Medien- oder Kunstprojekte betreffen. Das Ziel ist jedenfalls immer, die Gemeinschaft zu stärken, den Zusammenhalt im Grätzl zu stärken. Dafür stehen jährlich bis zu 30.000 EUR zur Verfügung, und es gibt auch schon die Planung für ein weiteres Schwerpunktgebiet, das ist das Gebiet Nordwestbahnhof und Nordbahnhof beziehungsweise das Gebiet Volkertviertel.
Die zweite Grätzlförderung, die ich ansprechen möchte, heißt eben Grätzlförderung, und da geht es speziell um innovative Lösungen, die baulich beziehungsweise technisch umgesetzt werden. Dafür ist natürlich ein größeres Volumen vorhanden, nämlich: Für juristische Personen kann man bis zu 500.000 EUR Förderung beantragen, und natürliche Personen werden mit bis zu 150.000 EUR gefördert.
Die vorhin erwähnte Homepage „wirsan.wien.gv.at“ stellt die Projekte besonders schön und sehr übersichtlich dar, und sie zeigt vor allem, wie vielfältig Sanierungsprojekte gefördert werden. Es geht nicht einfach nur um die Bausubstanz, sondern auch um viele andere Dinge. Ich möchte Ihnen das anhand von ein paar Beispielen näherbringen:
Beispielsweise wurde in der Eberlgasse 3 im 2. Bezirk - das war eher eine klassische Förderung - ein Altbau, ein Gründerzeithaus saniert. Da konnte der Heizbedarf um sage und schreibe 93 Prozent reduziert werden: Von 140 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr wurde der Heizbedarf gesenkt auf 11 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr - also eine eklatante Senkung.
In der Unteren Augartenstraße wurde ein Studierendenheim gefördert, wo 164 Wohneinheiten modernisiert wurden, wo eine behindertengerechte Erschließung möglich wurde und wo der Heizwärmebedarf ebenfalls um stattliche 79 Prozent gesenkt werden konnte, sodass es sich heute um ein Niedrigenergiehaus handelt. Darüber hinaus wurden in diesem Gebäude aber auch Dinge gefördert wie die Entstehung eines Waschsalons - das ist für Studierende natürlich auch wichtig -, Lernräume, Theaterräume, Seminarräume, auch Fahrradabstellplätze oder zum Beispiel Kfz-Parkplätze mit E-Ladestation für Elektroautos.
Ein weiteres außergewöhnliches Sanierungsprojekt war die Geblergasse 11 und 13, wo erstmals in Wien auf eine auf Solar- und Geothermie basierende Wärme- und Stromversorgung umgestellt wurde, und zwar in einem gesamten Häuserblock - also nicht nur ein Gebäude, sondern der gesamte Block. Sehr speziell ist die Lösung insofern, weil die Sonnenwärme im Sommer im Erdreich in bis zu 100 m Tiefe eingelagert und im Winter zum Heizen für das Warmwasser verwendet werden kann. Umgekehrt kann an heißen Tagen das Erdreich zur Kühlung der Wohnungen über die Fußbodenheizung genutzt werden. Sie sehen also, da werden wirklich innovative Projekte vorangetrieben. Darüber hinaus gab es auch hier einen Liftzubau, Balkone, Terrassen, Laubengänge und Mietergärten, die insgesamt, denke ich, die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner eklatant steigern werden.
Nicht zuletzt möchte ich natürlich auch erwähnen, dass auch im Gemeindebau die Sanierungstätigkeit ganz zentral ist. Auch hier gilt, dass jedes sanierte Gebäude natürlich auch insgesamt die Lebensqualität enorm steigern kann. So wurden beispielsweise im Goethehof im 22. Bezirk zusätzlich zur Bestandssanierung, zu den bestehenden Wohnungen, 129 neue Wohnungen im Dachgeschoß ergänzt, und - was auch sehr speziell ist, weil es offenbar dort in diesem riesengroßen Gemeindebau einen Bedarf gab - es wurde auch ein kleines Pflegehospiz mit 4 Wohneinheiten eingebaut. Auch daran muss man bei einer Wohnbausanierung manchmal denken. Auch da kam es natürlich zu Klimaschutzmaßnahmen, bei denen auch die Wärme- und Energieversorgung erneuert wurde.
Abschließend bleibt mir zu sagen, dass das leistbare Wohnen uns auch in den kommenden Jahren intensiv oder vielleicht sogar noch intensiver beschäftigen wird, denn die Inflation macht vor Wien nicht Halt, der Druck von den Investoren ist sehr groß, und umso wichtiger ist es, dass Gebiete mit Augenmaß und unter Einbindung der ansässigen Bevölkerung entwickelt werden und Sanierungen stattfinden, damit die erneut festgestellte hohe Lebensqualität von allen Wienerinnen und Wienern gespürt werden kann. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für die Desinfektion. Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Karner-Kremser. Ich erteile es ihr. Die Restredezeit beträgt elf Minuten, die eingestellt sind.
GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Normalerweise komme ich mit weniger Zetteln raus, aber die sind mir zu diesem Thema, das ich ansprechen möchte, mehr oder weniger in den Schoß gefallen, zugefallen, in jeder Menge. Normalerweise bringt man bei der Debatte zum Rechnungsabschluss ein Resümee dessen, was man gemacht hat, ich möchte heute darlegen, warum wir etwas bisher noch nicht gemacht haben, und schaue dazu Herrn Kollegen Prack an.
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